Zum Inhalt springen

Header

Audio
Neuartige Technologie hält angeblich Mücken fern
Aus Espresso vom 13.08.2020. Bild: keystone
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 17 Sekunden.
Inhalt

Schutz oder Humbug? Neuartige Technologie hält angeblich Mücken fern

Die Coopzeitung warb kürzlich für ein neuartiges Plastik-Armband, das Mücken wirksam fernhalte. Revolution oder Humbug?

«Bye-Bye Mückenstiche», titelte der Elektronikhändler Fust kürzlich in einem Inserat in der Coopzeitung. Beworben wurde ein neuartiges Produkt aus der Schweiz: Mückenschutz ohne Chemie, Lärm oder Geruch. Das Mückenschutzarmband Nopixgo sende schwache elektronische Impulse aus, die ein Gewitter simulierten und Moskitos dazu bringe, nicht zu stechen. Das farbige Armband aus Plastik kostet knapp 90 Franken.

Tropeninstitut hat Produkt angeblich getestet

Die patentierte «Biopulse Technologie» schütze die Träger in einem Radius von zwei Metern zuverlässig vor Stichen, heisst es auf der Webseite des Herstellers Nopixglobal. Das Unternehmen behauptet zudem, Tests am Tropeninstitut Basel hätten die Wirksamkeit von Nopixgo bestätigt.

Screenshot von nopixglobal.com - Plastikarmband blau
Legende: Das Plastik-Armband von Nopixglobal soll Moskitos fern. Ohne Chemie. Ohne Geruch. Und ohne gefährliche Strahlung. nopixglobal.com/screenshot

Das Schweizerische Tropen- und Public Health Institut (Swiss TPH), das auch ein Gütesiegel für Mückenschutzmittel vergibt, verneint. Insektenforscher und Mücken-Experte Pie Müller sagt, das Produkt sei nie von ihnen getestet worden. In seltenen Fällen vermiete das Institut ihre Test-Anlage auch an Externe, doch mit den Resultaten dieser Versuche habe das Tropeninstitut nichts zu tun.

Kritik an wissenschaftlicher Grundlage

Hinter die Technologie mit den elektromagnetischen Wellen setzt Mücken-Experte Pie Müller Fragezeichen: «Wissenschaftlich ist mir nicht klar, worauf das basiert. Soviel ich weiss, gibt es auch keine Studien, die die Wirkung des Armbandes gezeigt hätten», sagt er zum SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».

Alexander Mathis, Mücken-Experte an der Universität Zürich, kommt zu einem ähnlichen Schluss: «Es gibt fast keine wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema. Ich habe eine einzige Arbeit aus Malaysia gefunden. Diese untersuchte, wie elektromagnetische Wellen, wie sie Gewitter verursachen, das Verhalten der Gelbfiebermücke beeinträchtigt. Und es wurde kein Effekt gefunden.»

Was taugen Mückenarmbänder wirklich?

Box aufklappen Box zuklappen

Das Prinzip eines Plastik-Armbandes gegen Mücken ist nicht neu. Schon seit längerem gibt es verschiedene Modelle, zum Beispiel mit ätherischen Ölen, mit Ultraschalltechnologie oder mit Insektizid wie DEET.

Am klarsten ist der Fall beim Ultraschall, einem sehr hohen Pfeifton, wie bei Marder-Abschreck-Geräten. Dies sei bei Mücken wirkungslos, sagt die Forschung.

Bei Armbändern mit ätherischen Ölen oder Insektiziden ist das Problem, dass solche Produkte nur sehr lokal helfen, also, wenn sie direkt auf die zu schützende Hautpartie aufgetragen werden. An einem Armband sei deren Wirkung sehr umstritten, sagen Mücken-Experten.

Das Schweizerische Tropeninstitut will nun beim Hersteller intervenieren und die umstrittene Aussage von der Webseite entfernen lassen.

Das Nopixgo Mückenarmband gibt es seit zwei Jahren. Etwa bei Fust, Media Markt und Galaxus. Wie viele schon verkauft wurden, gibt der Hersteller nicht bekannt.

«Mehrheitlich positive Kundenberichte»

Zur Kritik der Mückenexperten schreibt Geschäftsführer Richard Karlsson: «In den bisher durchgeführten Labortests sowie einer Feldstudie einer NGO auf den Philippinen haben wir sehr vielversprechende Ergebnisse gesehen. Daneben erfahren wir mehrheitlich positive Kundenberichte. Wenn es nicht funktionieren würde, wären wir bei unseren Vertriebspartnern unlängst ausgelistet worden.»

Die zitierte Studie aus Malaysia, die keine Wirkung zeigte, kennt Karlsson nicht. Die umstrittene Aussage zu den Tests am Tropeninstitut werde man entfernen.

Video
Aus dem Archiv: Mückenschutz - Das hilft gegen die Stiche
Aus Puls vom 29.06.2015.
abspielen. Laufzeit 19 Minuten 2 Sekunden.

Vorsicht in heiklen Regionen

Zum Umgang mit diesem, aber auch anderen Mückenarmbändern, raten die Experten: Gerade in Ländern, in denen Moskitos gefährliche Krankheiten wie Dengue oder Malaria übertragen können, solle man sich auf keinen Fall nur auf so ein Produkt verlassen.

Espresso, 13.08.2020, 8.13 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel