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Schutz vor Grossraubtieren Die Bündner wollen Herdenschutzberatung massiv ausbauen

Nach dem Nein zum Jagdgesetz bleibt das Thema Herdenschutz für die Bauern hochaktuell. Bereits vor der Abstimmung hat man in Graubünden beschlossen, die Beratung für Herdenschutzmassnahmen deutlich auszubauen, heisst es heute beim Kanton.

Lange war es in Graubünden ein Wolfsrudel, das an den Flanken der Berge entlangzog. Doch: Seit 2018 nimmt diese Zahl stark zu. Mittlerweile sind von den schweizweit neun Wolfsrudeln sieben in Graubünden zuhause.

Ein Grossteil der Kantonsbevölkerung beobachtet diese Entwicklung mit Sorge, dies zeigt allein schon das Abstimmungsresultat von vergangenem Sonntag. Über 67 Prozent stimmten für das neue Jagdgesetz und damit für einen leichteren Abschuss des Wolfes.

Mehr Hunde und Zäune

Die Wolfspräsenz stellt insbesondere Bäuerinnen und Bauern vor Herausforderungen. Unabhängig vom Ausgang der Abstimmung bleiben Herdenschutzmassnahmen weiterhin ein grosses Thema für die Berglandwirtschaft. Bereits vor der Abstimmung habe man entschieden, insbesondere die Herdenschutzberatung für die Bauern auszubauen, heisst es heute beim Kanton Graubünden.

Schutzhundetafel
Legende: An der Akzeptanz von Herdenschutzhunden müsse noch gearbeitet werden, heisst es beim Kanton. Keystone

Das soll in den nächsten Monaten nun geschehen. Verantwortlich dafür ist das landwirtschaftliche Bildungszentrum Plantahof - das Kompetenzzentrum für Herdenschutz im Kanton.

Wir wollen nun Kleinviehhalter mit einem Herdenschutzkonzept versehen.
Autor: Peter Küchler Direktor Plantahof Landquart

Bis jetzt war es so, dass Alpbetriebe aktiv auf den Plantahof zugehen mussten, wenn sie Herdenschutzmassnahmen ergreifen wollten. «Nun wollen wir die Kleinviehhalter im Kanton Graubünden aktiv mit einem Herdenschutzkonzept versehen», sagt Peter Küchler, Leiter des Plantahofs.

Aus Einzelkämpfer soll ein Team werden

In den kommenden Monaten wolle man direkt auf die Bauern zugehen. Ziel sei es, dass in ein bis zwei Jahren auf allen Betrieben, bei denen Schutzhunde oder Einzäunungen erfolgversprechend seien, entsprechende Massnahmen umgesetzt seien.

Urner mit nutzlosem Verfassungsartikel

Box aufklappen Box zuklappen

Auch ein Grossteil der Urner Bevölkerung verlangt einen leichteren Abschuss des Wolfes. Das neue Jagdgesetz hätte sie mit knapp 70 Prozent angenommen. Zudem verankerte sie bereits im Februar 2019 einen Artikel in der Kantonsverfassung, der die «Förderung von Grossraubtieren» verbietet und den Kanton zur Regulierung des Wolfsbestandes verpflichtet.

Wegen des eidgenössischen Neins zum Jagdgesetz stellt sich dieser Verfassungsartikel jetzt jedoch als ziemlich nutzlos heraus, denn weiter verschärfen darf der Kanton Uri seine Regeln nicht. «Den Handlungsspielraum, der uns der Bund gibt, schöpfen wir schon seit längerem aus», sagt der Urner Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti. «Nach dem Nein zum Jagdgesetz bleibt der Einfluss des Verfassungsartikels gleich null, doch darauf haben wir im Abstimmungskampf auch immer hingewiesen.»

Bis jetzt war nur eine Person in einem 50 Prozent Pensum als Herdenschutzbeauftragter beschäftigt. «Wir müssen wegkommen von diesem Einzelkämpfer, der sich bislang ziemlich einsam mit dieser Situation herumschlägt», erklärt Küchler.

Akzeptanz als grosse Herausforderung

Man wolle deshalb ein vierköpfiges Team aufbauen. Bestehende Mitarbeitende sollen sich neben ihren heutigen Aufgaben zusätzlich um die Herdenschutzberatung kümmern. Mit der Frage, ob man nicht früher hätte reagieren müssen, will sich Küchler nicht auseinandersetzen. «Wir versuchen das Möglichste zu machen, um die Situation zu verbessern.»

Der Bestand der Wölfe wird weiter zunehmen, wir müssen nun gemeinsam handeln.
Autor: Christa Buchli Präsidentin Bündner ÄlplerInnenverein

Noch dürfte der Weg hin zu einem flächendeckenden Herdenschutz allerdings weit sein. Gerade an der Akzeptanz von Herdenschutzhunden müsse noch stark gearbeitet werden, sagt Küchler. «Das ist eine Riesenbaustelle», findet der Plantahofchef. Der Einsatz dieser Hunde vor Ort sei schwierig. Weiter sei auch nicht abschliessend geklärt, was diese Hunde dürften und was nicht. «Da sind wir sehr gefordert», sagt Peter Küchler.

Älplerverein findet Stossrichtung gut

Als «Schritt in die richtige Richtung» bezeichnet Christa Buchli, Präsidentin des Bündner Älplerinnen- und Älplervereins, die Absichten des Kantons. Herdenschutz, aber auch das Regulieren von gewissen Wölfen, seien erfolgversprechend.

«Aber man muss auch die Hirten im Umgang mit diesen Hunden ausbilden und es braucht auch mehr Schutzhunde», sagt die Präsidentin des Älplervereins. Man müsse sich mit Hochdruck hinter das Thema machen. «Der Bestand der Wölfe wird weiter zunehmen.»

Jagdgesetz

Eidg. Vorlage: Änderung des Jagdgesetzes

  • JA

    48.1%

    1'530'811 Stimmen

  • NEIN

    51.9%

    1'653'873 Stimmen

Regionaljournal Graubünden, 12:03 Uhr ; 

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