Der Walliser Dominque Giroud soll Fendant in St-Saphorin verwandelt haben. Ohne göttliche Gabe, dafür mit viel krimineller Energie. Er füllte einfach den billigen Wein in teure Flaschen – so lautet ein Vorwurf. Hunderttausende Liter soll der Winzer in der Vergangenheit illegal verschnitten haben.
In Untersuchungshaft sitzt Giroud aber seit dieser Woche aus einem anderen Grund: Weil er die Computer zweier Journalisten hacken liess, die über die Pansch-Affäre berichtet hatten. Und über die rund 13 Millionen Franken Einnahmen, die Giroud unterschlagen haben soll. Gemäss der Genfer Staatsanwaltschaft soll Girouds Untersuchungshaft einen Monat dauern.
«Das bereue ich»
In einem Interview, das der 43-Jährige wenige Tage vor seiner Verhaftung der Westschweizer Wirtschaftszeitung «L'Agefi» gegeben hat, gibt er die Verfehlungen zu. Er habe nicht sein ganzes Einkommen angegeben und auch falsche Belege für reelle Geschäfte ausgestellt. «Das bereue ich.» Die Pansch-Vorwürfe bestreitet er. Der Hacker-Angriff war kein Thema im Gespräch.
Im Wallis ist man sauer auf Giroud. Nicht zuletzt wegen einer seiner früheren Aussagen, wonach das Panschen von Weinen gängige Praxis im Wallis sei. Überhaupt kein Verständnis hat man auch für den Spionageangriff auf Journalisten.
Um einen Imageschaden für die ganze Branche abzuwenden, steckt man Dominique Giroud in die Rolle des Schwarzen Schafes der Familie. Man habe ihn kaum gekannt, er habe sein Vermögen im Ausland verdient, er sei Händler, kein Weinfachmann, und überhaupt alles andere als ein typischer Walliser Winzer.
Weinexpertin und Buchautorin Chandra Kurt glaubt nicht, dass die Walliser Winzer wegen der Affäre Giroud einen Imageschaden davontragen werden: «Diesen Finanzskandal mit der ganzen Appellation zu verbinden ist nicht nötig.»
Kurt, die selber eine Kollektion mit Walliser Weinen im Angebot führt, hält das Wallis für die spannendste Weinregion der Schweiz. Grund seien die vielen alten Rebsorten, darunter «Juwelen» wie die Petite Arvine. Und natürlich die Winzer. Unter ihnen gäbe es viele innovative Leute, die einen qualitativ hochstehenden und eigenständigen Job machten. Chandra Kurt hofft, dass die Kunden wegen der Affäre Giroud dem Walliser Wein nicht die Liebe kündigen werden.
Mehr Geschäftsmann als Bauer
In Sachen Lebensmittel reagieren Konsumenten in der Regel extrem sensibel. Werden in einer Büchse Ravioli Zutaten entdeckt, die da gemäss Etikettierung nicht hineingehören, schlägt sich das sofort in den Verkaufszahlen nieder.
Wäre Dominique Giroud ein Prototyp der Branche, wäre die Gefahr eines Imageverlustes beträchtlich. Gemäss Konsumpsychologin Mirjam Hauser vom Gottlieb-Duttweiler-Institut müssten die Winzer in so einem Fall wohl ihre Kommunikationsmassnahmen intensivieren: «Seht her, so machen wir das, und wir machen es gut.» Da der Sittener aber mehr als Geschäftsmann denn als Bauer gelte, werde der Ruf des Walliser Weins kaum Schaden davontragen.