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Schweiz Flüchtlingshilfe fordert Konsequenzen im Flüchtlingswesen

Während der Rückschaffung von Vallorbe nach Brig hat eine hochschwangere Syrerin ihr Baby verloren. Ihr Mann beschuldigt die Schweizer Grenzwache, seiner Frau medizinische Hilfe vorenthalten zu haben. Die Schweizer Flüchtlingshilfe verlangt eine Anpassungen der Verfahren im Flüchtlingswesen.

Nach dem gravierenden Vorfall am vergangenen Samstag mit einer jungen syrischen Flüchtlingsfamilie verlangt die Schweizer Flüchtlingshilfe (SFH) die medizinische Notfallversorgung für Flüchtlinge in der Schweiz.

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Eine im siebten Monat schwangere Syrerin wurde nach der Durchreise hinter der Grenze in Frankreich zur Rücküberführung nach Italien den Schweizer Behörden übergeben. Auf der Rückfahrt von Vallorbe nach Brig erlitt die Schwangere starke Blutungen. Ihr Mann beschuldigt die Schweizer Grenzwacht-Beamten, seiner Frau über Stunden medizinische Hilfe vorenthalten zu haben. Bei der Rückfahrt nach Italien brach die Frau am Bahnhof von Domodossola zusammen und wurde ins Spital gebracht. Dort wurd ihr Kind tot geboren.

Medizinischer Support beim Grenzwachtkorps nötig

Zum Vorfall, den «10vor10» publik gemacht hatte, sagt Stefan Frey von der Flüchtlingshilfe: «Wir sind alle total schockiert. Wir müssen nun über den Tag hinaus denken. Das ganze Verfahren im Flüchtlingswesen muss überdacht werden. Bei einem Problem muss zuerst die medizinische Versorgung kommen, und erst danach die Bürokratie.»

Gefordert sind laut Frey darum die verschiedenen beteiligten Stellen, damit die Abläufe überprüft werden, wenn etwa Leute im Zug aufgegriffen werden. Dazu müsse ein System aufgebaut werden, bei dem die Leute zuerst in ein Spital oder in die nächste Notfallversorgung kommen, um sicherzustellen, dass sie keine weiteren Schäden davontragen. «Das Grenzwachtkorps muss mit medizinischem Support verstärkt werden. Die Grenzkantone sind auch gefordert, um auf solche Fälle schnell reagieren zu können.»

Die Familie sitz auf einem Bett, die Mutter umarmt ihre älteste Tochtger.
Legende: Nach dem Spitalaufenthalt der Mutter ist die Familie Jneid wieder vereint. SRF

Die syrische Familie von Omar Jneid denkt im Moment nicht ans Weiterreisen. Sie verlangt Aufklärung und juristische Hilfe und erhofft sich diese in Italien und der Schweiz.

Seit der Noteinlieferung der Ehefrau ins Spital in Domodossola war die Familie getrennt. Am Donnerstagvormittag holte Vater Omar Jneid seine sechsjährige Tochter und seinen vierjährigen Sohn ab: «Ich möchte Italien danken. Der Polizei, dem Roten Kreuz, allen, die uns in diesen Tagen geholfen haben. Meine zwei älteren Kinder wurden in Mailand gut behandelt. Sie waren dort in einem Notaufnahmelager.»

Obduktionsbericht bis Ende Woche

Ehefrau Suha Jneid geht es fünf Tage nach der Totgeburt ihrer jüngsten Tochter gut. In Domodossola wurde das Kind am Mittwoch unter grosser Anteilnahme beerdigt. Den Obduktionsbericht wollen die Italiener spätestens am Samstag vorlegen. Anhand der Todeszeit will man erfahren, ob das Kind in Italien oder noch in der Schweiz verstorben ist. Davon ist dann das weitere Verfahren abhängig.

Schwere Vorwürfe des syrischen Vaters

Der Vater und frühere Lehrer aus Aleppo will wissen, wer für die grobe Behandlung seiner Frau durch die Schweizer Beamten verantwortlich ist. Er erzählt von der Rückführungsaktion: «Meiner Frau ging es immer schlechter und ich wollte wenigstens wissen, wo wir sind. Keiner hat mir eine Antwort gegeben. Da habe ich angefangen, in der Zelle mit meinem Handy zu filmen. Irgendwann haben die das gemerkt und gesagt, ich solle aufhören. Dann haben sie es mir abgenommen und gesagt, ich solle alles löschen. Ich wollte nicht und sie wurden grob. Sie haben mich wieder in die Zelle zurückgestossen und gesagt, sie machten erst wieder auf, wenn ich die Aufnahmen gelöscht habe. Oder sie würden das Handy kaputt machen. Daraufhin habe ich die Aufnahmen gelöscht.»

Die Oberzolldirektion wollte sich zu diesen Vorwürfen nicht äussern. Auf Anfrage von «10vor10» bestätigte die Kommunikationsstelle: «Die Untersuchung läuft auf Hochtouren. Es stehen sehr viele Vorwürfe im Raum. Diese sind Gegenstand der Untersuchung.»

Eine lückenlose Aufklärung im Fall der hochschwangeren Ehefrau fordert auch die Schweizer Flüchtlingshilfe. Sie verlangt zudem eine offizielle Entschuldigung durch den Bundesrat.

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