«Rekordgewinn von 38 Milliarden Franken»: Diese Schlagzeile zur Schweizerischen Nationalbank ist gerade mal ein paar Monate alt. Heute heisst es nun: «Rekordverlust von 30 Milliarden Franken». So gross war der Verlust in einem einzelnen Quartal noch nie. Der Grund für die roten Zahlen: Die Aufhebung des Mindestkurses – und als Folge davon der starke Franken.
So beträgt der Verlust auf den Fremdwährungspositionen der Nationalbank 29,3 Milliarden Franken. Auf dem Goldbestand resultierte ein Bewertungsverlust von einer Milliarde Franken. Wie SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler erklärt, hat sich der Franken nicht nur im Verhältnis zum Euro aufgewertet, sondern auch gegenüber dem Dollar und anderen Währungen. «Wenn man die Währungsreserven mit den neuen Kursen umrechnet, ergibt das die grossen Währungsverluste», so Kobler.
Starkes Auf und Ab
Das negative Quartalsergebnis bedeute nicht unbedingt, dass die Nationalbank auch während dem Rest des Jahres Verluste einfahren werde, sagt Kobler. «So grosse Kurssprünge wie im Januar sind nicht mehr zu erwarten. Der Euro-Kurs ist weg und der Franken hat sich zu verschiedenen Währungen auf einem neuen Niveau eingependelt.»
Gleichzeitig seien die Fremdwährungsreserven der Nationalbank nach wie vor enorm; sie betragen über 500 Milliarden Franken. «Weil die Wechselkurse weiter schwanken werden, wird auch das Quartalsergebnis der SNB weiter stark schwanken.»
Die Milliarde bleibt möglicherweise aus
Was heisst das Ergebnis nun für Bund und Kantone? Diese konnten in den letzten Jahren regelmässig darauf zählen, von der SNB eine Milliarde Franken zu erhalten. Im letzten Jahr waren es gar zwei Milliarden Franken; 2013 hingegen war der Topf leer und es gab gar kein Geld.
«Die Abrechnung mit Bund und Kantonen erfolgt erst Ende Jahr», sagt Kobler. «Klar ist aber, dass das Geld in diesem Topf auch dafür aufgewendet werden muss, Quartalsverluste aufzufangen.» Bund und Kantone täten deshalb gut daran, nicht allzu fest mit der SNB-Milliarde zu rechnen.
Gewinn oder Verlust darf keine Rolle spielen
Übrigens wäre das Ergebnis der Nationalbank noch schlechter ausgefallen, wenn sie auf gewisse Positionen nicht auch Gewinn gemacht hätte. So milderten Zinserträge, Dividendenerträge, Kursgewinne auf Zinspapieren und -instrumenten sowie Beteiligungspapiere den Verlust ab – von 41,1 Milliarden Franken auf 30 Milliarden Franken.
Ob Gewinn oder Verlust, dies dürfe die Währungshüter ohnehin keine Rolle spielen, führt Kobler aus: «Ihr oberstes Ziel ist, eine Geldpolitik zu betreiben, die im Interesse der Schweizer Volkswirtschaft liegt. Dazu gehört aus Sicht der Währungshüter offenbar auch der unpopuläre Entscheid vom Januar, den Euro-Mindestkurs aufzuheben.»