Die Jungsozialisten lieben die Provokation: Dafür zeigen sie auch mal einen Regierungsrat der eigenen Mutterpartei, der SP, an. Oder sie legen mit einer Sitzblockade den Zürcher Feierabend-Verkehr lahm.
Diese Aktionen verhelfen den jungen Linken zu viel Medienpräsenz. Aber daneben ist die Juso auch eine Jungpartei für die politische Knochenarbeit. So bringt sie eigene Initiativen zustande, wie jüngst die 1:12-Initiative oder jetzt die Initiative gegen Nahrungsmittelspekulation. Juso-Präsident Fabian Molina ist stolz auf seine Jungsozialisten – und scheut dabei auch das Eigenlob nicht: «Die Juso ist die Partei, die sich nicht zufrieden gibt mit der Welt, die sehr viel Ungerechtigkeit produziert. Sie wagt auch etwas und ist mutig genug, die Dinge beim Namen zu nennen.»
Ruf als Weltverbesserer
Bei der 1:12-Initiative war es das Ziel, die Löhne der Manager zu beschränken. Nur ein gutes Drittel der Stimmbürger unterstützte das Anliegen. Aber die Schweiz diskutierte das Thema über Monate. Jetzt geht es der Juso darum, die Nahrungsmittelspekulation zu verbieten. Wieder diskutiert das Land ein Thema breit – auch wenn die Initiative an der Urne einen schweren Stand haben dürfte.
Die Jungsozialisten haben den Ruf der Weltverbesserer. Aber Juso-Präsident Molina wehrt sich gegen den Vorwurf, die Juso mache rein utopische Politik: «Die Juso ist eine Partei, die sich sehr klar und sehr laut für eine gerechtere Welt einsetzt. Mit der aktuellen Initiative tun wir dies ganz konkret, weil wir wissen, dass wir hier die Welt ein bisschen besser machen können.»
Im Ton der Empörung
Was die Jungsozialisten antreibt, ist der Kampf für eine gerechtere Welt – und der Geist der Sozialistischen Internationalen: Auch die Kleinbauern in Bolivien und die Marktfrauen in Mali liegen ihnen am Herzen. Ihre Argumente sind meist moralisch, ihr Ton ist oft ein Ton der Empörung. Das gibt Molina gerne zu: «Ich bin empört, wenn Menschen verhungern, weil ein paar wenige Spekulanten Gewinne machen wollen. Diese Empörung soll auch zum Ausdruck kommen.»
Der Bundesrat und die bürgerliche Parlamentsmehrheit sprechen sich jedoch gegen die Initiative aus. Da dürfte die moralische Empörung allein nicht für einen Abstimmungserfolg am 28. Februar reichen.