Freiberger Pferde sind in der Schweiz eine Art Kulturgut – die letzte einheimische Pferderasse. Doch sie ist gefährdet. Der Bund unterstützt deshalb die Züchter von Freiberger-Pferden mit 500 Franken pro Fohlen.
Falsch, finden das vier Tierschutzorganisation, die sich zur Alliance Animale Suisse zusammen getan haben. Geburtsprämien förderten bloss die Fleischproduktion. Fast jedes zweite Freiberger-Fohlen ende nämlich auf der Schlachtbank, sagen sie.
Vor dem Hintergrund der schützenswerten Rasse sei es doch seltsam, dass von den gut 2'000 Fohlen, die jedes Jahr geboren werden, mindestens ein Drittel – vielleicht aber auch mehr als die Hälfte – auf der Schlachtbank lande und zu Salami oder Fohlensteak verarbeitet werde, findet Marion Theus von der Stiftung Alliance Animal Suisse.
Prämien sollten deshalb erst ausbezahlt werden, wenn ein Freiberger vier Jahre alt sei. Eine Forderung, mit der wiederum die Züchter wenig anfangen können.
Züchter sehen das anders
Stéphane Klopfenstein, der Vertreter der Züchter, aber ist skeptisch. Für eine gute Zucht brauche es nun einmal einen gewissen Überschuss an Jungtieren, sagt er.
Seltenen Rassen helfe es tatsächlich, wenn die Züchter mit ihnen etwas verdienen könnten, sagt auch Philipp Ammann von Pro Specie Rara. Die Organisation, die sich für gefährdete einheimische Pflanzen und Tiere einsetzt, hat denn auch nichts gegen das Schlachten von Nutztieren. Und Pferde gehörten nun mal dazu. Ein paar hundert Freiberger Fohlen im Salami oder der Lasagne sei ohnehin ein weit kleineres Problem als etwa die millionenfache Tötung von männlichen Küken, die routinemässig vergast werden, weil sie keine Eier legen können.
Dennoch kann sich auch Pro Specie Rara eine bessere Subventionspraxis bei der Freiberger Zucht vorstellen. Pro Specie Rara fordert daher mehr Geld für eine sorgfältige, artgerechte Zucht, keines mehr für die Fleischproduktion.
Zuständiges Bundesamt offen für Gespräch
Da finden sich Pro Specie Rara mit den Tierschützern und auch das Bundesamt für Landwirtschaft signalisiert Gesprächsbereitschaft. Der oberste Chef, Bundesrat Johann Schneider-Ammann, hält selber Freiberger zu Hause. Trotzdem hat sich in den letzten zehn Jahren wenig verändert. Im Sommer soll nun ein neuer Anlauf unternommen werden.