Sekretärin, Kassierer, Maschinenführer – viele Berufe haben sich über die Jahre gewandelt. Heute geben Mechatroniker, Netzelektriker und Gebäudeautomatikerinnen den Ton in der Berufswelt an. Wenn sich Berufe ändern, dann passt sich auch der Unterricht an der Berufsfachschule an. Das zeigt sich aktuell in Baden, wo die Berufsschule auf ihr 25-jähriges Bestehen zurückblickt.
Vieles habe sich in den 25 Jahren verändert, erzählt Rolf Häner, Rektor der Berufsbildung Baden (BBB) und Präsident der Schweizerischen Direktorinnen- und Direktorenkonferenz der Berufsfachschulen SDK-CSD.
Aus dem Automech wurde zum Beispiel der Automobil-Mechatroniker, und auch im Gastrobereich und in der Logistik hat sich einiges getan: «Der Serviceangestellte ist verschwunden, das sind jetzt Restaurationsfachleute, der Lastwagenführer ist weg, er ist jetzt Transportfachmann», weiss Rolf Häner.
Megatrends beeinflussen die Berufslehre
Alle fünf Jahre aktualisiert der Bund die Liste der Schweizer Berufe, letztes Mal Ende 2023. 44 Berufe wurden aktualisiert oder neu eingeführt. Seither existiert der Beruf Entwickler digitales Business. Auch die diplomierte Gebäudeautomatikerin ist seither neu. Andere Berufe wie der Netzelektriker, die Aktivierungsfachfrau oder die Weinbautechnikerin wurden revidiert, ihr Berufsbild also angepasst.
«Auslöser für neue Berufe sind unter anderem Megatrends wie die Digitalisierung und die damit verbundenen Bedürfnisse der Wirtschaft nach entsprechenden Fachkräften», begründet das Bundesamt für Bildung die Aktualisierung der Berufsliste.
Mehr als ein neuer Name?
Die Hälfte der Berufe, die an der Badener Berufsschule BBB gelernt werden können, hätten ihren Namen in den vergangenen Jahren geändert, erzählt Rektor Rolf Häner. «Die Gefahr ist, dass man eine Berufsrevision nur am Namen festhält. Gerade in der Mechaniker-Branche gibt es aktuell diverse Revisionen, da müssen wir den Wert auf den Inhalt dieser Berufe legen.» Dazu werden die Bedürfnisse der Wirtschaft abgeholt, um die Berufe genau zu definieren.
44 revidierte oder neue Berufe (September 2023)
Berufsfachschulen seien als Scharnier bei der Entwicklung neuer Berufe wichtig, betont Rolf Häner als Präsident der Schweizerischen Direktorinnen- und Direktorenkonferenz der Berufsfachschulen. Die Schulen würden miteinbezogen, weil sich die Berufe nicht nur am Arbeitsort, sondern auch in der Schule rasant weiterentwickeln würden. Gemeinsam gelte es dann, neue Berufe zu definieren.
Informatik statt Maschinen
Die Badener Berufsschule spürt den Strukturwandel anhand der Lernenden deutlich. Während vor 25 Jahren noch 200 Jugendliche im Bereich Informatik eine Lehre absolviert haben, sind es heute über 800. Dafür verzeichne man weniger Lernende in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Für den Standort Baden, wo ABB Schweiz traditionsgemäss ihren Hauptsitz hat, sei das eine markante Entwicklung.
Wie die Zukunft der Berufsbildung in den nächsten 25 Jahren aussieht, weiss Rolf Häner nicht genau. Ob es noch klassische Schulzimmer mit Berufsklassen geben wird?
Es werde sicherlich noch weiterhin Berufsfachschulen geben, als Gebäude, als Treffpunkt. Der soziale Austausch müsse auch in 25 Jahren noch stattfinden: «Trotz Digitalisierung müssen immer wieder Menschen Lösungen finden.» Das bleibe auch mit KI der Fall, ist der Rektor der Berufsfachschule überzeugt.