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Schweizer Nationalbank senkt Leitzins
Aus Tagesschau vom 21.03.2024.
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Schweizer Geldpolitik Nationalbank senkt Leitzins überraschend auf 1.5 Prozent

  • Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkt den Leitzins auf 1.5 Prozent.
  • Der SNB-Leitzins werde um 0.25 Prozentpunkte gesenkt, teilte die Notenbank mit.
  • Mit der Senkung des Leitzinses ist die SNB die erste bedeutende Zentralbank, die ihre straffe Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation zurückfährt.
  • Im Vorfeld hatten Analystinnen und Analysten einen gleichbleibenden SNB-Leitzins erwartet.

«Mit unserem Entscheid berücksichtigen wir den verminderten Inflationsdruck und die im letzten Jahr erfolgte reale Aufwertung des Frankens», sagte SNB-Präsident Thomas Jordan. Die Teuerung liege seit einigen Monaten wieder unter dem SNB-Ziel von 2 Prozent. «Die Zinssenkung unterstützt auch die wirtschaftliche Entwicklung.»

Die SNB werde die Entwicklung der Inflation aber weiter genau beobachten. Sie werde ihre Geldpolitik «wenn nötig» erneut anpassen, um auch in der mittleren Frist Preisstabilität zu gewährleisten.

Und die SNB sei weiter bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein. «Wir werden dieses Instrument bei Bedarf sofort einsetzen», sagte Jordan. Es gebe auch keine «Hemmung», in diesem Zusammenhang die Bilanz, falls nötig, auszuweiten.

SRF-Einordnung zum Zinsentscheid

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Wieso geht die SNB heute schon runter mit den Zinsen?

Für die Mehrheit der Ökonomen kommt dies überraschend, aber nicht für alle, denn die Inflation bewegt sich seit längerem nach unten. Die SNB sagte heute früh, dass keine Gefahr mehr bestehe, dass die Schweizer Wirtschaft sich überhitze und damit alles noch teurer werde, als es bereits ist. Ökonomischer ausgedrückt: Die SNB glaubt, dass man diese Inflation mit den fünf Zinssteigerungen seit 2022 erfolgreich bekämpft habe.

Wo liegt denn die Teuerung momentan?

Nach den Prognosen der SNB soll die Teuerung deutlich unterhalb von 2 % zu liegen kommen, bis und mit 2026. Die SNB senkt den Leitzins aber auch heute schon, weil sie glaubt, dass die Weltwirtschaft eher langsam unterwegs sei. Sie wird gebremst von hohen Zinsen an vielen Orten, dort wo die Inflation eben noch höher ist als bei uns – und auch aufgrund geopolitischer Konflikte. Sicher will die SNB mit dem Vorpreschen auch Unabhängigkeit von der europäischen Notenbank demonstrieren. In der Vergangenheit musste sich die SNB oft dem Fahrplan der EZB anpassen und hinkte dieser hinterher.

Was bedeutet das nun für uns alle, für die Wirtschaft, dass der Leitzins ab morgen tiefer liegt?

Jede Medaille hat zwei Seiten. Für Sparer und Sparerinnen bedeutet es tendenziell wieder sinkende Zinsen auf dem Sparheft. Dafür steigen die Mieten vorerst nicht weiter an. Für die Wirtschaft bedeutet es, dass Firmen Kredite wieder etwas günstiger bekommen. Am stärksten profitiert wohl die Exportwirtschaft, weil der Franken schwächer wird, wenn es auf den Franken weniger Zinsen gibt. Die Währung ist für Anleger weniger interessant. Der Franken hat heute früh auch sofort reagiert und gegenüber dem Dollar und Euro leicht an Wert verloren. Das kurbelt die Schweizer Exporte an, die Exportwirtschaft ist zufrieden. Denn der Franken hatte sich stark aufgewertet in jüngster Zeit – mit entsprechenden Klagen der Exportfirmen.

Einschätzungen von Charlotte Jacquemart, SRF-Wirtschaftsredaktorin

Tiefere Inflationsprognose

Die SNB geht in ihrer neusten Prognose davon aus, dass die Inflation 2024 bei durchschnittlich 1.4 Prozent zu liegen kommt. Und auch für 2025 und 2026 werden nur Werte von 1.2 und 1.1 Prozent erwartet. Ein Wert von über 2 Prozent wird für kein Quartal im Prognosezeitraum prognostiziert.

Damit hat die SNB ihre Prognosen gegenüber der letzten Beurteilung vom Dezember markant gesenkt. Damals hatte sie – bei einem Leitzins von 1.75 Prozent – noch Jahresdurchschnittswerte von 2.2 Prozent für 2024 und von 1.9 Prozent für 2025 vorhergesagt.

Sinkende Inflation bei importierten Waren

«Wir sehen jetzt bei vielen Gütergruppen, dass die Inflation deutlich tiefer ist, insbesondere bei importierten Waren», sagte Nationalbankpräsident Jordan. Tiefer sei die Inflation etwa bei Erdölprodukten oder importierten Kleidern. Bei inländischen Dienstleistungen und bei den Mieten sei die Inflation noch etwas höher.

Die Prognosen der SNB beruhen stets auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum beim aktuellen Zinsniveau bleibt. Relativ tiefe Inflationsprognosen erhöhen somit den Spielraum für die Währungshüter, die Zinsen zu senken. Weitere Zinssenkungen können damit laut Ökonomen in nächster Zeit erwartet werden.

Geopolitik birgt Unsicherheit

Laut dem SNB-Präsidenten gibt es auch eine gewisse Unsicherheit. So könnte etwa aufgrund der Entwicklungen im Nahen Osten die Ölversorgung knapper werden. «Das hätte eine grosse Wirkung auf die Preise und das könnte die Inflation nach oben treiben», sagte er. Eingetroffen seien die Risiken bislang aber nicht.

Vor der SNB-Zinssenkung hatte die US-Notenbank Fed am Vortag an ihrem Kurs festgehalten: Sie beliess den Leitzins in der Spanne von 5.25 bis 5.50 Prozent und signalisierte zugleich, dass er dieses Jahr sinken dürfte – und zwar um 0.75 Prozentpunkte. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB), die zuletzt ihren Leitzins unverändert liess, mehren sich die Hinweise für eine Zinswende im Juni.

SNB blickt leicht optimistischer auf Wachstum des BIP

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Beim Wirtschaftswachstum ist die SNB für das laufende Jahr leicht optimistischer geworden. Sie prognostiziert nun ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von rund 1 Prozent (alt: «zwischen 0.5-1.0 %»).

Die Währungshüter betonten aber, dass die schwache Nachfrage aus dem Ausland und die reale Aufwertung des Frankens im vergangenen Jahr dämpfend wirken. Zudem sei die Prognose mit bedeutenden Unsicherheiten behaftet, so die SNB. Das Hauptrisiko sei eine schwächere konjunkturelle Entwicklung im Ausland. Es sei nicht auszuschliessen, dass sich die Weltwirtschaft schwächer entwickle als angenommen.

Wie üblich äusserte sich die SNB auch zum Hypothekar- und Immobilienmarkt. Darauf habe die Dynamik über die letzten Quartale spürbar abgenommen. Die Verwundbarkeit dieser Märkte bestehe aber nach wie vor.

SRF 4 News, 21.03.2024, 10:00 Uhr;

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