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Schweizer Pharmaindustrie Was bedeuten die neuen Pharmazölle für kleinere Schweizer Firmen?

Bei den grossen Pharma-Multis reagiert man wegen der angekündigten Zölle noch nicht alarmiert. Anders sieht es bei vielen kleineren Firmen aus, wie Marcel Plattner, Präsident der Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz, sagt.

Marcel Plattner

Präsident Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz

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Marcel Plattner ist seit 2017 Präsident der Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz (VIPS). In dieser Funktion setzt er sich für einen ausgewogenen Dialog zwischen Regulierung, Innovation und fairer Preisgestaltung ein. VIPS repräsentiert über 100 Pharmaunternehmen.

https://www.futurehealth.swiss/en/profile/marcel-plattner

SRF News: Etwa 60 Prozent Ihrer 101 Mitglieder verfügen über eine Exportlizenz. Wie stark sind diese tangiert?

Marcel Plattner: Ganz viele unserer Firmen sind von dieser Situation betroffen. Es sind nicht wenige, das sind wirklich viele.

Hans Gersbach von der Konjunkturforschungsstelle der ETH sagt:

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«Die genauen Bestimmungen [von Trumps neuen Zöllen auf Arzneimittel; Anmerk. der Red.] sind derzeit noch unklar. Aus heutiger Sicht haben die grossen Konzerne wie Roche oder Novartis gute Chancen, von Ausnahmen zu profitieren. Zudem sind sie auf eine solche Situation vorbereitet. In diesem Fall wären die Auswirkungen auf die Schweiz überschaubar.

Kleinere Pharmafirmen hingegen wären stark betroffen. Für sie würde das US-Geschäft mit so hohen Zöllen in der Regel faktisch zusammenbrechen. Sie müssten ihre Lieferketten neu strukturieren oder Teile der Produktion in die USA verlagern, um den Marktzugang zu sichern. Sollte jedoch ein signifikanter Teil der Schweizer Pharmaindustrie tatsächlich von den Zöllen betroffen werden, drohen spürbare Einkommens- und BIP-Verluste. Würden gar grosse Teile der Pharmaexporte in die USA durch die hohen Zölle belastet und diese über längere Zeit bestehen bleiben, ergäbe sich ein klares Risiko einer Rezession.»

Roche und Novartis reagieren mit Grossinvestitionen in den USA. Ist das für Ihre Mitglieder, die kleineren Firmen, überhaupt eine Option?

Nicht jede Firma kann jetzt schnell einfach Milliarden in den USA investieren – das ist einerseits von der Firmengrösse her, aber auch vom Zeithorizont her nicht möglich.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Pharmafirmen mit den Arzneimitteln in den USA Geld verdienen, was man in der Schweiz, in Europa, so leider nicht mehr kann.

Wenn ich etwas in Produktion investieren möchte, dann reden wir nicht von zwei, drei Jahren. Dann reden wir von einem Zeithorizont von vier, fünf, vielleicht sieben Jahren. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Pharmafirmen mit den Arzneimitteln in den USA Geld verdienen, was man in der Schweiz, in Europa, so leider nicht mehr kann. Deswegen brauchen wir Pharmapreise, die Innovation und Versorgungssicherheit in der Schweiz und in Europa gewährleisten.

Trump will die Preise in den USA auf europäisches Niveau senken. Hat die Schweizer Pharmaindustrie zu lange von den überhöhten Preisen profitiert?

Die Pharmafirmen haben nicht von den hohen Preisen profitiert. Wir alle konnten profitieren, indem wir Innovationen und letztendlich auch die Versorgung von unseren Patientinnen und Patienten gewährleisten konnten – dank höherer Preise in den USA.

Was es jetzt braucht, ist ein Marschhalt in allen Preissenkungsmassnahmen.

Was erwarten Sie vom Bundesrat?

Was es jetzt braucht, ist ein Marschhalt in allen Preissenkungsmassnahmen, die noch anstehen. Denn das ist Gift, wenn wir jetzt die Preise in Europa und in der Schweiz weiter senken. Wir brauchen hier einen Marschhalt, um einen Überblick darüber zu gewinnen, was passiert, was die Ursachen sind – und damit wir nachher mit einer gesamtheitlichen Strategie weiterfahren können.

Das Gespräch führte Urs Gredig.

10v10, 26.09.2025, 21:50 Uhr ; 

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