Das Schwyzerörgeli, das Alphorn, das Hackbrett und der Jodel: Sie geben in der Schweizer Volksmusik den Takt an. Und das seit über 200 Jahren. Die Schweizer Volksmusik hat eine lange und bewegte Geschichte – aber eine regional sehr unterschiedliche.
«Die Schweizer Volksmusik gibt es eigentlich nicht, es sind ganz viele verschiedene Eigenheiten», sagt Laura Rompietti vom Forum Schweizer Geschichte Schwyz. In diesem Museum läuft seit Kurzem die neue Ausstellung zur Volksmusik. Und schnell wird klar: Die Volksmusik klingt in allen Regionen der Schweiz unterschiedlich und hat sehr viele Facetten.
Es gibt ganz unterschiedliche Musikstile, Musikrichtungen, die zusammen dann in der Schweizer Volksmusik münden.
Instrumente ausprobieren, anfassen und historische Zusammenhänge erfahren. Das ist das Ziel der neuen Ausstellung in Schwyz, die nun über ein Jahr geöffnet ist. So ist etwa dem TV-Ländlerpapst Wysel Gyr eine Ecke gewidmet, aber auch der jungen Alphornsolistin Lisa Stoll und dem Volkslied «Grüezi wohl, Frau Stirnimaa».
Von der Unterschichtsmusik zum Nationalstolz
Die Vielfalt mit Beispielen zu zeigen, ist den Kuratorinnen wichtig. «Was viele nicht wissen: Die Ländlermusik war ursprünglich eine Tanzmusik für die Unterschichten», erklärt etwa Co-Kuratorin Sibylle Gerber. Hochburg des Ländlers war lange die Innerschweiz mit den populären Schwyzerörgeli.
Ab den 1920er-Jahren brachten Innerschweizer Musiker den neuen, schnellen Örgeli-Stil nach Zürich ins Niederdorf, was in den Zürcher Restaurants grossen Anklang fand. Für Kuratorin Sibylle Gerber zeigt diese Anekdote: «Schweizer Volksmusik lebt stark vom gemeinsamen Musizieren und Experimentieren. Es gibt wenig Soloauftritte, man versucht, verschiedene Instrumente zusammenzubringen.»
Die Geschichte der Volksmusik ist auch eine Geschichte zwischen Bewahren und Erneuern. Stile vermischen sich im Laufe der Jahre, und Einflüsse von aussen verändern die Musik. Während sich die Innerschweiz zur Ländler-Hochburg entwickelte, blieb im Appenzell die Streichmusik erhalten. Und typisch fürs Tessin sind kleine Blasmusikformationen. Die sogenannten Bandellas spielen ohne Noten, nur nach Gehör.
Volksmusik ist ständig in Bewegung. Menschen gehen von Tal zu Tal und nehmen Melodien mit.
Das Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation gab es schon immer, und es zeigte sich exemplarisch, als die Hochschule Luzern 2007 das Jodeln und die Volksmusik als Studienrichtung aufnahm. Die schweizweit einzigartige Studienrichtung vermittelt vertiefte Kenntnisse der Schweizer Volksmusik und legt dem Unterricht traditionelle und neue musikalische Strömungen zugrunde.
Vor allem in den Anfängen wurde die Studienrichtung kontrovers debattiert: Die einen fürchteten einen Verlust der Tradition und der Laienmusik, andere sahen die Vorteile der Professionalisierung für die Schweizer Volksmusik. Heute nimmt das Interesse am Studium stetig zu.
Tanzparkett als Hochzeitsbasar
Und noch etwas zeigt die Ausstellung und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Volksmusik. Ob Schottisch, Polka, Mazurka oder Ländler: Zu den unterschiedlichen Stilen gibt es verschiedene Tanzschritte. An den Tanzabenden ergibt sich die seltene Gelegenheit, potenzielle Ehegattinnen oder -gatten kennenzulernen und zusammen das Tanzbein zu schwingen, oft bis in die Morgenstunden.
Mal urchig, mal modern. Ständig in Bewegung und keine genauen Regeln. So klingt also Schweizer Volksmusik, seit Neuestem gesammelt im Forum Schweizer Geschichte Schwyz.