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Hürde senken für alle mit Berufsmatur? Die PH wehrt sich
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 01.12.2021. Bild: Keystone
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Schweizweites Novum In Bern kann man künftig mit Berufsmatur direkt an die PH

Wegen des Lehrpersonen-Mangels senkt der Kanton Bern die Hürden für das Studium an der Pädagogischen Hochschule.

Wer in der Schweiz eine gymnasiale Matura vorweisen kann, kann direkt an die Pädagogische Hochschule (PH) und sich zur Lehrerin oder zum Lehrer ausbilden lassen. Wer «nur» eine Berufsmatur hat, musste bisher überall zuerst eine Prüfung absolvieren und beweisen, dass man fürs Studium genügend Grundlagenwissen hat. Im Kanton Bern ändert sich dies nun für die Ausbildung zur Primarlehrperson. Der Grosse Rat beschloss am Mittwoch eine entsprechende Gesetzesänderung mit 83 zu 60 Stimmen.

Weshalb die Prüfung?

«Berufsmaturandinnen und -maturanden haben andere Voraussetzungen. Sie behandeln nicht alle Fächer im gleichen Ausmass wie diejenigen, die eine gymnasiale Matur haben», erklärt der Rektor der Pädagogischen Hochschule Bern, Martin Schäfer. Diese Lücken müssten sie vor einem PH-Studium schliessen, danach sei es zu spät: «Während des Studiums haben sie dafür keine Zeit.» Die Fächer, die geprüft werden, sind: Deutsch, Französisch, Mathematik, Biologie, Chemie, Physik, Geografie und Geschichte. Wer sich aber durch die Berufsmaturität beispielsweise auf Chemie spezialisiert hat, muss in diesem Fach die Prüfung nicht ablegen.

Corinne Schmidhauser, Vize-Präsidentin der Bildungskommission des Berner Kantonsparlaments, ist der Meinung, der Stoff wäre auch während des Studiums nachzuholen. Die Prüfung schrecke potenzielle künftige Lehrerinnen und Lehrer ab, sich an der PH anzumelden. «Wenn wir den Versuch nicht wagen, finden wir das nicht heraus», so Schmidhauser.

Es braucht Nachwuchs, dringend

Jedes Jahr, oft noch kurz vor den Sommerferien, versuchen Schulen im Kanton Bern verzweifelt, ihre offenen Stellen zu besetzen. Jedes Jahr ist es schwierig, müssen kreative Lösungen gefunden werden. Im Kanton Bern unterrichten teilweise noch nicht fertig ausgebildete Personen oder längst pensionierte Lehrerinnen und Lehrer. Die Forderung, mehr Leute auszubilden, erscheint also nachvollziehbar. Uneinig sind sich die Politik und die Ausbildungsstätte, unter welchen Bedingungen diese Ausbildung stattfinden soll.

Rektor Schäfer ist sich sicher: Wird die Hürde gesenkt, gibt es vor allem Probleme. «Für all jene, die ohne Prüfung, aber mit Berufsmatur an die PH wollen, müssen wir separate Klassen schaffen.» Diese müssten mit einem speziellen Stundenplan unterrichtet werden und würden ein anderes Diplom erhalten. Mit dem speziellen Diplom dürften sie nur im Kanton Bern unterrichten, anderswo würde es nicht anerkannt. «Das ist nicht fair, das ist eine Sackgasse», sagt der Rektor. Wenn man nach fünf oder zehn Jahren als Primarlehrerin im Kanton Bern zum Beispiel in Zürich unterrichten möchte, wäre das nicht möglich.

Pionierkanton Bern

Das Berner Kantonsparlament hat sich dennoch dafür entschieden, diesen Sonderweg einzuschlagen. Als Argument wurde im Parlament genannt, dass vielleicht andere Kantone nachziehen würden – und dass die Zulassungsbedingungen für die Pädagogischen Hochschulen vielleicht sogar schweizweit angepasst werden könnten. Jemand müsse den ersten Schritt machen. Auch Corinne Schmidhauser von der Bildungskommission findet: «Bern darf vorausgehen. Vielleicht scheitert die Sache. Aber wir müssen es versuchen.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 24.11.2021, 17:30 Uhr / 01.12.2021, 12:03 Uhr;

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