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Schwindende Bauernbetriebe Bundesrat will Junglandwirten bei Hofübernahme besser helfen

Bei der Übernahme eines Bauernhofs muss man unter 35-jährig sein, sonst gibt’s kein Geld vom Bund. Das soll sich ändern.

Das Problem: Seit Jahren nimmt die Zahl der Bauernhöfe in der Schweiz ab. Im letzten Jahr haben 644 Höfe ihren Betrieb eingestellt. «Viele Höfe werden aufgegeben, das Land verkauft oder verpachtet – während andere Betriebe grösser werden», sagt SRF-Wirtschaftsredaktorin Nora Meuli. Nun steht ein Vorschlag im Raum, der mehr Landwirtinnen und -wirte finanziell unterstützt, die einen Bauernbetrieb übernehmen oder neu gründen wollen.

Der Vorstoss: Im Moment können Landwirtinnen und -wirte bis zum Alter von 35 Jahren einen Investitionskredit als Starthilfe beantragen. Das sind zinslose Darlehen, die innerhalb von 14 Jahren zurückbezahlt werden müssen. Mitte Juni hat der Berner Biobauer und Grünen-Nationalrat Kilian Baumann, der auch Präsident der Kleinbauernvereinigung ist, einen Vorstoss eingereicht, der verlangt, diese Altersgrenze auf 40 Jahre anzuheben. Damit sollen auch ältere – und somit mehr – Junglandwirtinnen und -wirte eine Starthilfe beantragen können. Am Mittwoch hat auch der Bundesrat dem Anliegen den Rücken gestärkt und die Räte aufgefordert, die Motion anzunehmen.

Die Fakten: Offenbar sind schon viele neue Hofbetreiberinnen und -betreiber älter als 35 Jahre. Das zeigt eine jüngst veröffentlichte Studie von Agroscope, dem Kompetenzzentrum für Landwirtschaft des Bundes. Personen, die zwischen 2004 und 2020 einen Hof übernommen haben, waren im Schnitt fast 37-jährig – Tendenz leicht steigend. Und jene, die einen neuen Hof gegründet haben, waren im Durchschnitt sogar über 42 Jahre alt. Gerade Quereinsteiger sind oft älter. Die Studie zeigt zudem, dass nebst der Abnahme von Betrieben auch die Landwirtinnen und Landwirte älter werden. Es stehe darum ein grosser Generationenwechsel bevor. In den nächsten Jahren wird laut Studie etwa ein Drittel aller Betriebe den Besitzer oder die Besitzerin wechseln.

Die Kritik: Theoretisch könnten Landwirtinnen und Landwirte den Hof früher übergeben, um die vorgegebene Altersgrenze einzuhalten. Deshalb werfen Kritikerinnen und Kritiker Baumanns Motion vor, sie führe zu Fehlanreizen, den Hof später zu übergeben. Allerdings gibt es in der Schweiz eine zweite Regelung, die eine solch späte Übergabe verhindern soll: Landwirte erhalten nämlich nur bis 65-jährig Direktzahlungen vom Bund. Die meisten Höfe dürften daher vor diesem Alter übergeben werden.

Die Lösung? Oft werden Bauernhöfe von Familienmitgliedern übernommen. Das kann das eigene Kind sein. Manchmal übernimmt auch die nur wenige Jahre jüngere Ehefrau den Betrieb. Das verzögert den Generationenwechsel weiter. «Man muss aber sehen, dass viele erst später einen Hof übernehmen wollen», sagt Wirtschaftsredaktorin Meuli. Paare hätten heute später Kinder. Ausserdem sei die Übernahme teuer. Das Ziel der Motion von Kleinbauernpräsident Baumann sei deshalb auch, Quereinsteigern den Weg zur Übernahme kleinerer oder mittelgrosser Höfe zu erleichtern. Die Erhöhung der Altersgrenze wäre diesbezüglich eine kleine Gegenmassnahme, sagt Meuli.

SRF 4 News, 22.08.2025, 06:39 Uhr ; 

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