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Session «Ohne Wasserkraft gibt es keine Energiestrategie»

Wasserkraftwerke sollen neu Subventionen erhalten. Denn die Schweizer Energiebranche könne wie die Landwirtschaft nicht aus eigener Kraft überleben, meint die Energieministerin. Man wolle aber nicht wie die Bauern ewig am Tropf hängen, sagt der Direktor der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen.

SRF News: Sind die Stromkonzerne die neuen Bauern?

Michael Frank: Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Es gibt grosse quantitative wie qualitative Unterschiede: Die Wasserkraft wird im besten Fall 120 Millionen pro Jahr bekommen, Bauern hingegen erhalten mittlere einstellige Milliardenbeträge.

Zudem wollen wir die Unterstützung für die Wasserkraft nur für eine vorübergehende Zeit. Wir wollen nicht ewig am Tropf der Subventionen hängen.

Das Hauptargument für die Subventionen liegt auf der Hand. Es sind die tiefen Preise im europäischen Strommarkt. Geht es Ihnen wirklich so schlecht?

70 – 80 Prozent der einheimischen schweizerischen Wasserkraft ist im Moment nicht rentabel.

Wenn Sie auf den europäischen Grosshandelsmärkten maximal vier Rappen kriegen, die einzige rentable Produktionsart deutsche Kohlekraftwerke sind und die Produktionskosten der Schweizer Wasserkraft sechs und mehr Rappen kosten, haben wir ein grosses Problem: 70 – 80 Prozent der einheimischen schweizerischen Wasserkraft ist im Moment nicht rentabel.

Aber Sie hatten ja auch gute Jahre. Sie hätten sich etwas besser vorbereiten können.

Audio
Miachel Frank, Direktor der Schweizer Elektrizitätsunternehmen, zu den geplanten Subventionen
aus SRF 4 News aktuell vom 03.03.2016.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 7 Sekunden.

Einige grosse Stromproduzenten haben in den letzten paar Jahren bis zu zweistellige Milliardenbeträgen abschreiben müssen. Das konnten sie nur, weil sie etwas auf der Seite hatten. Die Unternehmen haben natürlich während den guten Jahren Rückstellungen vorgenommen. Auf der anderen Seite haben sie viele Dividenden an Gemeinde und Kantone gezahlt. Das sind mehrheitlich die Eigentümer. Zudem haben die Unternehmen massiv investiert, wie etwa die Axpo ins Kraftwerk Linth-Limmern (im Kanton Glarus/Anm. d. Red.). Das ist ein Investitionsvolumen von über zwei Milliarden Franken.

Sie haben es erwähnt: Die Subventionen sollen nur temporär gelten. Was, wenn sich die wirtschaftliche Situation nicht verbessert?

Dass sich die Wirtschaft mittel- bis langfristig nicht verbessert, ist eine hypothetische Annahme. Wir wissen, dass die Preise bis etwa 2020 auf den Märkten tief gestellt sind. Da gibt es keine grossen Wunder zu erwarten. Ich denke mittel bis-langfristig sollten wir aber gute Prognosen für die schweizerische Wasserkraft und erneuerbare Energien erhalten. Übrigens zeigen alle Modelle in dieselbe Richtung.

Mit Subventionen gibt es im Markt ein Problem: Unrentable Werke werden so nicht rentabel – und die rentablen kommen stärker unter Druck. Eigentlich schaden Sie sich damit selbst.

Ich würde es nicht so betrachten. Grosse Wasserkraftwerke haben grosse Kosten. Die konkurrieren sich im Moment gegenseitig nicht, da die Marktpreise auf den europäischen Märkten dermassen verzerrt sind. Wenn wir von zwei, drei Rappen Marktpreisen sprechen, gibt es nichts mehr zu lachen. Dann ist die Konkurrenzfähigkeit generell weg.

60 Prozent der einheimischen Stromproduktion stammt aus Wasserkraft und ist systemrelevant.

Michael Frank

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Frank ist seit 2011 Direktor des Verbandes Schweizerischer Elektritzitätsunternehmen (VSE). Davor war er unter anderem im Management bei der Axpo und als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesamt für Kommunikation tätig.

Unter dem Strich hat die Subventionsstrategie doch nur ein Ziel: Der Bund will die Stromkonzerne für die Energiewende gewinnen – und die Subventionen sind das Eintrittsgeschenk.

Das ist eine Hypothese. Die Energiestrategie ist per se okay. Mehr erneuerbare Energie, weniger CO2, bessere Effizienz. Das ist die richtige Stossrichtung – gerade weil die Energiestrategie die Wasserkraft braucht. 60 Prozent der einheimischen Stromproduktion stammt aus Wasserkraft und ist systemrelevant. Darum müssen wir die Wasserkraft erhalten. Denn ohne Wasserkraft wird es keine Energiestrategie geben. Es ist letztlich eine gegenseitige Abhängigkeit.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

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