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Sexting: Jugendliche kennen die Konsequenzen nicht
Aus Rendez-vous vom 19.11.2018. Bild: Colourbox
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Sexting unter Jugendlichen «Die Mädchen erbringen einen Liebesbeweis»

Die Schweizer Justiz ist mit einem relativ neuen Phänomen konfrontiert – dem weltweiten Phänomen des Sexting. Dabei verschicken vor allem Minderjährige Nacktbilder und Sexvideos von sich. Und machen sich damit strafbar wegen selbst hergestellter Pornografie. Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, hat die Jugendanwaltschaft des Kantons Zürich deswegen in den letzten drei Jahren gegen 54 Minderjährige ein Strafverfahren eröffnet. Soziologin Yvonne Haldimann sieht die Eltern in der Pflicht.

Yvonne Haldimann

Yvonne Haldimann

Bundesamt für Sozialversicherungen

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Die studierte Soziologin und Medienwissenschafterin ist beim Bund zuständig für die Plattform «Jugend und Medien», welche die Förderung von Medienkompetenzen bei Jugendlichen zum Ziel hat.

SRF News: Warum verschicken Teenager-Mädchen Nacktbilder von sich?

Yvonne Haldimann: Ich denke, dass diese Mädchen in erster Linie gefallen wollen. Es ist ein Liebesbeweis, den sie erbringen – häufig ihrem Freund gegenüber. Zum Teil werden sie auch dazu genötigt oder zumindest mehrmals darum gebeten. Wir haben auch schon erfahren, dass es als Spass aufgefasst wird oder als Mutprobe Anwendung findet.

Warum will der Freund denn ein solches Foto?

Das ist schwieriger zu beantworten. Zum Teil lesen wir in Studien, dass die Jungs damit prahlen oder wirklich etwas Bösartiges im Sinn haben, wie das Mädchen schlechtzureden.

Es sind hauptsächlich Mädchen, die solche Bilder von sich machen und verschicken. Warum?

Diese Selbstdarstellung – sich schön zu machen, sich zu schminken, sich abzubilden – ist bei den Mädchen vermutlich noch etwas mehr verbreitet als bei den Jungs.

Gibt es Mädchen, die nicht oder viel weniger Opfer werden?

Das sind die stärkeren, selbstbewussteren Mädchen, die generell weniger Opfer, zum Beispiel von Mobbing, werden.

Jugendliche werden heute mit Social Media quasi sozialisiert, offenbar kennen sie aber die Konsequenzen immer noch zu wenig. Warum ist das so?

Sie hören zwar sehr häufig von solchen Fällen, lassen aber im eigenen Tun dieses Wissen vermissen. Es ist bei den digitalen Medien generell so, dass die direkte Reaktion fehlt und man auch die Folgen und das Ausmass eben nicht direkt sieht. Wenn man ein Bild postet, hat das etwas Anonymes. Das ist nicht so, wie wenn man es in der Klasse herumzeigt.

Wer ist bei diesem Bewusstsein in der Pflicht?

Die Eltern sind hier ganz klar in der Pflicht. Sie müssen mit ihren Kindern darüber sprechen. Generell müssen sie das Thema Sexualität und digitale Medien ansprechen und aufzeigen, was das für Folgen hat für ihren Ruf. Aber auch, weil Sexting strafbar ist.

Jugendliche hören zwar häufig von solchen Fällen, lassen aber im eigenen Tun dieses Wissen vermissen.

In Zürich gibt es eine Anzeige wegen Pornografie. Das ist ja wohl kaum jemandem bewusst.

Das ist nicht nur Kindern und Jugendlichen nicht bewusst, sondern zum Teil auch Erwachsenen, die per WhatsApp lustige Filmchen hin- und herschicken, die pornografisch sind.

Können die Eltern diese Aufklärung überhaupt leisten oder wissen sie selbst zu wenig, wie die sozialen Medien wirklich funktionieren?

Die heutigen Eltern sind meist noch keine Digital Natives. Diese Lücke muss man decken, und dafür sind unter anderem auch wir da. Unsere Plattform «Jugend und Medien» hat zum Ziel, die Eltern mit dem nötigen Wissen auszustatten, um die Kinder zu begleiten.

Welche Rolle hat die Schule?

Es ist wichtig, dass generell digitale Medien, aber eben auch die Selbstdarstellung und das Verschicken von Bildern in der Schule thematisiert werden. Aber in einer ersten Stufe sind es doch die Eltern, die schon früh beginnen können, die Kinder und Jugendlichen für diese Themen zu sensibilisieren.

Das Gespräch führte Simon Leu.

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