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Sexuelle Ausbeutung im Sport Zürcher Sportvereine sollen besser vor Ausbeutung schützen können

Laut einer Studie wünscht sich eine Mehrheit der Vereine mehr Unterstützung bei der Prävention. Auch die Politik agiert.

Alleine im Kanton Zürich werden pro Tag mehrere Dutzend Kinder und Jugendliche Opfer von sexueller Ausbeutung, Übergriffen oder gar Vergewaltigungen. Das schätzt der Verein Versa, der sich für die Verhinderung sexueller Ausbeutung von Kindern im Sport einsetzt.

Genaue Zahlen sind allerdings schwierig zu erheben, hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer. Vorwiegend komme es im familiären Umfeld zu solchen Übergriffen, sagt der Vereinspräsident Hermann Schumacher. Auch im Sportbereich komme es zu sexuellen Übergriffen oder sexueller Ausbeutung.

Prävention soll verbessert werden

Genau dort, im Sportbereich bei Vereinen und Klubs, will der Verein Versa die Prävention verbessern. Dazu hat der Verein bei der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) eine Studie in Auftrag gegeben.

Die Ergebnisse der Studie, die bereits letzten Sommer auflag, zeigen, dass bei den Sport- und Freizeitvereinen punkto Prävention zwar schon sehr vieles gut funktioniere. Nichtsdestotrotz bestehe «Raum für Verbesserungen und ein Bedarf nach mehr Unterstützung» seitens der Vereine.

Die im Kanton Zürich durchgeführte Studie

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Für die Studie der ZHAW wurden rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Sport- und Freizeitvereinen, Verbänden und der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Kanton Zürich befragt.

Die Mehrheit davon – so steht es auf der Webseite der ZHAW – gab an, «dass die Prävention sexualisierter Gewalt in ihrer Institution ein relevantes Thema sei».

Die Befragten schätzen laut Studienleiter Frank Wieber ihre Fähigkeit, Informationen zur Prävention sexueller Ausbeutung zu finden und anzuwenden, als hoch ein.

Diese positive Selbsteinschätzung sei erfreulich, reiche aber nicht aus, um sexualisierte Gewalt zu verhindern. So hätten Teilnehmende in der Umfrage von Verdachts- oder Vorfällen sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen in ihrer Institution berichtet. Bei den Sportvereinen gaben rund 6.2 Prozent der Teilnehmenden solche Fälle an; bei den Jugendverbänden 21.2 Prozent und bei der offenen Kinder- und Jugendarbeit 40.5 Prozent, wie es auf der Webseite heisst.

Deshalb sei klar, dass es Handlungsbedarf gebe, so der Verein Versa. Hermann Schumacher sieht dabei auch die Politik in der Pflicht – und zeigt sich diesbezüglich optimistisch.

«Im Moment wäre es natürlich schön, wenn das Tempo ein wenig beschleunigt werden könnte. Wir sind aber froh, dass sich die Politik im Kanton Zürich wiederholt klar geäussert hat und man etwas dagegen machen will», sagt Versa-Präsident Schumacher.

Von links bis rechts einig

Politikerinnen von links bis rechts sind sich indessen einig, dass dieses Problem dringend angegangen werden muss: Letzten Sommer hat sich im Zürcher Kantonsrat eine parteiübergreifende Allianz von der AL bis zur SVP für einen entsprechenden Vorstoss gebildet.

Auch sie fordert, dass Kinder und Jugendliche in Zürcher Sport- und Freizeitvereinen besser vor sexuellen Übergriffen, Gewalt und Ausbeutung geschützt werden. «Es passiert leider immer noch sehr häufig – und das muss man irgendwie verhindern», sagt Yvonne Bürgin, Kantonsrätin der Mitte und Postulantin.

Fussballplatz aus der Vogelperspektive.
Legende: Sport ist für viele Kinder und Jugendliche eine zentrale Säule in ihrem Leben. Doch es besteht die Gefahr, dass sie sexuell ausgebeutet werden. Keystone / DPA / Jan Woitas

Zwar sei man gerade bei den Schulen diesbezüglich schon gut aufgestellt und es gebe Anlaufstellen und entsprechende Weiterbildungen für das Lehrpersonal. Analog zum Verein Versa sehen auch sie im Sport noch Handlungsbedarf.

Den Politikerinnen schwebt primär vor, das bestehende Angebot bekannter zu machen, die bestehenden Anlaufstellen gezielter auszurüsten und zu vernetzen sowie Doppelspurigkeiten zu vermeiden. «Was es nicht braucht, ist eine neue Fachstelle», sagt Bürgin.

Regierung soll Lösungsansätze ausarbeiten

Nun liege der Ball bei der Kantonsregierung. Diese soll aufzeigen, wer was macht und wer was in Zukunft noch verstärkt machen soll.

Beispielsweise soll geklärt werden, welche Stelle Schutzkonzepte ausarbeitet, wer etwa Infomaterial bereitstellt oder Weiterbildungen anbietet. Ebenfalls soll die Finanzierungsfrage geklärt werden, gekoppelt an Leistungsvereinbarungen.

Dies alles mit dem Ziel, dass so wenig Kinder und Jugendliche wie möglich Opfer von sexueller Ausbeutung werden.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 04.05.2023, 17:30 Uhr ; 

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