Vor zwei Jahren musste der Kanton St. Gallen die Reissleine ziehen: Das Bauprojekt für einen neuen Campus der Universität St. Gallen (HSG) wurde unter politischem Getöse abgebrochen und neu aufgegleist.
Jetzt aber soll alles besser werden: Am Mittwoch haben HSG und Kanton das Siegerprojekt für einen neuen Campus Platztor am Rand der St. Galler Altstadt präsentiert.
«Tsumiki» – das ist der neue HSG-Campus
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Bild 1 von 3. So soll er aussehen, der neue Campus der Universität St. Gallen auf dem Platztor-Areal. Bildquelle: ZVG.
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Bild 2 von 3. Nicht nur aussen soll viel aus Holz gebaut werden, auch... Bildquelle: ZVG.
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Bild 3 von 3. ...innen gibt es viel Holz. Der Bau soll 2032 fertig sein. Bildquelle: ZVG.
«Tsumiki» heisst es, ein quadratischer Holzbau mit drei Geschossen, geräumigem Interieur, 12'000 Quadratmetern Nutzfläche und Platz für rund 3000 Studierende und eine öffentliche Nutzung.
Es ist ein Entwurf des Architekturbüros Graber Pulver aus Bern und Zürich. «Tsumiki» ist japanisch und bedeutet «Holzbaustein».
In St. Gallen wird der Neubau, der bis 2032 fertig sein soll, das Stadtbild verändern. Das Platztor – wo die Uni bezeichnenderweise nach langem Warten mehr Platz finden soll – befindet sich mitten in der Stadt an einer viel befahrenen Kreuzung.
«Fiasko» sorgt für vier Jahre Verzögerung
Die Vollbremsung von vor zwei Jahren hallt noch nach. Die Kritik war gross aus Politik und Bevölkerung. Das damals siegreiche Architekturbüro hätte über zu wenig Erfahrung verfügt, das Projekt hätte Mängel gehabt und es sei viel geplant worden, ohne irgendwelche Besserung.
Die Bilanz des Neustarts: 2.5 Millionen Franken Kosten und vier Jahre Verzögerung. Es war die Rede von einem «Fiasko», es sei «inakzeptabel», «schockierend» und «mehr als nur ärgerlich» gewesen.
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Die Extrarunde habe sich gelohnt, sagt die St. Galler Baudirektorin Susanne Hartmann: «Es war ein schwieriger Entscheid, den ich vorlegen musste. Ich sagte, dass wir es probiert hatten, dass wir mit den Architekten gemerkt hatten, dass wir nicht zu jenen Räumlichkeiten kommen, welche die Uni braucht.»
Oder plakativer, wie es die Regierungsrätin selbst sagt: «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.»
HSG endlich «in der Stadt unten»
Mit dem neuen Architekturbüro solle es keine weiteren Probleme geben, hofft Baudirektorin Susanne Hartmann: «Ein grosses, renommiertes Büro. Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Team den Bau wirklich so hinkriegen, wie die Jury ihn möchte.»
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Bild 1 von 2. Noch stehen auf dem Platztor-Areal Autos, alte Fabrikhallen und ein Wohnblock. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 2. Die Hauptgebäude der Universität St. Gallen befinden sich mehrheitlich auf dem Rosenberg, und nicht im Stadtzentrum. Bildquelle: SRF.
Etwas, dass sich auch die HSG erhofft. Rektor Manuel Ammann freut sich auf den Standort «in der Stadt unten» – die Universität ist hauptsächlich auf dem Rosenberg angesiedelt. «Für mehr Kontakt mit der Bevölkerung», so Ammann.
200-Millionen-Campus für 3000 Studierende
Wichtig sei aber vor allem, dass es für rund 3000 Studierende und Dozentinnen und Dozenten Platz habe: «Es geht darum, die aktuellen Bedürfnisse abzudecken.» Puffer hat die HSG im neuen Projekt keinen. «Dafür haben wir Mietliegenschaften. Diese wird es auch in Zukunft brauchen.»
Der neue Campus auf dem Platztor-Areal kostet total 207 Millionen Franken. Der Kanton St. Gallen übernimmt 160 Millionen davon, diesen Kredit nahm das Stimmvolk bereits 2019 an. Der Bund steuert 25 Millionen bei, die Uni selbst bezahlt 20 Millionen, zwei Millionen kommen von der Stadt. Dieser Kostenrahmen soll – trotz Verspätung – eingehalten werden, betonen die Verantwortlichen.
Ursprünglich hätte der HSG-Campus am Platztor 2027 fertig sein sollen. Jetzt wird es mit Plan- und Bewilligungsverfahren, Ausschreibungen und Bau fünf Jahre länger dauern. 2032 soll der Holzbau stehen. Dieses Mal ohne Vollbremsung und Neustart.