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Universität St. Gallen HSG entzieht Professor die Institutsleitung

  • Die Universität St. Gallen (HSG) entzieht einem Professor die Institutsleitung.
  • Es geht aber nicht um Plagiate, sondern um die Führung des Instituts.
  • «Es gab eine starke Vermischung dienstlicher und privater Interessen», so die HSG.

«Es bestand eine problematische Führungskultur», schreibt die Universität weiter. Die Aussagen beziehen sich auf einen Professor, der im Dezember freigestellt worden ist, mittlerweile aber wieder an der Universität arbeiten darf.

Plagiatsvorwürfe: Was bisher geschah

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  • Im Dezember 2022 stellte die Universität St. Gallen zwei Professoren vorläufig frei und im Januar definitiv.
  • Gegen den einen Professor gibt es Vorwürfe, er soll in seiner Dissertation und seiner Habilitation abgeschrieben haben, also ein Plagiat begangen haben.
  • Gegen den zweiten Professor gibt es Vorwürfe im Zusammenhang mit den möglichen Plagiaten und auch zur Institutsführung. Die beiden Professoren leiteten gemeinsam das Institut für Supply Chain Management.
  • Im Januar 2023 ging der zweite Professor an die Öffentlichkeit und wehrte sich. Es werde eine Kampagne gegen ihn geführt und es seien falsche Informationen verbreitet worden.
  • Die Freistellung des zweiten Professors wurde im Februar 2023 aufgehoben.

Zwar hätten sich nicht alle Vorwürfe gegen den Professor erhärtet. Einige hätten sich jedoch bestätigt. Das Administrativverfahren laufe noch, um weitere Abklärungen zu tätigen. Dies könne auch noch zu weiteren Massnahmen führen.

Professor vor vollem Höhrsaal
Legende: Die Führung des Instituts für Supply Chain Management übernimmt bis auf Weiteres jemand anderes. (Symbolbild) Keystone / Gaetan Bally

Für die Universität St. Gallen soll der Fall auch Folgen haben, die über das Institut hinausgehen. Verschiedene Themen sollen genauer unter die Lupe genommen werden. Zum Beispiel Unternehmen, die von Professoren geführt werden, und die Beschäftigung von Familienmitgliedern sowie Partnerinnen und Partnern. Bis im Herbst will die Universität hier Lösungsansätze entwickeln.

37 Missstandsmeldungen

Im Zug der Plagiatsvorwürfe an der Universität St. Gallen hatte diese eine «Aktion der Offenlegung» gestartet. Missstände konnten bei einer Zürcher Anwaltskanzlei gemeldet werden. Während drei Monaten seien 37 Meldungen eingegangen, schreibt die Universität, die meisten davon anonym.

Ein erheblicher Teil der Meldungen betreffe die Situation der Doktorierenden. Sofortmassnahmen seien keine nötig gewesen, bei Einzelfällen werde das Rektorat noch über Massnahmen entscheiden.

Die Universität St. Gallen betont, dass sie für Doktorierende in Zukunft bestmögliche Rahmenbedingungen bieten möchte. Die kürzlich verabschiedete Doktoratsreform soll hier Verbesserungen bringen. Zum Beispiel eine garantierte Forschungszeit von 40 Prozent sowie regelmässige Personal- und Standortgespräche.

Auch die Politik ist dran

Die Plagiatsaffäre ist nur ein Fall, der der Universität St. Gallen in den letzten Jahren negative Schlagzeilen bescherte. Auch in der Politik war die HSG deshalb immer wieder ein Thema. Im St. Galler Kantonsparlament wird gerade ein neues Universitätsgesetz diskutiert. Unter anderem soll die Aufsicht über die Institute verbessert werden.

Die HSG erhofft sich ebenfalls Verbesserungen durch das neue Gesetz. Sie betont, dass sie das Gesetz begrüsse und hoffe, dass es per Anfang 2024 in Kraft gesetzt werde.

Plagiate: Stand der Abklärungen

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Die Abklärungen zu den Plagiaten kommen langsamer voran als geplant, schreibt die Universität St. Gallen. Es sei schwierig gewesen, passende Fachleute für die Überprüfung zu finden. Ein Teil der Prüfung findet zudem an der Technischen Universität Darmstadt statt, da die betroffene Dissertation dort geschrieben wurde. Auch hier liegen noch keine Ergebnisse vor.

SRF1 Regionaljournal Ostschweiz, 05.06.2023, 12:03 Uhr ; 

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