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So soll sich Luzern vermarkten Mehr Kongresse, weniger Gruppen: Wo Luzerns Tourismus hinsteuert

Klasse statt Masse: Diese Vorgabe der Stadt Luzern muss die Tourismusorganisation umsetzen. Eine Auflage mit Tücken.

Asiatische Touristengruppen, die mit dem Car nach Luzern reisen, kurz durch die Altstadt flanieren und nach einer Stippvisite wieder von dannen ziehen: Sie waren in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren zusehends weniger gern gesehen. Und auch die Politik forderte eine Abkehr vom Massentourismus. Das Resultat nach einem zweijährigen Prozess: die « Vision Tourismus Luzern 2030 ».

Wichtigste Eckpunkte:

  • mehr Gäste aus der Schweiz und Europa
  • mehr Kongresse
  • längere Aufenthaltsdauer der Gäste

Damit die Vision kein Papiertiger bleibt, sind die Ziele nun in die neue Leistungsvereinbarung mit Luzern Tourismus, der lokalen Marketingorganisation, eingeflossen.

Asiatinnen posieren in Luzern am See für ein Selfie.
Legende: Während die Stadt Luzern vermehrt Gäste aus der Schweiz und Europa anlocken will, betont Luzern Tourismus die Bedeutung der Touristinnen und Touristen aus Fernost. Keystone/Urs Flüeler

Länger logieren, mehr Geld generieren

Die neue Vereinbarung stelle die Weichen für eine breit abgestützte, nachhaltige Entwicklung des Luzerner Tourismus, sagte Martin Merki, der zuständige Stadtrat, bei der Präsentation. Dass Luzern vor allem auch den Kongress-Tourismus stärken wolle, komme nicht von ungefähr. «Ein Kongress, der zwei Tage dauert, generiert Übernachtungen», sagt Merki. Und: «Ein Gast, der länger hier ist, gibt mehr Geld aus, nutzt mehr Angebote in der Stadt und setzt sich stärker mit der Umgebung auseinander.»

Um die Verweildauer zu erhöhen, hätten sich erste Hotels bereits neu positioniert: Im letzten Jahr sei die Aufenthaltsdauer von 1.7 auf 1.8 Logiernächte gestiegen.

Dass Luzern mehr Gäste anlocken will, die nachhaltiger reisen, ist ganz im Sinne der Tourismusorganisation. Auf dieser Schiene sei man schon länger unterwegs, sagt Marcel Perren, Direktor von Luzern Tourismus, und erwähnt beispielsweise die kostenlosen ÖV-Tickets für Übernachtungsgäste. «Ich sehe diese Vorgabe eher als Chance, denn als Einschränkung.»

Werbung in Fernmärkten ist künftig verboten

Mehr Mühe hat er indes mit der Auflage der Stadt, dass Luzern Tourismus künftig nicht mehr in Fernmärkten werben darf. Schliesslich generiere Luzern 58 Prozent der Logiernächte mit internationalen Gästen.

Gleichwohl werde Luzern Tourismus – das Budget der Organisation beträgt über 16 Millionen Franken – diese Vorgabe respektieren, so Marcel Perren. Die städtischen Gelder in der Höhe von 460'000 Franken würden folglich nur noch für Werbeaktivitäten im Schweizer und europäischen Markt eingesetzt.

Wir werden weiterhin internationales Marketing betreiben – einfach mit Geldern von anderen Leistungspartnern.
Autor: Marcel Perren Direktor Luzern Tourismus

Der Direktor von Luzern Tourismus macht aber keinen Hehl daraus: «Wir werden weiterhin internationales Marketing betreiben – einfach mit Geldern von anderen Leistungspartnern.» Dazu zählen unter anderem verschiedene Zentralschweizer Kantone.

Denn für Luzern Tourismus ist klar: Mit Schweizer und europäischen Gästen alleine ist die Auslastung der Unterkünfte in keiner Weise sichergestellt. Deshalb hofft Perren, dass die internationalen Gäste bald so zahlreich zurückkehren wie vor der Pandemie. Aktuell stehe man bei 70 Prozent verglichen mit der Vor-Corona-Zeit. «Die Tendenz ist positiv, der Rückstand aber immer noch gross.»

Stadt unterstützt Tourismus jährlich mit 550'000 Franken

Die neue Leistungsvereinbarung für die Jahre 2023 bis 2027 ersetzt jene von 2016. Die Höhe der öffentlichen finanziellen Unterstützung bleibt unverändert bei insgesamt 550’000 Franken pro Jahr – davon entfallen 90'000 Franken auf die Kongressförderung. Die Stadtregierung beantragt daher einen Sonderkredit von 2.75 Millionen Franken. Das Geschäft kommt voraussichtlich am 17. November ins Stadtparlament.

Tourismus: Auch St. Gallen schärft Strategie

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Der Verein St. Gallen-Bodensee Tourismus hat im Sommer seine die «Strategie 2027» präsentiert. Im Fokus stehen drei Geschäftsfelder:

  • Messe-, Kongress- und Veranstaltungstourismus
  • Kultur- und Wissenstourismus
  • Gesundheits-, Bewegungs- und Genuss-Tourismus

Wie in Luzern sollen die neuen Ziele auch in der Ostschweiz in eine Leistungsvereinbarung mit der Stadt St. Gallen fliessen.

In anderen Tourismusregionen – beispielsweise im Wallis oder im Berner Oberland – soll die Ausrichtung des Tourismus derzeit nicht verändert werden.

Regionaljournal Zentralschweiz, 27.09.2022, 12:03 Uhr ; 

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