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Sorge vor neuer Welle Die neue Corona-Mutante kommt – die Zeit drängt

Die Virus-Variante hängt am Horizont wie eine tiefschwarze Wolke – die langsam, aber sicher über der Schweiz aufzieht.

Noch weiss man wenig über die mutierten Coronavirus-Varianten aus Grossbritannien und aus Südafrika. Gerüchte um diese Virusmutationen gibt es einige. Zum Beispiel, dass sie eher auch Kinder befallen könnten. Oder, dass die Impfung bei der Südafrika-Mutation nicht gleich wirksam sein könnte. Wissenschaftlich ist dies nicht erwiesen.

Was die Situation in Grossbritannien aber zeigt: Die neue britische Variante von Sars-CoV-2 ist viel ansteckender. Und es wurden auch schon Fälle in der Schweiz nachgewiesen. Insgesamt wurde bei 28 Proben aus sieben Kantonen die neue Virusvariante aus Grossbritannien gefunden, sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, an der Medienkonferenz vom Dienstag. Die positiven Fälle werden jedoch nur stichprobenartig auf die Virusmutation untersucht.

Experten sind alarmiert

Die britische Variante des Coronavirus könne eine neue Welle in der aktuellen Welle auslösen, so Masserey weiter. Es müssten von allen Seiten Massnahmen getroffen werden.

Sorgen bereite auch ein Fall der südafrikanischen Variante aus dem Kanton Schwyz, sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler: «Denn die betroffene Person hat keinerlei Verbindung nach Südafrika. Das heisst also, diese Virenvariante hat sich zumindest in Schwyz bereits verbreitet.»

Wie werden die Fälle aufgespürt?

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Das Monitoring der ETH besteht aus zufälligen, aber aufwendigen Stichproben. Daneben können auch manche der normalen Diagnostik-Labore der britischen Viren-Variante auf die Spur kommen. Diese Labore verwenden einen Typ des Sars-CoV-2-Tests, der bei dieser britischen Variante bestimmte Auffälligkeiten anzeigt – ist das der Fall, muss diese Probe noch genauer überprüft werden.

Bestätigt sich der Verdacht, versuchen die Contact-Tracer nicht nur die Kontakte der betroffenen Person zu finden, sondern auch die Kontakte der Kontakte – und alle diese werden getestet. Das ist sehr aufwendig – im Kanton Genf sind etwa 5 Fälle mit der britischen Variante aufgetreten und das vertiefte Contact-Tracing stiess schon an Grenzen.

Klar ist für Häusler: Die Ausbreitung der Corona-Mutanten in der Schweiz lässt sich kaum verhindern. «In Grossbritannien haben sich trotz strengerer Massnahmen als bei uns die Fallzahlen der mutierten Variante vor Weihnachten jede Woche verdoppelt.»

Ähnliches zeigt sich in Dänemark, dort legt die eingeschleppte britische Variante dasselbe rasante Tempo hin – bisher allerdings auf viel tieferem Niveau. «Startet man mit einem Anteil der britischen Variante an der Gesamtzahl der Fälle von nur einem Prozent – dann sind es nach sieben Wochen bereits 64 Prozent», erklärt der Wissenschaftsredaktor.

Was tun?

Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, machte vor den Medien in Bern wenig Hoffnung darauf, dass die Schweiz von der Mutation verschont bleibt: «Da wir noch immer eine viel zu hohe Virusaktivität haben, müssen wir versuchen, die Verbreitung dieser Mutanten zu verzögern, bis eine breite Impfung möglich wird.»

Um eben dieses Ziel zu erreichen, fordern viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Massnahmen ohne weiteres Zuwarten zu verschärfen. «Je länger wir warten, desto schneller steigt die Zahl der neuen Varianten an», fasst Häusler die vorherrschende Meinung zusammen.

Denn schon mit dem «normalen» Virus seien die Fallzahlen hoch – und die Spitäler, Contact-Tracing und Testkapazitäten im orangen und roten Bereich. «Kommen schärfere Massnahmen erst, wenn die neuen Varianten bereits stark verbreitet sind, so geht es noch zwei Wochen bis die neuen Massnahmen greifen – die Zahlen steigen weiter und die Situation könnte sehr kritisch werden», schliesst Häusler.

Rendez-vous, 5.1.2020, 12:30 Uhr ; 

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