Für die Zürcher Grasshoppers war gestern ein schwarzer Sonntag: Sie lagen im Spiel gegen den FC Luzern mit 0:4 zurück – der Abstieg in die Challenge League war besiegelt. Doch es kam noch schlimmer: GC-Hooligans kletterten über die Abschrankungen im Stadion und drohten, auf das Spielfeld zu stürmen. Das Spiel wurde unterbrochen. Am Ende erzwangen die Hooligans den Spielabbruch.
Der Präsident der Swiss Football Leage (SFL), Heinrich Schifferle, verfolgte die Ereignisse und ist heute noch fassungslos: «Ich war schockiert, was da abgelaufen ist. Dass man auf diese Art auf einen Abstieg reagiert, ist für mich schwer verständlich.»
Direkt konfrontiert mit den Hooligans war gestern die Luzerner Polizei: Sie wurde ins Stadion gerufen, als die Situation ausser Kontrolle geriet, wie Einsatzleiter Bernhard Aregger sagt: «Wie gehen rein, um falls nötig die Situation einzufrieren oder die Ordner des Stadions abzulösen und die Situation allenfalls mit erhöhten Mitteln zu bereinigen.»
Polizei: «Schlimmeres verhindern»
Die Polizei stand also auf dem Fussballrasen, griff aber nicht ein: Die Hooligans wurden nicht verhaftet. Warum nicht? Es sei darum gegangen, Schlimmeres zu verhindern, sagt die Luzerner Polizei. Sie sei aber auf jeden Fall bereit gewesen, einzugreifen: «Wenn mehr Leute von der Tribune heruntergekommen wären oder sie die Abschrankung zum Spielfeld vermehrt überschritten hätten, hätten wir eingegriffen.»
Aber eben: Die Polizei intervenierte nicht. Und so konnten die Hooligans das Stadion am Ende unbehelligt verlassen. Ein Umstand, der GC-Präsident Stephan Rietiker sauer aufstösst: Den Schaden habe nun der Club.
Wie verlieren als Clubs und werden gebrandmarkt, ohne viel machen zu können.
Er habe nun genug und wolle dem Treiben der nicht länger zusehen, sagte Rietiker heute an einer Medienkonfererenz. «Ich werde versuchen, mit der neuen Sportministerin Viola Amherd, der Politik und dem Fussballverband ins Gespräch zu kommen. Wie verlieren als Clubs und werden gebrandmarkt, ohne viel machen zu können.»
Bereits nach dem letzten Spielabbruch eines GC-Matches im März in Sitten hatte sich Bundesrätin Amherd sich für härtere Strafen für Hooligans ausgesprochen. Und in diese Kerbe haut nun auch der GC-Präsident: «Das muss ein Mix zwischen Dialog und Repression sein. Die Repression muss dabei eindeutig verstärkt werden.»
SFL-Präsident: Im Moment auch überfragt
Wie immer nach einem solchen Vorfall wird der Ruf nach härteren Strafen laut. Und immer heisst es, nun müssten Lösungen her. Aber bei der Swiss Football League sucht man solche Lösungen vergeblich.
Präsident Schifferle wirkt ratlos: «Wir werden das in unseren Kreisen selbstverständlich besprechen, analysieren und Massnahmen ergreifen. Welche, da bin ich Moment auch etwas überfordert und überfragt. Aber wir gehen nun nicht einfach zu Tagesordnung über.» Kein gutes Zeichen, wenn nicht einmal der Präsident der Fussball-Liga weiter weiss.