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Gegen Angst vor Spinnen: Konfrontation. Hier mit erweiterter Realität
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 06.10.2021. Bild: zvg
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Spinnenphobie Mit neuer App die Angst vor Spinnen überwinden

Mit grafischen Darstellungen von Spinnen soll die sogenannte Arachnophobie überwunden werden.

Albträume, Schauermärchen, Horrorfilme – der Anblick von Spinnen löst bei vielen Menschen sofort Panik aus. Die sogenannte Arachnophobie – also die Furcht vor den achtbeinigen Tieren – ist eine der häufigsten Ängste überhaupt. Eine neue App der Universität Basel soll helfen, das Grauen vor Spinnen zu überwinden. Die ersten Resultate seien positiv.

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Die App «Phobys» konfrontiert Nutzer mit ihrer Angst vor Spinnen
Aus News-Clip vom 06.10.2021.
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Wer seine Angst vor Spinnen bekämpfen möchte, kommt nicht darum herum: Konfrontation. Darauf bauen viele Therapien auf. Mit der neuen App «Phobys» ist das niederschwellig möglich. Der Ansatz ist schnell erklärt. Die App setzt auf «Augmented Reality». Auf dem Handydisplay erscheint eine Spinne, die dank «erweiterter Realität» in der eigenen Wohnung, auf dem Küchentisch, dem Bett oder in der Dusche rumspaziert. Sie scheint da zu sein, wo die Kamera des Smartphones hingehalten wird.

Die Resultate waren eindeutig. Die Angst nahm ab, der Ekel ging zurück.
Autor: Anja Zimmer Entwickelte App «Phobys»

Die virtuelle Spinne sieht erstaunlich realistisch aus. Die Konfrontationstherapie der App sei wie ein Spiel aufgebaut, sagt Anja Zimmer: «Es gibt 10 Levels, die schrittweise aufgebaut sind. Sie werden immer schwieriger und intensiver.» Die Doktorandin in Psychologie hat das Programm im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Universität Basel entwickelt. Über 25'000-mal sei die App bereits heruntergeladen worden.

Warum fürchten sich Menschen vor Spinnen?

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Legende: Die Angst vor Spinnen ist sehr weit verbreitet. Keystone

Die Arachnophobie gilt als die weltweit am meisten verbreitete spezifische Angst. Betroffene können beim Anblick oder allein beim Gedanken an Spinnen völlig panisch reagieren.

Es ist nicht klar, wieso sich Menschen gerade vor Spinnen derart oft fürchten. Es gibt aber verschiedene Thesen dazu.

Die Theorie der vererbten Angst

Viele Psychologinnen und Psychologen gehen davon aus, dass sich Kinder das Verhalten ihrer Eltern aneignen – auch was die Phobien anbelangt. Die Angst vor Spinnen könnte also von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Die evolutionsbiologische Erklärung

Forscher gehen davon aus, dass die frühen Vorfahren der Menschen mit gefährlichen Spinnen lebten – und sich in Acht nehmen mussten. Diese Gefahr vor Spinnen könnte sich als Angst über Generationen vererbt haben.

Die acht Beine

Ein weiterer Forschungsansatz geht davon aus, dass die Fortbewegungsart der Spinnen Angst auslöst. Die Tiere bewegen sich schnell und unvorhersehbar. Sie machen kaum Geräusche und könnten auch auf Menschen klettern. Das tun sie zwar nur ungern, aber gerade für Spinnen-Phobiker ist das ein sehr unangenehmer Gedanke.

Nach jedem Level müssen die Nutzer und Nutzerinnen ihren Ekel und ihre Angst vor der Spinne bewerten. «Wenn die Angst noch sehr hoch ist, bleibt man auf diesem Level. Erst wenn dieser Wert mit weiteren Konfrontationen sinkt, kann man zur nächsten Stufe», sagt Anja Zimmer. Die Psychologin hat die Wirkung der App wissenschaftlich untersucht und getestet, ob die Angst abnimmt.

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Aus dem Archiv: Der Selbstversuch – Angst vor Spinnen besiegen
Aus Einstein vom 08.01.2015.
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«Die Resultate waren eindeutig. Die Angst nahm ab, der Ekel ging zurück.» Und dies sei über die App hinaus beobachtbar. «Die Belastung aufgrund der Angst vor Spinnen hat auch im Alltag abgenommen», sagt Zimmer.

Panik vor Spinnen: Mehr Frauen als Männer betroffen

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Legende: Die Angst vor Spinnen scheint auch weitergegeben zu werden. Colourbox

Therapien gegen Angst vor Spinnen werden überdurchschnittlich oft von Frauen besucht.

Psychologinnen und Psychologen gehen davon aus, dass dies mit der Erziehung zu tun hat. Jungen werden tendenziell dazu ermutigt, sich ihren Ängsten zu stellen. Im Fall von Spinnen würde das bedeuten, dass Buben eher zugetraut wird, eine Spinne selber zu entfernen.

Eine Frage der Sozialisierung

Mädchen, die Angst vor Spinnen haben, werden häufiger in Schutz genommen. Das bedeutet, dass Eltern zum Beispiel eine Spinne für das Mädchen entfernen. So muss sie sich jedoch nicht mit ihrer Angst konfrontieren.

Damit werden Ängste erhalten oder sogar noch verstärkt. Denn in der Sozialisierung ist es für Kinder wichtig, eigene Erfahrungen zu sammeln. Diese können auch zeigen, dass Spinnen eigentlich nicht gefährlich sind.

Ersetzt keine Therapie

Die Wirkung der App bestätigt auch Gianandrea Pallich, Leiter der Spinnenphobie-Gruppentherapie an der Universität Zürich. Trotzdem gibt der Psychotherapeut zu bedenken, dass eine App keine umfassende Therapie ersetzen kann: «Mit der App fehlt der Bezug zur Realität. Wer seine Angst nur mit der App bekämpft, würde an seine Grenzen stossen, wenn man plötzlich auf eine echte Spinne stösst.» Trotzdem sei sie ein gutes Hilfsmittel, um die Angst niederschwellig zu bekämpfen.

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Regionaljournal Basel, 05.10.2021, 17:30 Uhr;

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