- In Basel laufen Strafverfahren im Zusammenhang mit Sporttip-Wetten. Wettverkäufer nutzten Lücken im System.
- Die Aufsichtsbehörde schliesst Geldwäscherei nicht aus. Denn Wetten können anonym abgeschlossen werden.
- Die Lotteriegesellschaft Swisslos will anonymes Wetten weiter erlauben.
Sie stehen in Kiosken, Bars oder anderen Verkaufsstellen: Sporttip-Automaten der Lotteriegesellschaft Swisslos. Wer gewinnt ein Fussballspiel? Welches Team schiesst das nächste Tor? An den Automaten können verschiedenste Wetten abgeschlossen werden – anonym: Im Gegensatz zum Online-Angebot von Sporttip ist an Verkaufsstellen kein Ausweis nötig. Gewinne bis 1000 Franken werden anonym ausgezahlt.
Die Anonymität aber wurde missbraucht: Die baselstädtische Staatsanwaltschaft bestätigt Recherchen von SRF: Sie führt mehrere Strafverfahren wegen Unregelmässigkeiten bei Swisslos-Sportwetten.
Verkaufsstellen im Visier
Im Fokus stehen private Betreiber von Sporttip-Verkaufsstellen. Der Schwerpunkt liegt in Basel, doch Verdachtsfälle gibt es auch in anderen Regionen. Betreiber von Verkaufsstellen sollen selbst Wetten abgeschlossen haben.
Wir schliessen Geldwäscherei nicht aus.
Pro Wette blieben sie unterhalb von 1000 Franken. Sie kassierten die Swisslos-Verkaufsprovision von fünf Prozent. Und weil sie Wetten mit kleinem Risiko abschlossen, verdienten sie unter dem Strich Geld.
Geldwäscherei mit Sportwetten?
Und es kommt ein noch gravierenderer Verdacht hinzu: «Wir schliessen nicht aus, dass die Anonymität für Geldwäscherei genutzt wurde oder wird», sagt Manuel Richard. Er leitet die interkantonale Geldspielaufsicht (Gespa). An den Verkaufsstellen könnte mit Geldern kriminellen Ursprungs gewettet worden sein. So liesse sich Geld «waschen».
Swisslos wusste laut eigenen Angaben nicht, dass Strafverfahren eröffnet wurden. Direktor Roger Fasnacht taxiert die ihm bekannten Vorkommnisse lediglich als «unlauteres Verhalten». Man sei von selbst auf knapp 15 Verkaufsstellen aufmerksam geworden. Die Betreiber hätten eine Lücke im Risiko-Management ausgenutzt. Swisslos habe diese nun geschlossen – unter anderem mit zusätzlichen gezielten Limiten im Wettbetrieb.
Aufsicht will Massnahmen – Swisslos lehnt ab
Die Aufsichtsbehörde Gespa allerdings will weitere Massnahmen. Sie möchte ein Verbot für Betreiber von Verkaufsstellen, im eigenen Lokal selbst Wetten abzuschliessen. Swisslos-Direktor Fasnacht lehnt dies aber ab: «Ein Verbot ist kaum umsetz- und überprüfbar. Es kann direkt oder mit Hilfe von Strohmännern umgangen werden.»
Eine Identifikationspflicht wäre unverhältnismässig.
Uneins sind sich Swisslos und die Geldspielaufsicht auch beim anonymen Wetten. «Mit den jetzigen Regeln kann man anonym fast unbeschränkt Wetten abschliessen und sich Gewinne auszahlen lassen», kritisiert Gespa-Direktor Richard: «Das ist aus unserer Sicht ein Risiko.»
Swisslos wiederum hält eine Identifikationspflicht für unverhältnismässig. Roger Fasnacht verweist auf bereits getroffene Massnahmen: «Diese wirken.» Die meisten der 15 auffälligen Verkaufsstellen hätten den Vertrieb von Sporttip-Wetten eingestellt.
Aufsicht schaltet den Bund ein
Das Klima zwischen Swisslos und Aufsicht scheint belastet (siehe Box unten). Die Gespa kann Swisslos weder die Identifikationspflicht noch ein Spielverbot für die Betreiber von Verkaufsstellen vorschreiben. Deshalb, und wegen des Verdachts auf Geldwäscherei, hat die Aufsicht das Bundesamt für Justiz eingeschaltet. Dieses schreibt: Man prüfe zurzeit, ob die heutige Regulierung genüge.