«A d’Higa muesch hi-ga» und «A dä Gel-a muesch di gseh la». Es ist schon eine ganze Weile her, dass diese Sprüche zu Veranstaltungen in der Stadthalle zum Churer Pflichtvokabular gehörten. Die Halle wird abgebrochen und Chur erhält eine neue Messe- und Eventhalle.
Nach vielen Jahren mit Messeanlässen haben sich viel Material und Dekorationsartikel angehäuft. Gelagert wurden diese bis anhin in einem Stall. Dieser wird jetzt anderweitig gebraucht. Darum muss die ganze Ware weg. In diesen Tagen ist Räumungsverkauf.
Am Montag war der erste Verkaufstag in der altehrwürdigen Stadthalle am Fusse des Churer Hausbergs bei der Talstation der Brambrüeschbahn. In der Mitte der Halle ist die Ware drapiert, aufgestapelt, präsentiert. Alles Gegenstände, die Messeaussteller vergessen oder liegen gelassen haben: Barhocker, Stühle, Scheinwerfer, Lautsprecher oder Dekomaterial – stapel- und kiloweise – aus der HIGA-Zeit. Die HIGA ist die Handels-, Industrie- und Gewerbeausstellung, die seit 1957 jährlich im Frühling in Chur stattfindet.
Weil viele Sachen noch sehr gut instand sind, gibt es sicher den einen oder anderen, der Freude daran hat.
Mitten in der Halle stehen Holztische, darauf Kisten mit Besteck, Suppentassen, Gläsern und Schildern, manche mit der Aufschrift «Notausgang». Auf dem Dekotisch stehen ausgestopfte Hühner und daneben grosse, alte Hornschlitten.
Das alles seien Gegenstände, die lange eingelagert waren, sagt Michelle Albrecht, Projektleiterin der Stadthalle Chur und zuständig für den Räumungsverkauf. Natürlich könnte man alles in eine Mulde kippen, so Albrecht – aber: «Weil viele Sachen noch sehr gut instand sind, gibt es sicher den einen oder anderen, der Freude daran hat.»
Auf dem Gabelstapler fährt Betriebsleiter Martin Stetz eine Palette voller Lampen in die Halle. Er stellt sie neben die Schneefräse, die ebenso auf Käufer wartet wie der Anhänger oder der Rasenteppich. Daneben sind Messeplattenböden aus Plastik aufgetürmt und die «Bluemetrögli», welche früher den Vorplatz der Halle zierten. Bei diesen grossen Gegenständen schwingt bei Martin Stetz Wehmut mit: «Die Sachen sind für uns nicht mehr zeitgemäss, darum müssen wir sie leider verkaufen.»
Zwei Besucher schauen sich um. Sie eröffneten demnächst in Rhäzüns eine Bar, erzählen sie und sind fasziniert von den Barhockern: «Das ist genau das, was wir suchen.» Schliesslich kaufen sie drei dieser Hocker, dazu einen Sessel und ein altes Werbeschild. Sie bezahlen, was ihnen die Sachen wert sind.
«Wir haben keine fixen Preise und geben die Gegenstände relativ günstig weg», sagt dazu Michelle Albrecht, die an der improvisierten Kasse steht und nicht feilschen mag. Zwei Pack Cola-Gläser gibt's für die Käuferschaft noch obendrauf.