Tyto Home heisst das neue Gerät. Es ist etwa handgross und kommt mit drei verschiedenen Aufsätzen daher. Damit kann man Herz und Lunge abhören, in den Rachen oder die Ohren blicken oder die Körpertemperatur messen.
Swica-Kunden und Kundinnen, die beim Pilotprojekt mitmachen, können sich mit dem Gerät zuerst selbst untersuchen, bevor sie zum Arzt gehen. Die medizinischen Daten, die das Gerät erfasst, werden dann mit dem Smartphone an ärztliches Fachpersonal übermittelt und von diesem analysiert.
Entlastung für Notaufnahmen?
Das sei ein interessanter Ansatz, meint dazu Erich Ettlin, Ständerat aus dem Kanton Obwalden und Mitglied der Gesundheitskommission des Ständerats. Der CVP-Gesundheitspolitiker denkt vor allem an die Notfallaufnahmestellen der Spitäler, die häufig überfüllt sind. Hier könnte so ein Selbstdiagnosegerät Abhilfe schaffen, glaubt Ettlin. Gleichzeitig warnt er vor zu hohen Erwartungen: «Das Tool ersetzt den Arzt nicht».
Ständerat Ettlin begrüsst es aber, wenn neue technische Möglichkeiten im Gesundheitswesen eingesetzt werden.
Ärzteverband sendet positive Signale aus
Zustimmung erhält er auch von Jürg Schlup, dem Präsidenten der Ärztevereinigung FMH. Er kenne dieses neue Gerät zwar noch nicht, aber grundsätzlich sei es eine gute Idee, die Patientinnen und Patienten stärker einzubeziehen.
Ob allerdings das Ziel erreicht werde, die Ärztinnen und Ärzte zu entlasten, bezweifelt Schlup: Ein Arzt muss ja die übermittelten Daten trotzdem anschauen und per Video oder Mail mit dem Patienten Kontakt aufnehmen. Aber Entlastung kann es für die Patienten bringen, die in gewissen Fällen nicht in die Notfallaufnahme fahren müssen.
Für den FMH-Präsidenten steht denn auch nicht der Spareffekt im Vordergrund: «Aus meiner Sicht geht es vor allem darum, mit diesen Apps die Versorgung zu verbessern».
SP hat Datenschutz im Blick
Skeptischer reagiert Yvonne Feri, SP-Nationalrätin aus dem Kanton Aargau und Mitglied der Gesundheitskommission des Nationalrats: Natürlich gelte es, die Digitalisierung in der Medizin zu nutzen. Aber Sorgen macht Feri der Datenschutz.
Unklar sei, was mit all den Daten geschehe, die das Gerät an die Krankenkassen übermittelt. Die SP-Gesundheitspolitikerin befürchtet, dass die Qualität der medizinischen Versorgung leiden könnte: «Der Patient muss selbst abschätzen, ob er oder sie zum Arzt gehen soll. Ich weiss nicht, ob ein solches Gerät diese Aufgabe übernehmen kann».
Der Pilotversuch der Swica startet im März mit 2000 Versicherten.