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Steigende Wolfspopulation 350 Wölfe in der Schweiz bis 2025

Aktuell leben in der Schweiz 20 Wolfsrudel mit insgesamt rund 150 Wölfen. Bis Ende 2025 könnte sich der Bestand auf 50 Rudel erhöhen. In der Schweiz könnten dann rund 350 Wölfe leben.

Das zeigt eine bisher unveröffentlichte Analyse der Stiftung Kora , die sich mit dem Wolfsmonitoring in der Schweiz befasst. Die Maximalvariante der Prognose von Kora sieht sogar eine mögliche Zunahme auf 60 Rudel und 400 Wölfen bis 2025 voraus.

Der Wolf fühlt sich wohl    

«Der Wolf ist eine Spezies, die sich sehr gut an eine neue Umgebung anpassen kann und sich schnell reproduziert», sagt Wildtierbiologe Fridolin Zimmermann von der Stiftung Kora gegenüber der Rundschau. Er brauche genug Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten und finde das offenbar in der Schweiz. Das zeige das starke Wachstum der Wolfspopulation. Der Wolfsbestand in der Schweiz verdopple sich alle zwei bis drei Jahre, so Zimmermann.

Wolf in der Nacht, schwarz-weiss-Foto einer Infrarotkamera
Legende: Amt für Jagd und Fischerei Kanton Graubünden

Ende 2018 gab es in der Schweiz 50 Wölfe, drei Jahre später, Ende 2021, waren es bereits 150 Tiere. «Unsere Berechnungen vor zwei Jahren haben sich als richtig erwiesen», sagt Zimmermann. «Wir hatten für dieses Jahr 20 Wolfsrudel berechnet.»

Ob diese Prognose tatsächlich eintrifft, hänge unter anderem davon ab, ob der Wolf in Zukunft schneller reguliert werden dürfe oder nicht. Denn der Wolf sei eine Art mit einem hohen Konfliktpotenzial, so Zimmermann.

Mehr Konflikte

Mit dem wachsenden Wolfsbestand nehmen auch Konflikte zwischen Nutztierhaltern und Wölfen zu. Die Beute der Wölfe sind nicht nur Wildtiere, sondern – trotz Herdenschutz – auch Nutztiere. Besonders im Kanton Graubünden hat sich die Situation in diesem Sommer nochmals verschärft.

«Es braucht eine präventive Regulierung. Der Fortbestand des Wolfs soll gesichert sein, aber der Bestand darf nicht exponentiell wachsen», sagt der Bündner Regierungspräsident Marcus Caduff (Mitte).

In der laufenden Herbstsession wird der Ständerat über die Regulierung der Wolfspopulation beraten. Die Umweltkommission des Ständerats will eine parlamentarische Initiative durchbringen, die es erlaubt, Wölfe auch präventiv schiessen zu können, falls mit einem grossen Schaden zu rechnen ist.

Der Bundesrat unterstützt das Begehren. Er will aber, dass die Entscheidungskompetenz weiterhin beim Bund liegt und nicht bei den Kantonen.

Den Abschuss von Wölfen gar selbst übernehmen sollen Hirten im Wallis. Georges Schnydrig, Präsident des Vereins «Lebensraum Wallis ohne Grossraubtiere», züchtet Schwarznasenschafe. Sein Verein sammelt Geld, um Hirten auf dem Rechtsweg zu unterstützen, der auf einen Wolf schiesst. Damit will der Verein einen Präzedenzfall schaffen. «Wir sind der Meinung, dass bei einem Wolfsangriff der Notstandsartikel angewendet werden darf», sagt Schnydrig.

«Wolf hat Existenzrecht»

David Gerke von der Gruppe Wolf Schweiz, die sich für eine Koexistenz zwischen Wolf und Mensch einsetzt, befürchtet, dass mit diesen neuen Abschussbestrebungen künftig der Herdenschutz vernachlässigt werden könnte. «Die Verbreitung des Wolfes ist eine positive Sache», sagt er. «Der Wolf ist wieder zu einer heimischen Tierart mit Existenzrecht geworden.»

Was sagt Gerke zur raschen Ausbreitung des Wolfes in der Schweiz? «Für uns als Gesellschaft wäre es wohl einfacher, wenn sich der Wolf etwas langsamer ausbreiten würde. Aber er ist da und das ist eine biologische Realität.»

«Rundschau»

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Mehr zum Thema in der « Rundschau » um 20.05 Uhr auf SRF 1.

Rundschau, 21.09.2022, 20:05 Uhr

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