Aus französischer Perspektive war der Grund für das kühlere Verhältnis zur Schweiz – neben dem Entscheid, den F35-Kampfjet aus den USA anstelle des französischen Rafale zu beschaffen – das Ende des Rahmenabkommens mit der EU. Noch immer offen sind zudem Fragen zur Besteuerung von Grenzgängerinnen und -gängern.
Aus Schweizer Perspektive fällt die Analyse milder aus. Von einer guten Ausgangslage spricht der Präsident der Aussenpolitischen Kommission, Ständerat Pirmin Bischof von der Mitte-Partei: «Wir haben zwar ein gespannteres Verhältnis als mit anderen Nachbarländern. Aber die Entwicklung geht für mich eher aufwärts.» Man sei beidseitig bemüht, einen guten Weg miteinander zu finden.
Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen der Schweiz und Frankreich geht eher aufwärts.
So erhofft sich der APK-Präsident, dass die Schweiz noch während der französischen EU-Ratspräsidentschaft bis Mitte Jahr im EU-Dossier weiterkommt – Anknüpfungspunkte sind Forschung oder technische Handelshemmnisse.
Dass hier Frankreich eine Rolle spielen müsste, hält Aussenpolitiker Roland Rino Büchel von der SVP für falsch: «Wir regeln unsere Probleme mit Brüssel. Wir müssen Brüssel klarmachen, dass wir ein föderalistisch aufgestellter Staat sind, und dass am Schluss das Volk das Sagen hat. Hier müssen wir nicht irgendwo speziell auf Macron zugehen.»
Wir müssen nicht irgendwo speziell auf Macron zugehen.
Aus Büchels Sicht braucht es neben den üblichen Kontakten keinen Extra-Effort zur Beziehungspflege Schweiz – Frankreich. Aber: «Es braucht selbstverständlich den täglichen Austausch.»
Denn Ideen für Extra-Beziehungspflege sind im Parlament vorhanden. Beispielsweise in jener Delegation, die Kontakte zum französischen Parlament pflegt.
Wunsch nach Kooperation und Einsatz
Unter den Nationalrätinnen und Ständeräten aus der Romandie ist die Genfer FDP-Politikerin Simone de Montmollin. Sie wünscht sich eine Strategie, die das Verbindende mit Frankreich in allen Bereichen betont.
Und zusammen mit dem französischen Pendant entstehe zudem eine Roadmap der gemeinsamen Themen, Mobilität, Rhône, Grenzgänger, Zusammenarbeit im Gesundheitswesen.
Auch Carlo Sommaruga von der Genfer SP ist Teil dieser Delegation. Doch nach seiner Analyse hat die Schweiz keine Priorität für den französischen Präsidenten.
Es wäre nun an Aussenminister Ignazio Cassis, mit dem nötigen Talent das Verhältnis aufzuwärmen und zu erneuern – und herauszufinden, was die Schweiz auf den Tisch legen könnte dafür. Die Ideen zeigen: Die Beziehung zwischen der Schweiz und Frankreich bleibt bewegt.