Zum Inhalt springen

Header

Audio
Nationalrat versenkt Stimmrechtsalter 16
Aus Echo der Zeit vom 28.02.2024. Bild: KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 13 Sekunden.
Inhalt

Stimmrechtsalter 16 abgelehnt Die Angst vor der Mitbestimmung der Jugend

Das Stimmrecht ab 16 Jahren auf nationaler Ebene ist zwar vorerst vom Tisch. Doch Kantone und Bund diskutieren seit Jahren immer wieder über ein tieferes Stimmrechtsalter. Bis jetzt können einzig Jugendliche ab 16 im Kanton Glarus abstimmen und wählen.

Nach fünf Jahren Hin und Her im Parlament ist diese Vorlage nun also gescheitert. Dabei hat der Nationalrat in all den Jahren bereits drei Mal Ja dazu gesagt, wenn auch eher knapp. Jetzt, nach den Wahlen im letzten Herbst, hat der Wind Richtung Rechts gedreht und das Ja zu einem Nein verweht.

Bevölkerung dagegen

Die Argumente gegen die frühere politische Mitbestimmung sind über die Jahre gesehen immer etwa gleich. Die Schweizer Bevölkerung sei dagegen, das zeigten die deutlichen Niederlagen bei Abstimmungen in den Kantonen. Zudem sei die Jugend gar nicht interessiert und zu wenig reif; wer nicht mündig ist, soll nicht politisch mitbestimmen können. Oder anders gesagt: Es sollen nur Schweizer Bürgerinnen und Bürger abstimmen und wählen, die Steuern zahlen, wie die SVP im Nationalrat anregte.

So tönte es auch, als die Schweiz Anfang der 1990er Jahre das Stimmrechtsalter von 20 auf 18 Jahre senkte. Vorher war diese Senkung in mehreren Kantonen rund 25 Mal verworfen worden. Einige Jahre später wurde auch das Mündigkeitsalter nach unten angepasst.

Auch bei den Argumenten gegen das Frauenstimmrecht hiess es, die Frauen wollten das gar nicht, sie seien nicht in der Lage, abzustimmen und zu wählen. Auch hier brauchte es zahlreiche Anläufe bis zum Erfolg. Im letzten widerspenstigen Kanton, Appenzell Innerrhoden, setzte das Bundesgericht das Stimmrecht für die Frauen durch.

Der Ruf nach einem tieferen Stimmrechtsalter kommt meistens aus politisch linken Kreisen. Deshalb befürchtet man im bürgerlichen Lager, dass diese zusätzlichen Stimmbürgerinnen und Stimmbürger mehrheitlich den Linken nützen würden.

Zwar gelten ganz junge Menschen, gerade weibliche, als eher links. Dennoch wäre ihr Einfluss auf politische Entscheide nicht sehr gross. Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen: Wenn 16- und 17-Jährige mitbestimmen könnten, wären das nur rund 2.4 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten.

Geringe Auswirkungen bis jetzt

Ob die Jugendlichen das Stimm- und Wahlrecht wollen und es auch nützen würden, ist unklar. Es gibt keine repräsentative Untersuchung dazu. Das Zentrum für Demokratie (ZDA) in Aarau will nun eine aussagekräftigere Beurteilung erarbeiten. In einem Zwischenfazit hat das ZDA im Kanton Glarus keine grossen Auswirkungen auf die Stimmbeteiligung festgestellt. In Glarus können 16- und 17-Jährige bereits seit 2007 politisch mitbestimmen.

All diese Erfahrungen zeigen, dass eigentlich nicht viel gegen das Stimmrechtsalter 16 spricht. Wer es nicht regelmässig nutzen will, muss das auch nicht tun. Die Schweiz ist bereit, immer wieder neu auszuhandeln, wer an der Demokratie teilhaben darf. Dafür lässt sie sich auch viel Zeit. Irgendwann wird das Stimmrechtsalter 16 auf nationaler Ebene wohl kommen. Kantonal gehen die Bemühungen bereits weiter: Mehrere Kantone planen neue Anläufe.

Ruth Wittwer

Ruth Wittwer

Bundeshaus-Korrespondentin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Ruth Wittwer ist Bundeshaus-Korrespondentin von Radio SRF, seit 2017 gehört sie zur SRF-Inlandredaktion. Zuvor war sie sechs Jahre vor allem für Radio SRF in den USA unterwegs. Sie arbeitet seit über 20 Jahren als Journalistin, davon lange für Radio SRF 3 und zuvor für diverse Lokalradios und -zeitungen.

Info 3, 28.02.2024, 17:00 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel