Johnny Depp, Sharon Stone oder Arnold Schwarzenegger – für gewöhnlich wimmelt es auf dem grünen Teppich des Zurich Film Festivals von Stars aus Hollywood. Dieses Jahr könnte das anders aussehen. Denn seit Monaten streiken in den USA die Gewerkschaften der Schauspielerinnen und der Drehbuchautoren. Deshalb haben viele Stars ihre Teilnahme an Festivals abgesagt und verzichten sogar auf ihre Awards – so etwa in Venedig und zuletzt am Filmfestival Locarno.
Es fehlen die Bestätigungen der Stars
Das Zurich Film Festival (ZFF) müsse derzeit mit einer grossen Unsicherheit leben, sagt Christian Jungen, der künstlerische Leiter des Festivals: «Es ist sehr mühsam, weil wir von vielen Orten keine Antwort bekommen.» Noch vor fünf Wochen habe es bezüglich Hollywood-Stars gut ausgesehen, aber aktuell fehlten noch die Bestätigungen, ob die Gäste tatsächlich erscheinen werden.
Wenn der Streik noch lange dauert, droht ein ZFF ohne grosse Stars aus Hollywood.
Filme hätten noch keine aus dem Programm genommen werden müssen, aber es habe schon Absagen gegeben, sagt Jungen. Es gäbe Leute, die während des Streiks nicht für ihren Berufsstand auftreten wollten, obwohl es ihnen grundsätzlich erlaubt wäre, Awards entgegenzunehmen.
Flüge sind voll, Preise steigen
Sorgen macht Jungen vor allem die Zeit, die für die Organisation knapp werden könnte. Die Flüge von Los Angeles nach Zürich seien irgendwann voll und alles würde immer teurer: «Wenn der Streik noch lange dauert, droht ein ZFF ohne grosse Stars aus Hollywood.»
Diese Stars kamen schon ans Zurich Film Festival
Allerdings sind die Organisatoren noch optimistisch: Es sei Bewegung in die Streik-Verhandlungen gekommen, die Gewerkschaften und die Studios sprechen wieder miteinander. Kommt es im September zu einer Einigung, könnte sich das sogar positiv auswirken auf das ZFF. Dann hätten die Studios Nachholbedarf und würden die Stars nach Europa schicken wollen, um ihre Filme zu promoten.
Sicher ist bereits heute, dass die Schauspielerin Diane Kruger am diesjährigen ZFF teilnehmen und den Golden Eye Award für ihre Karriere entgegennehmen wird. Die deutsche Schauspielerin stellt am Festival einen französischen Thriller vor und steht deshalb nicht im Zusammenhang mit dem Streik in den USA.
Als Plan B würden wir vermehrt mit europäischen Schauspielerinnen und Schauspielern auftrumpfen.
Sollte der Streik am 28. September, wenn das ZFF beginnt, noch nicht beendet sein, hätte das Festival allerdings einen Plan B, sagt Christian Jungen: «Wir würden vermehrt mit europäischen Schauspielerinnen und Schauspielern auftrumpfen und Regisseure wie etwa Wim Wenders als Stars inszenieren.»
Noch sei es aber noch nicht so weit. Es fühle sich derzeit an wie während der Pandemie – eine Situation, die man selber nicht beeinflussen könne: «Wir müssen jetzt einfach die Nerven behalten.»