Alle Häuser, in denen das ganze Jahr über jemand wohnt, sollen weiterhin Post zugestellt bekommen. Und: Briefe und Pakete sowie abonnierte Zeitungen sollen auch künftig mindestens so pünktlich im Briefkasten liegen wie heute.
Der Nationalrat stellt sich mit diesen Forderungen gegen Sparpläne des Bundesrats, die dieser über eine Verordnung einführen wollte. Die Vorlage geht nun an den Ständerat.
Am günstigsten wäre es für die Post, wenn wir alle unsere Briefe in Härkingen und unsere Pakete in Mülligen abholen würden.
Eingereicht wurde die Motion vor dem Hintergrund der sogenannten «kleinen Postreform», an der der Bundesrat zurzeit arbeitet. Konkret will der Bundesrat auf dem Verordnungsweg mehr Verspätungen bei der Zustellung von Briefen, Paketen und Tageszeitungen zulassen.
Vorgesehen ist zudem, dass die Post künftig nicht mehr alle ganzjährig bewohnten Häuser, sondern nur noch ganzjährig bewohnte Siedlungen bedienen muss. Das soll die Post um 45 Millionen Franken entlasten.
Das Vorhaben sorgte im Nationalrat für Kritik. «Das ist nichts anderes als ein Leistungsabbau», sagte Kommissionssprecher David Roth (SP/LU). Wer für eine Dienstleistung bezahle, solle diese auch rechtzeitig erhalten. «Aber ich weiss schon, am günstigsten wäre es für die Post, wenn wir alle unsere Briefe in Härkingen und unsere Pakete in Mülligen abholen würden.»
Es gehe um die Grundsatzfrage der Grundversorgung. Hier müsse das Parlament zwingend mitreden können, so Roth. Das vom Bundesrat bevorzugte Vorgehen über den Verordnungsweg sei falsch.
Rösti: «Bescheidene» Sparmassnahmen
Postminister Albert Rösti entgegnete, dass es «bescheidene» Massnahmen brauche. «Wenn wir jetzt keinen kleinen Schritt gehen, brauchen wir dann plötzlich einen grossen.» Ohne Sparmassnahmen werde es für die Post künftig nicht mehr möglich sein, eine Dividende zu zahlen.
Rückendeckung erhielt die Landesregierung von Teilen der SVP-, FDP- und GLP-Fraktion. «Irgendeinmal gibt es nicht mehr viele Möglichkeiten, die Kosten im Griff zu haben», sagte Matthias Samuel Jauslin (GLP/AG). Die Post müsse für die Zukunft fit gemacht werden. Dazu gehörten auch Sparmassnahmen.
Der Ständerat hatte im vergangenen März zu einer ähnlich gelagerten Motion des Nationalrats entschieden, den Umbau der Post nicht zu bremsen. Danach stellte der Bundesrat seine Pläne für die umstrittene kleine Postreform vor. In der Anfang August beendeten Vernehmlassung kamen diese Pläne nicht gut an.