Zum Inhalt springen

Stromspar-Massnahmen «Es ist nicht nötig, das Licht in ganzen Strassen abzustellen»

Viele Städte wollen Beleuchtung reduzieren, um Strom zu sparen. Bern zeigt, wie Strassen trotzdem sicher bleiben.

Selbst das Bundeshaus bleibt dunkel. Landauf, landab versuchen Städte und Gemeinden Strom zu sparen, indem sie Gebäude nicht beleuchten oder gar die Strassenbeleuchtung abstellen. Oder zumindest reduzieren.

Strassenlampen Zürich
Legende: In Zürich leuchten die Strassenlampen weiterhin. Keystone/Gaetan Bally

Dies sorgt für viele Diskussionen: In Zürich wurden Bedenken laut, dass dunkle Gassen besonders für Frauen gefährlich sein könnten.

Die Zürcher Stadtregierung legte daraufhin eine Kehrwende hin: Entgegen einer früheren Ankündigung verzichtet die Stadt darauf, die Strassenlampen in der Nacht auszuschalten. Diese Massnahme werde aus «Gründen der Sicherheit und der technischen Machbarkeit nicht weiterverfolgt», hiess es.

Man kann Strom sparen und gleichzeitig die Sicherheitsanforderungen erfüllen.
Autor: Eva Krähenbühl Amt für Umweltschutz

Wie viel Licht braucht es im öffentlichen Raum? Diese Frage beschäftigt auch die Berner Behörden. Dort hat die Stadt bereits Anfang Februar ein neues Beleuchtungskonzept vorgestellt und eingeführt, also noch vor der aktuellen Energiekrise. Es sei nicht nötig, die Beleuchtung bei ganzen Strassenzügen oder Gassen auszuschalten.

Kirchenfeldbrücke
Legende: Bern hat historische Leuchten auf der Kirchenfeldbrücke mit stromsparender LED-Technologie ausgerüstet. Keystone/Anthony Anex

«Man kann Strom sparen und gleichzeitig die Sicherheitsanforderungen erfüllen», sagt Eva Krähenbühl vom Amt für Umweltschutz. Dies sei aber nur möglich, wenn geeignete LED-Strassenlampen verwendet werden. Diese brauchen bis 90 Prozent weniger Strom als herkömmliche Leuchten.

Sehbehinderte wehren sich gegen Beleuchtungs-Reduktion

Box aufklappen Box zuklappen

Gegen die Reduktion der öffentlichen Beleuchtung spricht sich der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband aus. Dies hätte «fatale Folgen» für Orientierung und damit Sicherheit von Menschen mit Sehbeeinträchtigung, heisst es in einer Mitteilung. «Das führt sprichwörtlich zur Erblindung, diese Personen können sich nicht mehr selbstständig im öffentlichen Raum bewegen.»

Eva Krähenbühl vom Amt für Umweltschutz sagt dazu, dass man auf Rückmeldungen zur neuen Berner Beleuchtung angewiesen sei. Wenn ein Ort nicht genügend ausgelichtet sei, solle man dies melden. Man werde die einzelnen Fälle prüfen.

Bereits jetzt werde die öffentliche Beleuchtung vielerorts während der Nacht auf 50 Prozent der Leistung gedimmt, so Krähenbühl. Trotzdem werde die Strassenbeleuchtungsnorm eingehalten.

«Die Dimm-Phasen kann man als Stromspar-Massnahme noch ausdehnen, wenn es nötig ist», sagt Krähenbühl, die fünf Jahre lang am neuen Beleuchtungskonzept gefeilt hat. So könnten etwa die Zeiten verlängert werden, in denen Strassen und Plätze nicht mit voller Leistung beleuchtet würden.

«Vollmondatmosphäre» statt Scheinwerfer

Wird es mit der neuen Leucht-Technologie dunkler in der Stadt Bern? Krähenbühl sagt, dass es nicht einfach ein «hell» und «dunkel» gebe. Die Grundbeleuchtung bleibe auch in Zukunft ähnlich, sie sei aber weniger stark, weniger grell und damit weniger «energiefressend».

Es werde gezielter und mit weniger Lichtleistung beleuchtet. «Dadurch entsteht eine Vollmondatmosphäre.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 07.10.2022, 06.31 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel