Die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind im Schweizer Arbeitsmarkt besser integriert als noch vor zehn Jahren. Ein Grossteil arbeitet auch im höheren Alter. Das zeigt eine Studie zum Arbeitsmarkt 55+ des Lebensversicherungskonzerns Swiss Life .
Doch die Studie zeigt auch: Die Unternehmen tun wenig, um ältere Mitarbeitende im Betrieb zu halten oder sogar über das Pensionsalter hinaus zu beschäftigen.
Unternehmen ergreifen zu wenig Massnahmen
Arbeiten bis zum Pensionsalter oder sogar noch länger: Dies wünschen sich die meisten Angestellten. Doch ihre Chefs sind passiv, wie Studienleiter Andreas Christen von Swiss Life sagt: «Wir wollten von den Unternehmen zum Beispiel ganz konkret wissen, welche Massnahmen sie in den letzten Jahren ergriffen haben, damit ihre Mitarbeitenden möglichst lange im Betrieb bleiben. Dabei haben Dreiviertel gesagt, dass man keine Massnahmen ergriffen hat.»
Nur wenige seien grundsätzlich bereit, Personen auch nach dem offiziellen Rentenalter weiterzubeschäftigen. Die Gründe sind in jedem Unternehmen etwas anders. Die höheren Kosten spielten teilweise eine Rolle, aber auch gängige Klischees.
Etwa ein Viertel hat gemeint, eine reduzierte Belastbarkeit spielt eine Rolle, auch die Flexibilität und Leistungsfähigkeit.
«Etwa ein Viertel hat gemeint, eine reduzierte Belastbarkeit spielt eine Rolle, auch die Flexibilität und Leistungsfähigkeit», so Andreas Christen. Umgekehrt gelten ältere Mitarbeitende als erfahren. Gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel wäre diese Erfahrung wichtig.
«Jedes dritte Unternehmen sagt in unserer Umfrage, man habe Mühe, gewisse Positionen mit Fachkräften zu besetzen. Das sind die Unternehmen, die einen Fachkräftemangel haben.» Aktiver im Hinblick auf die Personalpolitik 55+ seien sie aber nicht. «Sie ergreifen nicht häufiger Massnahmen, um ihre Mitarbeitenden möglichst lange im Betrieb zu halten.»
Jedes dritte Unternehmen sagt in unserer Umfrage, man habe Mühe, gewisse Positionen mit Fachkräften zu besetzen.
Einige Unternehmen unterschätzen die Situation. Mit dem demografischen Wandel wird der Fachkräftemangel noch grösser: In rund zehn Jahren wird es fast ein Drittel mehr Pensionierungen geben. «Die demografisch-bedingte Pensionierungswelle hat gerade eben langsam begonnen. Die wird man wahrscheinlich erst in fünf, sechs, sieben Jahren spüren.» Das könnte ein Grund dafür sein, warum man das noch nicht in jedem Fall auf dem Radar habe.
Massnahmen, um ältere Angestellte im Betrieb zu halten, haben also bei vielen Personalverantwortlichen noch keine Priorität. Dabei wären die Rezepte, um sie zu behalten, bekannt. Unternehmen mit einer aktiven Personalpolitik für ältere Angestellte setzen beispielsweise auf andere Arbeitsbedingungen.
Vorhandene Lösungsansätze, hapernde Umsetzung
«Sie ermöglichen beispielsweise Teilzeitarbeit ab einem gewissen Alter, Verantwortung abzugeben oder die Führungsfunktion abzugeben und wieder als Fachperson zu arbeiten», sagt Studienleiter Christen. Einige wenige Unternehmen hätten gar höhere Löhne für ältere Arbeitnehmende in Aussicht gestellt.
Ideen für eine aktive Personalpolitik gäbe es also genug. Nur an der Umsetzung fehlt es mehrheitlich noch.