Zum Inhalt springen

Studie zu Genossenschaften Genossenschaften für Bauern: bewährt, aber reformbedürftig?

  • Genossenschaften sind für die Schweizer Landwirtschaft unverzichtbar – das zeigt eine repräsentative Studie.
  • Bäuerinnen und Bauern fordern jedoch mehr Innovation von den Genossenschaften.
  • Die Genossenschaften sollten zudem ihr Profil gegenüber gewinnorientierten Unternehmen schärfen.

Die genossenschaftliche Idee ist in der Schweizer Landwirtschaft stark verankert. «Die Schweiz ist ein Land der Genossenschaften. Sie ist das einzige Land auf der Welt, das die Genossenschaft im Namen trägt – die Eidgenossenschaft», erklärt Michael Herrmann. Er leitet das Forschungsinstitut Sotomo, das am Dienstag eine Studie zum Thema veröffentlichte.

Die Eckdaten der Studie

Box aufklappen Box zuklappen
Medienkonferenz
Legende: Michael Hermann (Mitte) stellte am Dienstag die Studie den Medienschaffenden vor. Thomas Pressmann / SRF

Die Studie mit dem Namen «Die Rolle von Genossenschaften in der Schweiz – Fokus Landwirtschaft» wurde am Dienstag publiziert. Für die repräsentative Umfrage wurden 1251 Landwirtinnen und Landwirte befragt sowie über 3000 nicht in der Landwirtschaft tätige Personen. Die Erhebung fand im Zeitraum zwischen 1. April und 30. Mai statt. Durchgeführt wurde sie vom Forschungsinstitut Sotomo, im Auftrag von Idee Coopérative, dem Kompetenzzentrum für Genossenschaften.

Der Politologe verweist darauf, dass viele Genossenschaften aus dem landwirtschaftlichen Bereich stammen. Für die Landwirtinnen und Landwirte böten Genossenschaften zahlreiche Vorteile.

Bauernhäuser
Legende: Zusammen in die Zukunft: Emmentaler Bauernhäuser in der Buebenei bei Schüpbach. Keystone / Martin Rütschi

Sotomo-Leiter Michael Herrmann sagt: «Für die Bäuerinnen und Bauern sind sie beispielsweise wichtig beim Einkauf. Gemeinsam können sie bessere Konditionen aushandeln.» Besonders geschätzt werde auch die regionale Verankerung der Genossenschaften.

Mehr Innovation gefordert

Trotz der grossen Bedeutung sehen die Bäuerinnen und Bauern auch Verbesserungspotenzial. «Innovation ist ein Bereich, der häufig genannt wird als etwas, bei dem es noch Aufholbedarf gibt», berichtet Herrmann. Gerade angesichts des Klimawandels seien neue Ansätze gefragt, etwa im Pflanzenbau.

Warenlager
Legende: Ein Lager im Agrarcenter Lyssach. Das Agrarcenter gehört zur Fenaco-Gruppe. Keystone / Peter Schneider

Franziska Schärer, Verwaltungsratsmitglied bei der Genossenschaft Fenaco und selber Bäuerin, bestätigt diesen Wunsch: «Die Landwirtschaft ist gefordert – allen Bedürfnissen können wir jedoch nicht gerecht werden.» Die Fenaco und die angeschlossenen landwirtschaftlichen Genossenschaften hätten schon länger reagiert.

Profil schärfen

Die Studie zeigt einen weiteren Punkt auf: Für viele Landwirtinnen und Landwirte verschwimmt der Unterschied zwischen Genossenschaften und gewinnorientierten Unternehmen. Hier sind die Genossenschaften gefordert, ihr Profil zu schärfen.

Wir müssen künftig noch stärker betonen, wer wir sind und wofür wir stehen.
Autor: Franziska Schärer Verwaltungsrätin Fenaco und Bäuerin

Haben die Genossenschaften ein Imageproblem? Franziska Schärer von der Fenaco widerspricht, betont aber, dass die Genossenschaft bei der Kommunikation gefordert sei: «Wir müssen künftig noch stärker betonen, wer wir sind und wofür wir stehen.»

Schärer denkt vor allem an die regionale Verbundenheit und das Mitspracherecht der Genossenschafterinnen und Genossenschafter. «Gerade im Hinblick auf künftige Herausforderungen ist das ein grosser Trumpf», sagt sie. Seit Jahrhunderten gibt es in der Schweiz Genossenschaften – gerade in Zeiten des Klimawandels also kein Auslaufmodell.

Echo der Zeit, 19.8.2025, 18 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel