Der 28. April ist der offizielle Tag des Schweizer Bieres . Brauereien präsentieren ihre Biere. Und ab diesem Jahr können sie auch offiziell den am weitesten verbreiteten Bierstil der Welt brauen – das Pils. Denn seit Anfang Jahr gilt ein Verbot aus einem Staatsvertrag mit Tschechien von 1927 nicht mehr: Schweizer Brauereien dürfen ihre Biere nun auch als «Pils» bezeichnen. Doch der Markt dafür ist überschaubar.
Alex Künzle führt durch seine Braukeller: Vor über 20 Jahren hat er in einer ehemaligen Fabrik in Solothurn die Öufi-Brauerei gegründet. Mittlerweile produziert die Kleinbrauerei 6000 Hektoliter Bier pro Jahr. In einem der Chromstahlkessel in der Fabrikhalle vermischen sich Malzschrot und Wasser und werden langsam erwärmt.
Von der Gerstensuppe zum Bier
«Diese Flüssigkeit sieht am Anfang aus wie Gerstensuppe», sagt Künzle. «Nach zwei Stunden ist sie süss. Sie kommt ins nächste Gefäss, das ist der Läuterbottich. Da wird das Lösliche vom Unlöslichen getrennt.» Die Flüssigkeit – die sogenannte Würze – kommt in einen Tank, wird mit Hefe versetzt und gärt zum Bier.
«Der Löwenanteil unserer Produktion ist immer noch Lager hell. Wir haben auch begonnen, ein Dosenpils zu machen, und jetzt kommt ein Flaschenpils dazu. Es ist markant gehopft, wie es bei einem Pils sein sollte.»
Pils ist das wichtigste Bier der Welt. Da wollen wir schon dabei sei.
Sein Bier komme auch stilecht daher. «Die klassische Pilsflasche ist eine Halbliter-Euroflasche mit Kronkorken. Das richtige Glas ist eine Tulpe, und wer sein Bier gediegen trinkt, hat noch ein Tropfdeckchen.» Für den Brauereichef ist das klassische, hopfig-herbe Pilsner Bier eines seiner Lieblinge. «Das ist das wichtigste Bier der Welt. Da wollen wir schon dabei sei. Andererseits ist in der Schweiz der Name Pils gar nicht so verwurzelt.»
Wir haben in der Schweiz einen eigenen Bierstil entwickelt: das Spezial hell.
Das bestätigt auch Marcel Kreber, der Direktor des Schweizer Brauereiverbandes. Vier von fünf in der Schweiz getrunkenen Biere sind Lager- oder Spez-Biere – das ist eine Art Schweizer Pils. «Wir haben in der Schweiz einen eigenen Bierstil entwickelt, und das ist das Spezial hell.»
Schon jetzt eine grosse Biervielfalt
Kreber rechnet deshalb nicht mit mehr Pils auf dem Markt. «Ob die Brauereien wirklich ein Pils nach Definition Pils brauen, das lässt sich noch nicht abschätzen. Aber ich glaube, wir sind mit der Biervielfalt, die wir jetzt haben, schon gut bedient.»
Und das herbe Pils treffe nicht zwingend den Geschmack der Biertrinkenden. Die meisten wollten milde Biere, wie sie in Süddeutschland gebraut werden.
In der Öufi-Brauerei in Solothurn sagt Chef Alex Künzle: «Für uns ist Pils eher eine Sortenbezeichnung als der Schlüssel zum grossen Erfolg.» Auf den Etiketten der Flaschen werde das Wort «Pils» als Hinweis für Liebhaberinnen und Liebhaber schon bald auftauchen, auch wenn die Umsätze deswegen kaum gross steigen werden.