Herbst 2022: Die ganze Schweiz spricht von einer Energiekrise. Die Strompreise sind so hoch wie noch nie. Diese Gelegenheit nützen die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW). Sie bieten Besitzerinnen und Besitzern von Solaranlagen besonders viel Geld für deren überschüssigen Strom, also jenen Strom, der nicht für den Eigengebrauch benötigt wird und ins Stromnetz eingespeist wird.
Ansturm auf die CKW
Das Ziel der CKW: möglichst viele neue Solarstromproduzenten dazu gewinnen. Die Rechnung geht auf. Rund 3000 Besitzer von Solaranlagen haben die Zusammenarbeit mit ihrem lokalen Energieversorger beendet und sind zur CKW gewechselt.
Der CKW-Geschäftsführer sagte damals gegenüber SRF : «Wir wollen den Solarausbau fördern. Wir finden es stossend, dass es in der aktuellen Situation mit den hohen Strompreisen einzelne Produzenten von Solarstrom eine sehr tiefe Vergütung erhalten.»
Doch nun, nur wenige Monate später, zeigt sich: Die CKW zahlt mittlerweile selbst tiefe Tarife. Über 30 Rappen pro Kilowattstunde haben sie im Herbst für eingespeisten Solarstrom bezahlt. Momentan sind es noch etwas mehr als zehn Rappen.
Fragwürdige Preispolitik
Beim Verband für Sonnenenergie Swissolar heisst es dazu, dass sich die Solarstromproduzenten solchen Schwankungen am Strommarkt grundsätzlich stellen müssten. Die Solarstrombranche wolle auf eigenen Beinen stehen. Ein Schutz vor Preisschwankungen lehne man deshalb ab.
Es ist tatsächlich fragwürdig, dass man solch grosse Preisschwankungen weitergibt.
Vom Verhalten der CKW ist Swissolar-Geschäftsführer, David Stickelberger trotzdem irritiert: «Es ist tatsächlich fragwürdig, dass man solch grosse Preisschwankungen weitergibt und den Eindruck erweckt, dass der Preis so hoch bleibt. Es war eigentlich klar, dass der Preis nicht so hoch bleiben kann.»
Das ist alles andere als ein Marketingcoup.
Angesprochen auf diese Kritik verweist der CKW-Geschäftsführer Martin Schwab auf die Strompreise, die in den letzten Monaten wegen des milden Winters gesunken sind. «Wir haben im letzten Herbst sehr klar kommuniziert, dass wir Marktpreise zahlen und dass der Tarif abhängig ist von dem, was der Markt hergibt. Das führt natürlich dazu, dass wir bei einem hohen Preis eine hohe Entschädigung zahlen und bei einem tiefen Preis eine tiefe Entschädigung.»
CKW stellt Marketing-Streich in Abrede
Kritiker sagen, die CKW hat die hohen Strompreise im Herbst ausgenutzt, um den anderen Schweizer Energieversorgern tausende Solarstromproduzenten abzuwerben. Doch von einem Marketing-Streich will Martin Schwab nichts wissen. «Das ist alles andere als ein Marketingcoup. Das hat nicht zuletzt dazu geführt, dass andere Stromunternehmen, die Solarstrom abnehmen, ihre Tarife erhöht haben. Das war sehr gut für Solarstromproduzenten.»
Mit diesem Thema befasst sich derzeit auch die Politik. Das eidgenössische Parlament will einen schweizweit einheitlichen Tarif für Solarstrom einführen. Preisschwankungen wären dann immer noch möglich. Dass, ein Energieversorger viel mehr für eingespeisten Solarstrom zahlt als ein anderer, aber nicht mehr.