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Taxi-Krise – doch nicht überall in der Schweiz
Aus Schweiz aktuell vom 03.01.2023.
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Taxi, bitte! Stirbt die Taxibranche gerade einen leisen Tod?

In der Stadt bewegen sich immer weniger Menschen mit dem Taxi fort. Konkurrent Uber und Veränderungen im Arbeitsmarkt machen der Branche zu schaffen. Erfreulicher sieht die Lage auf dem Land aus.

Der Taxibranche in den grossen Schweizer Städten geht es nicht gut. An einem der wichtigsten und lukrativsten Standorte des Landes – dem Zürcher HB – zeigte sich in der Silvesternacht ein tristes Bild.

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Aus dem Archiv: Taxibranche in der Dauerkrise – auch an Silvester
Aus Tagesschau vom 01.01.2023.
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Wo in der Vergangenheit stets reger Betrieb herrschte, standen sich dieses Mal viele Fahrer die Beine in den Bauch. «Das Taxigeschäft ist tot», so der einhellige Tenor.

Goldene Zeiten liegen lange zurück

Seine Geschichte fängt zwar schon früher an, so richtig gross wurde das Taxi aber mit dem Aufschwung des Autos ab den 1950er-Jahren. Die Fahrzeuge mit den prominent aufgesetzten Lampen wurden zur festen Grösse im Stadtbild. Die 1970er-Jahre mit ihren Öl- und Energiekrisen waren die Geburtsstunde vieler Taxizentralen, die es teilweise bis heute gibt – in Basel etwa das «Mini-Cab» und in Bern das «Bärentaxi».

Wartende Taxifahrer am Zürcher Hauptbahnhof im Sommer 1977.
Legende: Wartende Taxis am Zürcher Hauptbahnhof im Sommer 1977. KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str

Die hohe Dichte an Taxis sorgte zuweilen aber auch für chaotische Zustände. Anbieter stritten sich um die besten Plätze, die Behörden versuchten dem zunehmenden Wildwuchs eher schlecht als recht Herr zu werden.

In den 1990er-Jahren spitzte sich die Lage zu. In der Stadt Bern etwa hob man die Bedürfnisklausel und die Tarifregelungen auf, was die Anzahl der Chauffierenden stark ansteigen liess. Ähnlich sah es andernorts aus.

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Aus dem Archiv: Taxistreit in Zürich
Aus Schweiz aktuell vom 05.12.2011.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 39 Sekunden.

Das Geschäft in der Zwinglistadt war lukrativ genug, dass in den 2000er-Jahren ein heftig geführter Streit zwischen städtischen Anbietern und sogenannten Landtaxis entbrannte, die des «Wischens», also des Abholens von Gästen auf dem ganzen Stadtgebiet, beschuldigt wurden.

Branche wird umgewälzt

2013 ging dann in der grössten Stadt der Schweiz ein Service an den Start, der bis heute als Hauptverantwortlicher der Malaise im Taxigewerbe angesehen wird: Uber.

Protestplakat gegen Uber auf einem parkierten Auto
Legende: Mehrmals haben Taxibetreiber in der jüngeren Vergangenheit gegen Uber demonstriert. (im Bild: Genf, 2016) KEYSTONE/Walter Bieri

Die App erfreute sich schnell grosser Beliebtheit. Bequem vom Handy aus zu jeder Zeit seine Fahrt bestellen – das war und ist für viele attraktiv. Und auch beim Preis kann Uber punkten. Dieser passt sich je nach Verkehrsaufkommen nämlich an. Und das kommt vor allem den Fahrgästen zugute.

Die Pandemie als weiterer negativer Einfluss

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Anfang 2020 kam auch noch das Coronavirus, das das gesellschaftliche Leben zwischenzeitlich zum Stillstand brachte. Die Branche lebte schon immer vom Nachtleben, Geschäftsreisen und dem Freizeittourismus. Alle drei Bereiche haben sich noch immer nicht voll von der Pandemie erholt.

Wo liegt die Zukunft des Taxis?

In kleineren Städten und auf dem Land scheint die Lage nicht ganz so drastisch zu sein. So wurden etwa in Olten, Baden und Aarau erst in der jüngeren Vergangenheit Regelungen wie Stellplätze oder eine Taxi-Lampen-Pflicht eingeführt. Die Nachfrage scheint noch vorhanden zu sein.

Die Corona-Krise dürfte mancherorts schneller wieder überwunden worden sein. So melden in der Ostschweiz zurzeit verschiedene Anbieter erfreuliche Zahlen. «Ilg-Taxi» aus Frauenfeld verzeichnete über Weihnachten und Neujahr im Vergleich zum Krisenjahr 2020 ein Umsatz-Plus von fast 100 Prozent.

Eine Taxi-App aus der Schweiz

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2017 haben sich mehrere Player aus der Schweizer Taxibranche zusammengetan und eine Alternative zu Uber lanciert: Die «go!»-App kommt ähnlich benutzerfreundlich daher wie die amerikanische Konkurrenz. Man gibt Start- und Endpunkt sowie den gewünschten Zeitpunkt der Reise an. Anschliessend kann man aus lokalen Anbietern aussuchen und der Preis für die Fahrt wird berechnet. Im Gegensatz zur herkömmlichen Bestellung via Telefonzentrale ist dieser meist um einiges günstiger.

Laut Ilaria Gallati, Sales- & Projektleiterin bei yourmile, deckt die «go!»-App verschiedene Deutschschweizer Städte, ihr Umland sowie das Tessin ab. Für die nahe Zukunft sei ein weiterer Ausbau des Angebots geplant. Der Preisunterschied zur herkömmlichen Bestellung via Telefon lasse sich vor allem durch die wegfallenden Betriebskosten der Telefonzentrale erklären. Ausserdem fielen bei den fixen Preisen häufig Kilometerkosten weg, die bei einer Fahrt mit herkömmlichem Taximeter entstehen können (etwa aufgrund von Stau und notwendigen Umfahrungen).

Weitaus gewichtiger und langfristiger als die Konkurrenz durch Uber und die zwischenzeitlichen Corona-Folgen könnte sich ohnehin ein weiterer Negativtrend aus Sicht der Taxibranche herausstellen: der Fachkräftemangel.

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Aus dem Archiv: Taxi-Zentralen machen Taxis teuer
aus Rendez-vous vom 20.03.2017. Bild: Symbolbild Keystone
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Gemäss Markus Kunz, Geschäftsführer beim Marktführer «Nova Taxi», könnte allein in der Stadt Bern derzeit mehrere Dutzend Stellen gefüllt werden. Im vergangenen Jahr sei es jedoch zu keiner einzigen Neuanstellung gekommen. Während der Pandemie scheinen viele die Branche für immer verlassen zu haben, und der Nachwuchs lässt sich nur schwer für das Taxigeschäft begeistern.

Schweiz Aktuell, 3.01.2023, 19:00 Uhr

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