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Teils auch ohne Verbot Jäger stellen nach und nach auf bleifreie Munition um

Auch die Jagd wird grüner. So setzen zugunsten der Natur immer mehr Kantone auf bleifreie Kugelpatronen.

Sie gelten als starkes Umweltgift, sind schädlich in der Nahrungskette und vor allem gefährlich für Greifvögel: Bleikugeln, die bei der Jagd zur Tötung von Tieren zum Einsatz kommt. Am 27. September 2020 lehnte das Schweizer Stimmvolk eine Vorlage zum nationalen Jagdgesetz ab. Infolgedessen wurde auch eine Verordnung zu einem partiellen Bleikugel-Verbot gestoppt.

Trotzdem verschwindet die bleihaltige Kugelmunition nach und nach aus den Wäldern. Immer mehr Kantone passen ihre Jagdverordnungen an, so zuletzt auch Appenzell Ausserrhoden, wo eine revidierte Verordnung seit Februar in Kraft ist.

«Beitrag leisten wir selbstverständlich gerne»

Die Alternative zu Bleikugeln sind Geschosse aus Kupfer. Knapp zwei Jahre haben die Ausserrhoder Jägerinnen und Jäger Zeit für die Umstellung. Bereits jetzt habe die Hälfte freiwillig gewechselt, heisst es vom Patentjägerverein des Kantons. Präsident Felix Ludwig sagt: «Wenn die Wirkung gleich gut ist, ist es ein Beitrag, den wir selbstverständlich sehr gerne leisten.»

Zu Besuch bei Jägern auf dem Schiessplatz

Auch Büchsenmacher Beat Wasescha aus Frauenfeld TG merkt die erhöhte Nachfrage nach den Kupferkugeln. Die Jäger wollen die technischen Einzelheiten wissen. Fragen zur Reinigung, zum Kaliber, zum Preis oder der Flugbahn müssen beantwortet werden. Jungjägern empfiehlt der Büchsenmacher, gleich bleifrei mit dem Jagen zu beginnen.

Immer mehr Jäger arrangieren sich

Die wichtigste Frage: Haben die neuen Kupferkugeln die gleiche Tötungswirkung wie die alten Bleikugeln? Keine Jägerin will, dass ein Tier lange leidet. Wasescha sagt: «Blei ist sehr schwer und weich. Kupfer ist härter. Beim Aufprall auf den Wildkörper genügt das, dass die Patrone sich deformieren kann. Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, würde ich sie auch nicht im Angebot führen.»

Auch die Jäger scheinen mit der umweltfreundlicheren Alternative zufrieden zu sein. «Die Präzision passt», sagt der eine, «da gibt es nichts zu jammern» der andere. Die Debatte werde auch nicht mehr so hitzig geführt wie noch vor ein paar Jahren. Es ist diesbezüglich Bewegung in der Jagdszene. Zugunsten der Natur.

Bleiverbot gilt nur bei Kugelmunition

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Der Erlass des Kantons Appenzell Ausserrhoden, bleihaltige Munition zu verbieten, gilt nur bei der Kugelmunition. Anders sieht es bei Schrotmunition aus. Da es bislang keine taugliche bleifreie Alternative gibt, bleibt hier bleihaltige Munition erlaubt – ausser bei der Jagd auf Wasservögel.

Mit Schrotmunition ist es einfacher, sich bewegende Wildtiere zu treffen bei der Treibjagd. Problematisch ist aber, dass Schrot als Rückstand im Fleisch bleiben zurück bleiben kann.

Echo der Zeit, 28.05.2022, 18:00 Uhr ; 

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