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Wohin mit dem radioaktiven Abfall?
Aus Tagesschau vom 22.11.2018.
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Tiefbohrungen für Endlager Nagra versucht Anwohnern die Angst zu nehmen

Erst in knapp 30 Jahren soll mit dem Bau eines Endlagers begonnen werden. Doch schon jetzt wird gebohrt.

Kaum jemand möchte vermutlich ein Atommüll-Endlager vor seiner Haustüre. Da geht es den Anwohnern in Bülach und Trüllikon sicher nicht anders als dem Rest der Schweizer.

Dennoch starten nun in diesen beiden Orten Tiefbohrungen. 22 Gesuche wurden dafür durch die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) bereits eingereicht. Ein 23. Gesuch wird folgen.

«Wir haben für die Bohrungen Tiefen bis zu 2000 Metern beantragt», sagt Markus Fritschi, Mitglied der Nagra-Geschäftsleitung. Allerdings werde man sich voraussichtlich nur in einem Bereich zwischen rund 900 und 1300 Metern bewegen.

Angst davor, dass ähnlich wie bei den Geothermie-Bohrungen in Basel und St. Gallen dadurch Beben ausgelöst werden könnten, müsse niemand haben. «Wir werden im Untergrund keine künstlichen Risse erzeugen und das Gebirge nicht fracken.» Es sei daher nicht mit Erschütterungen zu rechnen.

«Transparenz und Offenheit»

Die grösste Einschränkung für die Bevölkerung werde es vermutlich durch Lärm bei der Errichtung des Bohrplatzes geben, so Fritschi. «Natürlich werden wir alle gesetzlichen Grenzwerte einhalten und sogar noch zusätzliche Massnahmen ergreifen.» Damit wolle man letztlich sogar unter den gesetzlichen Vorgaben bleiben.

Zudem würden Möglichkeiten geschaffen, die Anlagen zu besichtigen. Dazu werde es zum Beispiel eine Besucher-Plattform mit Infotafeln geben. Während des Bohrbetriebs wird es eine 24-Stunden-Hotline für Fragen geben. «Transparenz und Offenheit ist uns wichtig», gibt Fritschi das Grundanliegen vor.

Drei Monate werde die Errichtung des Bohrplatzes dauern – die Bohrungen selbst ein halbes bis dreiviertel Jahr. Danach werde entweder ein ca. 5x8 Meter grosser Bohrkeller für die Langzeitbeobachtung bestehen bleiben oder – bei Nichteignung des Standorts – die ganze Fläche wieder rekultiviert.

Wie sieht ein Tiefenlager aus?

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Ein geologisches Tiefenlager besteht aus einem Felslabor, einem Pilotlager und dem Hauptlager. Dabei wird das Felslabor zuerst eingerichtet. In ihm wird geprüft, ob das Gestein geeignet ist. Wenn ja, wird das Pilotlabor installiert. In ihm werden zur Probe Abfälle gelagert und über einen längeren Zeitraum überwacht. Fällt das Fazit danach positiv aus, beginnt die Einlagerung der radioaktiven Abfälle im Hauptlager. Dieses befindet sich in einer Tiefe von 200 bis 900 Metern. Das Gestein ist eine natürliche Barriere, die radioaktive Stoffe einschliesst und zurückhält.

Bohrungen sind teuer – aber notwendig

Aber warum sind die Bohrungen überhaupt notwendig? Bereits jetzt verfügt die Nagra dank seismischer Messungen, ähnlich dem Ultraschall beim Arzt, über ein Bild der Gesteinsschichten vor Ort. Aber: «Die Tiefbohrungen erlauben es, unser Bild des geologischen Untergrunds zu schärfen und zu vervollständigen.»

Von Interesse sind dabei vor allem die Mächtigkeit (Dicke), die Dichte sowie die genaue chemische Zusammensetzung des Opalinustons, derjenigen Gesteinsschicht, die für ein geologisches Tiefenlager in Frage kommt.

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Legende: Das Tiefenlager: Zunächst entsteht das Felslabor – gefolgt vom Pilotlager. Läuft alles nach Plan, kommt das Hauptlager. BFE

Eine Bohrung kostet gemäss Nagra rund 15 Millionen Franken. Bis 2022 will sie sich auf geeignete Standorte festlegen. Dann sollen die entsprechenden Rahmenbewilligungsgesuche ausgearbeitet werden.

Im Zeitraum 2029/30 wird sich der Bundesrat dann für einen Standort entscheiden. Der Bau selbst soll dann frühestens 2045 beginnen.

Markus Fritschi

Markus Fritschi

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Der promovierte Physiker ist Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra). Zudem ist er innerhalb der Genossenschaft als Bereichsleiter Zusammenarbeit Sachplan & Öffentlichkeitsarbeit tätig.

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