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Tierseuche Blauzungenkrankheit: Bereits drei Fälle in der Schweiz bestätigt

  • Das Bundesamt für Veterinärwesen meldet drei bestätigte Fälle der Blauzungenkrankheit in den Kantonen Jura und Solothurn.
  • Bei den infizierten Schafen wurde die Variante 3 (BTV-3) festgestellt. Es ist das erste Mal, dass diese Virusvariante in der Schweiz auftaucht.
  • Die Krankheit kann bei Schafen zum Tod führen. Für Menschen ist die Blauzungenkrankheit nicht gefährlich.

Bereits gestern informierte das Bundesamt für Veterinärwesen über einen Fall der Blauzungenkrankheit im Kanton Waadt. Heute gibt es nun drei weitere bestätigte Fälle: Zwei Schafe auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kanton Jura sind infiziert sowie ein Schaf im Kanton Solothurn.

Blauzungenkrankheit

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Nahaufnahme einer Mücke.
Legende: Die Gnitzen/Bartmücken übertragen die Blauzungenkrankheit. IMAGO/blickwinkel

Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruserkrankung der Wiederkäuer und Kameliden. Sie tritt also bei Tieren wie Schafen, Kühen oder Lamas und Alpakas auf.

Den Namen hat das Virus einem der Symptome zu verdanken: Bei Krankheitsausbruch verfärbt sich die Zunge der Tiere aufgrund von Sauerstoffmangel teils bläulich.

Weiter kann das Virus Fieber, Entzündungen und Schwellungen verursachen. Während die Infektion bei Kühen meist einen leichten Verlauf haben, kann es bei Schafen zu schweren Krankheitsfällen kommen.

Das Virus ist nicht ansteckend und wird durch stechende Insekten übertragen. Die Krankheit tritt inzwischen auf allen Kontinenten auf und gilt als anzeigepflichtige Tierseuche.

Speziell dabei ist: Zum ersten Mal handelt es sich bei den Fällen in den Kantonen Jura und Solothurn um eine Infektion mit dem Untertyp 3 (BTV-3). Diese Virusvariante verursacht schwere Symptome wie Fieber, Entzündungen, Ödeme und Lahmheit.

«Vor allem für die Schafe ist die neue Variante gefährlicher», erklärt die Solothurner Kantonstierärztin Chantal Ritter. «Die Krankheitsverläufe sind schwerer und die Schafe können daran auch sterben.» Überrascht ist sie nicht über die ersten Fälle der neuen Virusvariante. «In Deutschland und Frankreich breitet sich das Virus rasch aus. Darum haben wir damit gerechnet, dass es bald auch in der Schweiz die ersten Fälle gibt.»

Aktuell keine Impfung zugelassen

Das Bundesamt für Veterinärwesen (BLV) bereitet jetzt gemeinsam mit den Kantonstierärztinnen und -ärzten die notwendigen Massnahmen vor. Die effizienteste Massnahme wäre der Schutz vor Mücken. Das sei aber kaum möglich, schreibt das BLV. Und auch Impfstoffe sind aktuell nicht verfügbar.

Zwar gibt es aktuell drei Impfstoffe gegen die BTV-3-Variante. Davon ist jedoch keiner in der Schweiz oder in der EU zugelassen. Um die Zulassung zu erhalten, müssten die Impfstoffhersteller eine solche beantragen. Swissmedic könnte die Anfrage dann priorisiert behandeln.

Ein Mann steht mit einer Spritze hinter einer Kuh im Stall, ein weiterer steht daneben.
Legende: Trotz fehlender Zulassung: In Deutschland werden die ersten Tiere bereits gegen die Blauzungenkrankheit geimpft. So wie hier auf einem Bauernhof in Niedersachsen. IMAGO/diebildwerft

In der EU ist eine Impfung bereits vor der offiziellen Zulassung möglich. So werden Tiere in Deutschland und Frankreich teilweise bereits geimpft. Auch Chantal Ritter würde eine schnelle Zulassung in der Schweiz begrüssen: «Dann könnten wir die Tiere vorbeugend impfen.»

Virus führte 2008 zu Impfpflicht

Das letzte Mal war die Blauzungenkrankheit in der Schweiz vor rund 15 Jahren ein Thema. Damals kursierte die Variante BTV-8. Die Schweiz führte daraufhin ein umfassendes Impfprogramm durch. Teilweise galt sogar eine Impfpflicht für die Tiere.

Blauzungenkrankheit in der Schweiz

Da aktuell eine Impfung nicht möglich ist, empfiehlt Kantonstierärztin Ritter, die Tiere möglichst gut vor Mücken zu schützen. Zum Beispiel mit Insektiziden. Weiter sollten die Tiere am Abend und am Morgen im Stall sein – dann, wenn die Mücken besonders aktiv sind.

Eine Wiese mit Wald, davor tummeln sich hunderte Mücken in einem Schwarm.
Legende: Die Gnitzen – eine Mückenart – übertragen das Virus. Sie sind vor allem während der Morgen- und Abenddämmerung aktiv. IMAGO/CHROMORANGE

«Die Tiere sollten auch nicht in der Nähe von Bächen, Sümpfen oder Tümpeln weiden, denn dort hat es besonders viele Mücken», ergänzt Ritter.

Hoffnung auf frühen Herbst und kalten Winter

Das infizierte Schaf im Kanton Solothurn ist inzwischen wieder wohlauf. Der betroffene Betrieb muss seine Schafe jetzt isolieren, damit die Ansteckungsgefahr über die Mücken möglichst gering ist. «Trotzdem werden wir es nicht verhindern können, dass es weitere Fälle gibt», betont Chantal Ritter.

Helfen würde ein schneller Herbst und ein kalter Winter. Damit sich die Mücken im nächsten Jahr nicht zu stark vermehren können.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 30.8.23, 17.30 Uhr ; 

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