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Todesursachen-Statistik Covid-Impfung: Behörden sind sich uneins über Anzahl Todesfälle

19 Impftote zählt das Bundesamt für Statistik im Jahr 2021. Die Zulassungsbehörde Swissmedic sieht das anders.

Es ist nicht lange her, da haben wir uns während der Coronapandemie täglich mit Todeszahlen beschäftigt. Damals waren die Todeszahlen gar ein Gradmesser der Politik.

Will man die seit dieser Woche neu veröffentlichten Zahlen des Bundes zu den Todesursachen für das Jahr 2021 einordnen, so ist das gar nicht so einfach. Dort steht unter anderem, dass Personen an Covid-Impfungen gestorben sind. Laut Swissmedic ist dies bis jetzt allerdings noch nicht erwiesen.

Covid-Impfung als Todesursache?

Knapp 6 Millionen Personen wurden 2021 in der Schweiz mit einem Covid-19-Impfstoff geimpft. Davon sind laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) 19 Personen hohen Alters in Folge der Impfung gestorben. Das heisst: Konkret hat in 19 Fällen ein Arzt auf dem Todesursachen-Zertifikat die Impfung als Hauptursache vermerkt.

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Bei der Analyse einer Übersterblichkeit werden alle Verstorbenen eines gewissen Zeitraumes gezählt – egal, woran sie gestorben sind – und mit dem Durchschnitt der vergangenen Jahre verglichen. Sterben zum Beispiel während einer Woche deutlich mehr Menschen als in denselben Wochen in den Jahren zuvor, spricht man von Übersterblichkeit. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 wurde während jeder Infektionswelle eine deutliche Übersterblichkeit festgestellt. Im Sommer 2022 gab es ebenfalls eine Übersterblichkeit – ob das eher mit Covid-19 oder mit den Hitzewellen zu tun hat, ist noch in Abklärung.

Die Bundesbehörden hätten die Ärzte in allen Fällen kontaktiert: «Es wurde eine Bestätigung eingeholt, dass es sich bei der Todesursache nicht um eine Begleitursache handelt, sondern als Todesursache die Covid-19 Impfung bestätigt wurde», so Rolf Weitkunat, Epidemiologe beim BFS.

Swissmedic sucht nach kausalem Zusammenhang

Die Zulassungsbehörde Swissmedic, welche den Impfstoff geprüft und zugelassen hat, sagt hingegen, es gäbe bis jetzt keinen einzigen erwiesenen Todesfall durch die Impfung. Swissmedic hat neben den 19 Fällen weitere über 200 Verdachtsfälle untersucht.

Die Frauen tragen alle weiss und eine Maske auf dem Gesicht.
Legende: Eine ältere Dame aus Bern erhält eine Impfung gegen Covid-19. (Bild vom 12. Juli 2022) KEYSTONE/Peter Klaunzer

Christoph Küng, Abteilungsleiter Arzneimittelsicherheit bei Swissmedic erklärt: «Swissmedic sucht nach einem möglichen kausalen Zusammenhang. Und für dieses Ziel fordern wir alle verfügbaren Unterlagen ein.» So werde beispielsweise auch die Krankengeschichte der verstorbenen Person untersucht. «Wir haben oft Rückfragen an den Hausarzt, an den Arzt. Wir gehen in die Fachliteratur. Wir sprechen uns international ab.»

Unterschiedliche Erfassung von BFS und Swissmedic

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Zwischen dem BFS und Swissmedic bestehen  Unterschiede in der Erfassung und Beurteilung  der Hauptursache von Todesfällen.

Das  BFS  führt die Informationen der Totenscheine auf, die vor Ort und zeitnah durch Ärztinnen und Ärzte bei den Verstorbenen ausgestellt werden.

Swissmedic  führt bei jeder erhaltenen Verdachtsmeldung zu einem Todesfall eine aufwändige Analyse durch interne wie externe Fachpersonen durch. Dazu gehören unter anderem eine Auswertung von Krankengeschichten inklusive Laborberichte, Austrittsberichte, Bildmaterial und – falls vorhanden – Autopsieberichte.

Bei Swissmedic wird jeder Todesfall im Gegensatz zum BFS entsprechend fundiert und breit abgestützt analysiert.

Falls vorhanden, würden Autopsieberichte analysiert. Zu den 19 Fällen lagen aber keine vor. Autopsien seien aber wichtig, denn sie liefern wertvolle Hinweise zur Todesursache, sagen Pathologen. Also: Wie konnte Swissmedic die Fälle dennoch ohne Autopsien analysieren?

Christoph Küng sagt: «Dort wo wir schon ausreichend Informationen haben, um den Fall zu beurteilen, können wir sogar auf die Autopsie verzichten. Und man muss auch sagen, dass Autopsien auch nicht immer zu einem abschliessenden Ergebnis kommen.»

Effektiv nachgewiesene Todesfälle durch die Impfungen gibt es weltweit gesehen fast keine – trotz Studien mit Autopsien.
Autor: Daniel Theis SRF-Wissenschaftsredaktor

Es ist klar, der mögliche Tod durch eine Covid-19-Impfung ist ein kontroverses Thema. SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis meint: «Effektiv nachgewiesene Todesfälle durch die Impfungen gibt es weltweit gesehen fast keine – dies trotz zahlreicher Studien mit Autopsien.»

Umgekehrt könnten aber viele dieser Studien einen möglichen Zusammenhang von Todesfall und Impfung nicht ganz ausschliessen. «Das lässt weiterhin Raum für Spekulationen. Wichtig deshalb, dass man in Zukunft gezielter solche Fälle anschauen kann, um mehr Klarheit zu erhalten», erklärt Theis.

Tagesschau, 22.04.2023, 13:00 Uhr

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