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Unfall am Matterhorn: Zusammenhang mit Permafrost?
Aus Rendez-vous vom 25.07.2019. Bild: Keystone
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Tödlicher Unfall am Matterhorn «Wahrscheinlich hat sich nicht bloss die Verankerung gelöst»

Am Mittwoch sind am Matterhorn ein Bergführer und ein Gast abgestürzt. Grund war offenbar ein Felsausbruch in Höhe von rund 4200 Meter über Meer, der ein Fixseil mit sich riss.

Was die Hitze dieser Tage für Berggängerinnen und Berggänger bedeutet, weiss der Geologe Hansruedi Keusen. Er ist Co-Präsident der Hüttenkommission beim SAC.

Hans-Rudolf Keusen

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Hans-Rudolf Keusen ist Geologe und Experte für Naturschutzgefahren beim Schweizer Alpen-Club SAC.

SRF News: Die Polizei spricht von «unbekannten Gründen», wieso die zwei Personen am Matterhorn abgestürzt sind. Wie wahrscheinlich ist es in Ihren Augen, dass sich der Fels wegen der Wärme gelöst hat?

Hansruedi Keusen: Das ist sehr wahrscheinlich. Die Nullgradgrenze liegt derzeit an manchen Tagen weit über 5000 Meter. Schon im Hitzesommer 2003 hatte man ähnliche Probleme am Matterhorn. Der Grund für die Felsausbrüche liegt im auftauenden Permafrost.

Ich plädiere für die Eigenverantwortung jedes Einzelnen.

Damals wurde das Matterhorn zeitweise für Bergsteiger gesperrt. Überlegt man sich das auch jetzt?

Das weiss ich nicht. Grundsätzlich bin ich aber ein Gegner solcher Sperrungen im Niemandsland. Ich plädiere vielmehr für die Eigenverantwortung. Jeder Bergsteiger kann sich über die aktuellen Verhältnisse informieren und dann selber entscheiden, ob er eine solche Tour wagen will oder nicht. Allerdings wird es problematisch, wenn feste Installationen wie Fixseile vorhanden sind. Denn dann liegen die Verantwortlichkeiten etwas anders.

Die Fixseile am Matterhorn werden periodisch überprüft. Wer haftet, wenn dort ein Unfall geschieht?

Das ist schwierig zu sagen. Wahrscheinlich hat sich nicht bloss die Verankerung des Seils gelöst, sondern eine ganze Felspartie darum herum. Der Permafrost taut auf, der Wasserdruck sprengt den Fels. In diesem Fall ist es die Natur, die dort gearbeitet hat, und nicht der Mensch.

Die Hitze führt vor allem in den hohen Lagen zu Problemen.

Sie haben schon 2013 festgestellt, dass jede fünfte SAC-Hütte von auftauendem Permafrost und schmelzenden Gletschern betroffen ist. Wie ist die Situation heute?

Die Schwierigkeiten bestehen vor allem bei den Zustiegen zu den Hütten, die über Gletscher führen. Gefährlich zu gehen sind dabei die sich rasch verändernden Gletscherränder, wo man das Eis betritt oder den Gletscher verlässt. Mancherorts müssen neue Wege zu den Hütten erstellt werden, wie etwa im Fall der Monte-Rosa-Hütte im Gebiet von Zermatt.

Welche Tipps geben Sie Bergsteigern und Wanderinnen konkret, damit sie sich angesichts des aktuell heissen Sommers nicht gefährden?

Sich über das Wetter informieren, Augen und Ohren offen halten, die Natur beobachten und sich gut ausrüsten. Wichtig ist für jeden Einzelnen zu wissen, dass es in seiner eigenen Verantwortung liegt, wie er oder sie sich in der Natur bewegt. Die Hitze führt dabei vor allem in den hohen Lagen über 2500 oder 3000 Meter – also dort, wo überhaupt Permafrost tauen kann – zu Problemen. Die tieferen Lagen sind nicht betroffen.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

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