Es war ein trockener und heisser Sommer. Das machte sich auch in den Schweizer Wäldern bemerkbar: Die Böden waren und sind trocken. Dabei gibt es regionale Unterschiede. Bereits im Frühjahr wurde für einige Regionen eine starke Trockenheit vorhergesagt, die sich im Sommer so bestätigte: das Wallis, das Tessin, die Region Schaffhausen, der nördliche Jura. Erkennen können das Bodenforscherinnen und -forscher an der frühzeitigen Blattverfärbung.
Einige Regionen, die nun von der Trockenheit betroffen sind, hatte die Hydrologin Katrin Meusburger im Frühling noch nicht auf dem Schirm: das Waadtland oder die Genfer Region. Letztere und das Wallis sind die Sorgenkinder: «In der Region Genf ist der Unterboden noch sehr trocken. Erste Niederschläge haben für Entspannung der Bäume gesorgt.»
Bäume konnten wachsen
Was das Wachstum angeht, haben die Bäume den Sommer gut überstanden. «Es war ein extrem heisses Jahr. Aber bezüglich Wald-Performance war es nicht so extrem wie auch schon, mit Ausnahmen wie beispielsweise im Wallis», erklärt Roman Zweifel. Er widmet sich dem Wachstum der Bäume.
Das Wachstum der Bäume ist abhängig von einer Kombination aus Umweltbedingungen: die aktuellen, die kürzlichen und die letztjährigen. «Das Wachstum in diesem Jahr profitiert vom relativ kühlen und feuchten Jahr 2021. Dementsprechend ist der Grundtenor für das nächste Jahr ein bisschen pessimistischer. Denn der Stress von diesem Sommer im Wachstum wird zum Teil erst ein Jahr später sichtbar», schätzt Waldforscher Zweifel.
Der Schweizer Wald wird nicht verschwinden
Sorgen, dass der Wald wegen der Trockenheit irgendwann ganz verschwinde, müsse man sich nicht, so Zweifel: «Es gibt einen Übergang von Wald zu Steppe oder zu mehr Buschland und anschliessend zu Gras. An einzelnen exponierten Lagen, zum Beispiel an Walliser südexponierten Hängen ist dieser Prozess in Gang. Aber grundsätzlich sind wir für den Schweizer Wald weit davon entfernt.»
Denn vorher würde sich die Natur anpassen: «Die Baumarten wechseln zum Beispiel von sehr nässebedürftigen oder feuchtebedürftigen wie der Fichte zu den etwas robusteren bezüglich Trockenheit wie zum Beispiel Eichen. Erst wenn diese Kaskade ausgeschöpft ist, würden wir solche Phänomene in grösserem Masse sehen.»
Doch der Sommer sei noch nicht ganz vorbei, sagt Kathrin Meusburger, die misst, wie viel Feuchtigkeit sich im Waldboden befindet. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass auch Trockenheit im Oktober noch zu zusätzlichen Belastungen der Bäume führen kann. «Vor allen Dingen die Situation im Wallis würde ich weiterhin im Auge behalten.»
Ganz aufatmen ist also noch nicht angesagt. Aber ganz allgemein hat der Schweizer Wald die Sommerhitze erstaunlich gut überstanden.