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Trotz Klimawandel Wie die Walliser Gletscher Publikumsmagnete bleiben wollen

Die schmelzenden Gletscher fordern auch den Tourismus heraus. Zwei Beispiele zeigen, wie aus der Not eine Tugend gemacht wird.

Es schmilzt dahin – das Geschäft der Familie Carlen. Seit über 190 Jahren betreibt sie die Eisgrotte am Rhonegletscher. An heissen Sommertagen legen hier Touristinnen und Touristen auf ihrem Weg über die Furka gerne einen Halt ein und bestaunen den Gletscher von innen – das blau schimmernde Eis.

Rhonegletscher, der sich zurückzieht. Eisgrotte, die mit Vlies geschützt wird.
Legende: Die Eisgrotte im Rhonegletscher ist ein beliebtes Ausflugsziel. Mit Vliestüchern versuchen die Betreiber der Eisgrotte, dem Klimawandel zu trotzen. SRF/Ruth Seeholzer

Aber das Eis über, unter und neben der Grotte, der Rhonegletscher, es schmilzt. Seit Jahren versucht Grotten-Betreiber Philipp Carlen zu retten, was noch zu retten ist. Um der Hitze zu trotzen, hat er grosse, weisse Vliestücher über die Grotte legen lassen. «Der Gletscher schmilzt dort um bis zu 80 Prozent weniger als an den nicht abgedeckten Stellen.» Trotz Vlies ist das Ende der Grotte im Rhonegletscher absehbar. Davon ist auch Philipp Carlen überzeugt.

Vliestücher sorgen für Ärger

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Weil Teile der Gletscherzunge abgebrochen sind, liegen ein paar der Vliestücher mittlerweile auf Eisinseln im Gletschersee und hängen ins Wasser. Dies sorgt für Unmut und ist auch bei der zuständigen kantonalen Behörde nicht unbemerkt geblieben.

«Falls Teile des Vlieses in den Gletschersee gelangen, entsteht Makro- und Mikroplastik. Gegebenenfalls werden diese Stoffe mit der Rhone mitgerissen und stellen eine Umweltbeeinträchtigung dar», so die Dienststelle für Umwelt gegenüber dem Walliser Boten.

Das Vlies stelle keine Gefahr für die Umwelt dar, bekräftigt hingegen Philipp Carlen. «Wir setzen alle Hebel in Bewegung, damit wir die Vliestücher herausholen können.»

Auch der Aletschgletscher, der grösste Gletscher Europas, hat mit dem Klimawandel zu kämpfen. Das Eis des Gletschers verliert an Dicke. Dadurch kam 2016 der Hang oberhalb des Gletschers ins Rutschen. Dort, wo vorher beliebte Familienwanderwege durchführten, klafften plötzlich grosse Spalten im Hang. Kurzfristig musste deswegen auch eine Seilbahn ihren Betrieb einstellen.

Der Wandel wird erlebbar gemacht

«Es waren schwierige Zeiten für die Aletsch Bahnen», erinnert sich Bahndirektor Valentin König. Die Rutschungen haben sich mittlerweile zwar stark verlangsamt und die Gefahr ist gebannt. Die Spalten am Hang sind aber geblieben – und sind nun Teil eines einstündigen Rundgangs.

«2016 war das Interesse an den geologischen Prozessen sehr gross. Darum haben wir uns entschieden, sie für die Gäste erlebbar zu machen.» Ein gesicherter Wanderweg führt über die Abgründe und soll den Klimawandel und die Gletscherschmelze thematisieren. Das Ziel: «Aus der Not eine Tugend machen. Das, was man hat, den Gästen rüberbringen und verkaufen», so Valentin König.

Touristen blicken auf das, was vom Rhonegletscher noch zu sehen ist.
Legende: Die Aussichtsplattform am Rhonegletscher soll auch weiterhin genutzt werde. Nun gibt es aber Alternativen. SRF/Ruth Seeholzer

Auch am Rhonegletscher hat man bereits Massnahmen ergriffen, um denjenigen, die die Gletschergrotte besuchen wollen, eine Alternative anzubieten. Philipp Carlen und seine Familie haben einen Gletscherlehrpfad, einen Alpengarten und eine Kneipp-Anlage errichtet. So sei man für die Zeit nach der Eisgrotte gewappnet.

Der schmelzende Gletscher könne auch eine Chance sein, sagt Philipp Carlen und zeigt auf den jungen Gletschersee und die Felslandschaft, die der Gletscher nach und nach freigibt. «Es eröffnen sich touristisch neue Möglichkeiten.»

Rendez-vous, 14.07.2023, 12:31 Uhr ; 

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