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Überfälle auf Geldautomaten Bancomaten-Sprenger stecken weiterhin die Scheine ein

Gesprengt, herausgerissen oder manipuliert: Bancomaten-Sprenger scheinen unaufhaltsam. Behörden und Banken sind gefordert.

Es passiert meist in den dunkelsten Stunden. Verbrecher jagen Bancomaten in die Luft. Szenen wie aus einem Film. 

Was in einigen Ländern ein bekanntes Problem ist, hat auch in der Schweiz unlängst stark zugenommen. Neuster Tatort seit dem frühen Mittwochmorgen: Buchs im Kanton Zürich.

Es ist bereits der dreizehnte Überfall auf einen Bancomaten seit Jahresbeginn. 2022 waren es 57 Angriffe übers ganze Land verteilt, 26 davon waren erfolglos.

Legende: SRF

Die Angriffe erfolgen auf verschiedene Weisen: Bei den Lasso-Angriffen versuchen die Täter, die Bancomaten mit einem Seil herauszureissen, um so an die Geldkassetten zu kommen. Wieder andere nehmen hydraulische Geräte und brechen die Automaten damit auf. Und bei Gasexplosionen wird Gas in die Bancomaten eingelassen und dann gezündet.

Wird ein Bancomat mittels Lasso, Gas oder Werkzeugen aufgebrochen, ermittelt die Kantonspolizei. Immer öfter machen sich Täter aber nicht mehr nur mit Brechstangen an den Automaten zu schaffen, sondern greifen zu Sprengstoff. Kommt dieser zum Einsatz, werden die Bundesbehörden auf den Plan gerufen.

In diesem Fall übernimmt das Bundesamt für Polizei den Lead in den Ermittlungen. Und das Fedpol erwartet neben den Sprengungen in Zukunft auch vermehrt elektronische Manipulation von Bancomaten. Dabei wird auf die Software zugegriffen, um eine Geldausgabe zu provozieren.

Banken kommen unter Druck

Angesichts der vielen Angriffe und zunehmender Sprengungen stellt sich die Frage, ob die Banken ihre Automaten genügend schützen. Digitalisierungsspezialist Henning Gebert meint, dass die Banken natürlich immer mehr machen könnten. «Aus Dienstleistungssicht ist der Bargeldbezug für Banken aber ein abnehmendes Geschäft, das immer weniger lukrativ ist», so Gebert.

Video
Experte Henning Gebert zum Schutz vor Bancomat-Angriffen
Aus News-Clip vom 10.05.2023.
Bild: abspielen. Laufzeit 52 Sekunden.

«Gleichzeitig erhöhen sich die Kosten mit zusätzlichen Schutzmassnahmen», erklärt der Leiter Banking and Payments bei der Beratungsfirma Capco. Somit spielt der entsprechende Schutz auch aus kommerzieller Sicht eine Rolle.

Diese Abwägung von Kosten und Nutzen drängt sich bei einigen Banken mehr auf als bei anderen. Denn obwohl es beinahe in der ganzen Schweiz Angriffe gibt, haben es die Banden auf bestimmte Regionen besonders abgesehen.

Was ist über die Tätergruppierungen bekannt?

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Gemäss Fedpol sind in der Schweiz mehrere Gruppierungen aktiv. Die Auswahl der Bancomaten, die Art der Angriffe und das Fluchtverhalten unterscheiden sich demnach je nach Gruppierung:

  • Angriffe mit Sprengstoff führen mehrheitlich zwei Täterkonstellationen durch: Rumänische und holländische Täter. Dazu kommen vereinzelt Nachahmungstäterinnen.
  • Sprengungen mit Gas verüben vor allem serbische und rumänische Tätergruppen.
  • Werkzeugangriffe werden eher von Tätern aus dem albanischsprachigen Raum ausgeführt.

Das Fedpol betont, dass Angreifer nicht alleine, sondern in organisierten Gruppen agieren. Aktuelle Erkenntnisse würden darauf hinweisen, dass die Gruppen im Ausland Räume mieten und darin eine Basis für Planung, Logistik und Rückzugsraum einrichten. Den Angriff übernehmen dann bis zu vier Personen. Diese flüchten oft in mehreren, teilweise gestohlene Fahrzeugen und überqueren Kantons- oder Landesgrenzen.

So trifft es oftmals die Nordwestschweiz. Schaut man beispielsweise in den Grenzkanton Baselland, kam es dort Ende 2022 innert kürzester Zeit zu mehreren Sprengungen: im Dezember in Füllinsdorf, im November in Aesch und im Oktober in Oberwil.

Der Überfall in Aesch geht auf Kosten der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB). Es war der einzige Angriff, bei dem die Täterschaft Geld erbeuten konnte, sagt Philipp Stotz. Er ist bei der Bank für die integrale Sicherheit zuständig und betont bestehende Schutzmassnahmen.

Video
Philipp Stotz über die Schutzmassnahmen bei den BLBK-Automaten
Aus News-Clip vom 10.05.2023.
Bild: abspielen. Laufzeit 25 Sekunden.

Nach einer Sprengung im 2021 seien drei Massnahmen ergriffen worden: «Einerseits kann man Sprengstoff nicht mehr so einfach in den Tresor einführen; das Zweite ist ein Einfärbungssystem für die Banknoten, welches das Geld unbrauchbar macht; das Dritte ist eine künstliche DNA, die als Partikel im Raum verteilt wird.» Die DNA bleibt im Idealfall bis zu zwei Jahren auf der Kleidung der Täter zurück. Eine Spur, die der Strafverfolgung dienen soll.

Unklar ist, wie viele Banken in der Schweiz auf solche Massnahmen setzen. Von einer erfolgreichen Bekämpfung der Angriffe kann noch nicht die Rede sein. Immerhin: Ende 2021 kam es zum ersten Urteil gegen einen Bancomatsprenger.

SRF 4 News, 10.05.2023, 10:30 Uhr

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