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Überfall auf Israel So blicken jüdische Menschen in der Schweiz auf den 7. Oktober

Der 7. Oktober 2023, ein Tag, der für viele jüdische Menschen alles verändert hat. Die Hamas überfällt Israel, ermordet Menschen und entführt Geiseln in den Gazastreifen. Es folgt ein grausamer Krieg, der bis heute andauert.

«Die Stimmung in der jüdischen Gemeinschaft ist nachdenklich und besorgt», sagt Ralph Friedländer, Präsident des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebundes. «Viele haben Familie in Israel» – einerseits unter den Soldatinnen und Soldaten, andererseits auch unter den Opfern von damals. Am zweiten Jahrestag sollen die Opfer im Vordergrund stehen.

Es war das grösste Massaker an Juden seit dem Holocaust.
Autor: Ralph Friedländer Präsident des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebundes

In der jüdischen Gemeinschaft sei das Trauma immer noch sehr gross, sagt Friedländer. Man müsse sich vorstellen: «Es wurde gefoltert, es wurden 1200 Menschen ermordet – an einem Tag. Es war das grösste Massaker an Juden seit dem Holocaust.»

Weisse Sandsäcke auf einer Wiese unter Bäumen.
Legende: Beim Überfall der Hamas wurden Massaker in verschiedenen Ortschaften verübt. Im Bild der Kibbuz Beeri. Dort wurden über 100 Menschen ermordet und mehr als 30 Personen entführt. (11.10.2023) Keystone/EPA/ATEF SAFADI

Auch Timrah Schmutz erfüllt der Jahrestag mit Trauer: «Einerseits wegen der Gräueltaten, die am 7. Oktober passiert sind. Das war ein schrecklicher Tag für uns», sagt die Geschäftsleiterin der jüdischen Organisation Gescher.

Es gibt ein davor und ein danach.
Autor: Timrah Schmutz Geschäftsleiterin der jüdischen Organisation Gescher

«Und andererseits auch wegen der ganzen Gewaltspirale, die dieser Tag ausgelöst hat: der Krieg in Gaza, der zu so viel Leid geführt hat für zigtausende Menschen.» Für viele ist es eine Zäsur: «Es gibt ein davor und ein danach.»

Zerstörte Gebäude und Trümmerlandschaft in einem städtischen Gebiet.
Legende: Nach dem Massaker durch die Hamas führte Israel heftige Luftschläge auf den Gazastreifen aus. Im Bild suchen Menschen nach Überlebenden und Toten in den Trümmern des Flüchtlingslagers Dschabaliya. (1.11.2023) Keystone/EPA/MOHAMMED SABER ATTENTION

Zwischen Solidarität und Sorge

Die Situation in Gaza sei «absolut grauenhaft. Dass sich jetzt ein grosser Teil der Weltbevölkerung mit der Zivilbevölkerung in Gaza solidarisiert, ist extrem wichtig», findet Schmutz.

Friedländer hat Verständnis dafür. «Es gibt ja auch sehr viele unterschiedliche Meinungen in Israel, auch in der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz. Darüber, was gemacht werden sollte.» Ob und wie es weitergeht – mit dem Krieg, der Hamas, den zivilen Opfern. «Wir hoffen aber auch auf Frieden für alle im Nahen Osten.»

Person in traditioneller Kleidung auf Gehweg, zwei Jogger im Hintergrund.
Legende: Von den rund 18'000 Menschen jüdischen Glaubens in der Schweiz sind laut Angaben des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebundes (SIG) die Mehrheit Mitglieder einer SIG-Gemeinde. An die 3000 Menschen gehören anderen, chareidischen (streng orthodoxen) oder liberalen jüdischen Gemeinden an. KEYSTONE/Michael Buholzer

Fest steht: Seit dem Massaker der Hamas und dem neu entflammten Krieg kommt es auch wieder zu deutlich mehr antisemitische Vorfällen hierzulande. Laut Friedländer gibt es eine grosse Verunsicherung. «Im Ausgang von Jom Kippur hat es vom Rabbiner geheissen, dass man aufgrund einer Demonstration jüdische Zeichen, wie ein Davidstern, vermeiden soll – hier in Zürich.»

Der 7. Oktober 2023 jährt sich bald zum zweiten Mal. Ein Tag, der noch heute Schmerz und Leid verursacht.

Tagesschau, 5.10.2025, 19:30 Uhr ; 

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