«Die Stimmung in der jüdischen Gemeinschaft ist nachdenklich und besorgt», sagt Ralph Friedländer, Präsident des Schweizerisch Israelitischen Gemeindebundes. «Viele haben Familie in Israel» – einerseits unter den Soldatinnen und Soldaten, andererseits auch unter den Opfern von damals. Am zweiten Jahrestag sollen die Opfer im Vordergrund stehen.
Es war das grösste Massaker an Juden seit dem Holocaust.
In der jüdischen Gemeinschaft sei das Trauma immer noch sehr gross, sagt Friedländer. Man müsse sich vorstellen: «Es wurde gefoltert, es wurden 1200 Menschen ermordet – an einem Tag. Es war das grösste Massaker an Juden seit dem Holocaust.»
Auch Timrah Schmutz erfüllt der Jahrestag mit Trauer: «Einerseits wegen der Gräueltaten, die am 7. Oktober passiert sind. Das war ein schrecklicher Tag für uns», sagt die Geschäftsleiterin der jüdischen Organisation Gescher.
Es gibt ein davor und ein danach.
«Und andererseits auch wegen der ganzen Gewaltspirale, die dieser Tag ausgelöst hat: der Krieg in Gaza, der zu so viel Leid geführt hat für zigtausende Menschen.» Für viele ist es eine Zäsur: «Es gibt ein davor und ein danach.»
Zwischen Solidarität und Sorge
Die Situation in Gaza sei «absolut grauenhaft. Dass sich jetzt ein grosser Teil der Weltbevölkerung mit der Zivilbevölkerung in Gaza solidarisiert, ist extrem wichtig», findet Schmutz.
Friedländer hat Verständnis dafür. «Es gibt ja auch sehr viele unterschiedliche Meinungen in Israel, auch in der jüdischen Gemeinschaft in der Schweiz. Darüber, was gemacht werden sollte.» Ob und wie es weitergeht – mit dem Krieg, der Hamas, den zivilen Opfern. «Wir hoffen aber auch auf Frieden für alle im Nahen Osten.»
Fest steht: Seit dem Massaker der Hamas und dem neu entflammten Krieg kommt es auch wieder zu deutlich mehr antisemitische Vorfällen hierzulande. Laut Friedländer gibt es eine grosse Verunsicherung. «Im Ausgang von Jom Kippur hat es vom Rabbiner geheissen, dass man aufgrund einer Demonstration jüdische Zeichen, wie ein Davidstern, vermeiden soll – hier in Zürich.»
Der 7. Oktober 2023 jährt sich bald zum zweiten Mal. Ein Tag, der noch heute Schmerz und Leid verursacht.