Sommerzeit ist Camping-Zeit: Viele sind mit dem Wohnmobil quer durchs Land unterwegs. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern gibt es in der Schweiz allerdings nur wenige Stellplätze für Camper. Das sind Parkplätze, auf denen man im Fahrzeug übernachten darf.
«Vor ein paar Jahren waren Camper gezwungen, ins Ausland zu reisen, weil es in der Schweiz neben den Campingplätzen viel zu wenige Stellplätze gab», sagt Rolf Järmann, Geschäftsführer von Wohnmobilland Schweiz. Dieser Verein wurde 2020 mit dem Zweck gegründet, mehr Wohnmobil-Stellplätze in der Schweiz zu schaffen.
Eine Erfolgsgeschichte – fast
Dieses Ziel hat der Verein erreicht: Die Zahl der Stellplätze hat sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht, während «klassische» Campingplätze zurückgehen.
«Wir haben ziemlich viel erreicht, es gibt jetzt viel mehr Übernachtungsmöglichkeiten mit dem Wohnmobil in der Schweiz», sagt Järmann stolz. Man könne nun auch in der Schweiz mit dem Camper nur für ein Wochenende verreisen. Aber: «Mit den Entsorgungsstellen hapert es noch, weil sich mit diesen kein Geld verdienen lässt.»
Platzbetreiber wurden überzeugt
Laut Järmann ist der Verein dafür direkt auf potenzielle Platzbetreiber zugegangen, sowohl private als auch staatliche. Manche Bedenken liessen sich so ausräumen: die Angst vor Umweltverschmutzung zum Beispiel. Dank der legalen Stellplätze lässt sich nämlich Wildcampieren reduzieren. Oder die Angst, nicht lukrative Gäste anzulocken, die bloss für Verkehr und Lärm sorgen. Viele Reisende nutzen die Küche ihres Wohnmobils gar nicht, sondern gehen häufig auswärts essen.
«Wir haben mit sehr vielen Gemeinden und Kantonen gesprochen und darauf aufmerksam gemacht, dass man bestehende Parkplätze doppelt nutzen kann», erzählt Järmann. Zum Beispiel könne man den Parkplatz eines Strandbads im Herbst, Winter und Frühling als Wohnmobil-Stellplatz nutzen oder auf den Parkflächen eines Skigebiets im Sommer Camper abstellen. «Es sind also nicht unbedingt viele neue Plätze erstellt, sondern bestehende Plätze umgenutzt worden», so Järmann.
Trotzdem ist der Verein nicht zufrieden – die Schweiz hinkt im Vergleich zu anderen Ländern noch immer hinterher. Järmann lobt vor allem Deutschland und Frankreich. «Die Schweiz ist nicht wirklich vorbereitet auf den Wohnmobiltourismus, die Gesetze sind nicht auf diese Art Tourismus ausgerichtet.» Das liege unter anderem an den beengten Platzverhältnissen. Manche Tourismusregionen wollen auch keine billige Konkurrenz für Hotels und «echte» Campingplätze.
Unterschiedliches Angebot
Der grösste Anbieter von Campingplätzen in der Schweiz ist der Touring Club Schweiz (TCS). Durch die Zunahme an Stellplätzen fühlt er sich allerdings nicht bedroht. «Wir befürworten bewirtschaftete Stellplätze, die eine Kurtaxe erheben», schreibt Vanessa Flack vom TCS. Diese würden das Netz ergänzen. «Manchmal bietet es sich an, einfach bei einem Stellplatz den Zwischenstopp für die Durchreise zu nutzen. Das macht durchaus mehr Sinn, als einen ‹Umweg› bis zu einem Campingplatz zu machen.»
Auch Järmann betont: «Es ist eher ein Miteinander als ein Gegeneinander.» Das Angebot unterscheide sich in wesentlichen Punkten. «Wer wirklich Ferien machen und einen Platz auf sicher will, ist auf dem Campingplatz besser aufgehoben.»