Zum Inhalt springen

Header

Audio
«Ich wollte mit meinen Kindern nicht im Keller sitzen, ich wollte weg.»
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 24.02.2023. Bild: SRF/Nina Gygax
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 24 Sekunden.
Inhalt

Ukrainerinnen in der Schweiz «Ich habe grosse Angst vor dem Krieg und kann nicht zurück»

Vier Frauen erzählen vom neuen Leben in Basel, wie sie den Frieden geniessen und gleichzeitig die Heimat vermissen.

Im Laden, den Karina Franchuk nahe der ukrainischen Stadt Donezk führte, gab es guten Kaffee. Darauf ist sie heute noch stolz. Von Bedeutung ist das aber nicht mehr: «Jedes Haus in meiner Stadt ist kaputt, auch meines», erzählt Karina Franchuk.

Jedes Haus in meiner Stadt ist kaputt, auch meines.
Autor: Karina Franchuk Ukrainerin in der Schweiz

Was Krieg bedeutet, hatte sie bereits zuvor erfahren. Sie war schwanger und wurde angeschossen, als Russland die Krim annektierte. Das ungeborene Kind wurde nicht getroffen und auch sie sei nach einem Monat im Spital gesund gewesen.

2014 blieb Franchuk in der Urkaine, trotz des Krieges. Als die Sirenen vor einem Jahr erneut heulten und auch Bomben fielen, entschied sie sich aber zur Flucht. «Jetzt ist wirklich Krieg. Ich wollte mit meinen Kindern nicht im Keller sitzen, ich wollte weg.»

Einsteigen, ohne zu wissen, wohin der Bus fährt

Zusammen mit den Söhnen, der Mutter, einer Schwester und deren Kindern sowie zwei Freundinnen verliess sie die Ukraine. Sie seien nach Polen gekommen, hätten dort in ein schmutziges Camp gehen oder einen weiteren Bus besteigen können, erzählt sie. Sie hätten sich für den Bus entschieden, ohne zu wissen, wohin der sie bringen würde. Irgendwann seien sie in Basel ausgeladen worden.

In Basel wurde die Gruppe zuerst in einem Hotel untergebracht. Das sei gut für die Kinder gewesen, denn diese hätten sich beruhigen können. Nach einem Jahr in Frieden habe sie nicht mehr bei jedem lauten Geräusch Angst. «Mein älterer Sohn weint aber noch jeden Tag.»

Während sich der Kleinere im Kindergarten wohlfühlt und Freunde gewinnen konnte, muss sich der Achtjährige ständig mit der Ukraine auseinandersetzen: Er besucht die Schule in Basel und in der Ukraine. Während die Nachbarskinder Freizeit geniessen, büffelt er online mit der Klasse in der Heimat.

Freundinnen, die zurückgegangen sind, erzählen, dass sie wegen der Bomben nur im Keller sitzen.
Autor: Karina Franchuk Ukrainerin in Basel

«Ich habe grosse Angst vor dem Krieg», sagt Franchuk. «Freundinnen, die zurückgegangen sind, erzählen, dass sie wegen der Bomben nur im Keller sitzen.»

Arbeitgeber macht Druck

Auch Uliana Makarenko flüchtete. Den Job an der Uni im ukrainischen Lwiw machte sie weiter – online von der Schweiz aus. Kürzlich hat die Uni ihr Pensum gekürzt: «Ich muss zurückgehen, sonst verliere ich meinen Job.»

Audio
«Ich muss zurückgehen, sonst verliere ich meinen Job.»
aus Regionaljournal Basel Baselland vom 24.02.2023. Bild: SRF/Nina Gygax
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 16 Sekunden.

Das tat sie dann auch. Die Wohnung in Basel hat sie trotzdem nicht gekündigt; sie will sich den Weg in ein sicheres Land offen halten.

Fluchtdestination war ein Glücksfall

Eine weitere Geflüchtete hatte Glück, obwohl es zuerst gar nicht so schien: Anna Lugovska, die fünf Sprachen, aber kein Deutsch konnte, landete ausgerechnet in der Deutschschweiz. Jetzt lernt sie Deutsch, schliesst an der Uni Basel bald mit dem Doktortitel ab und hat bereits vier Ausstellungen mit ukrainischen Kunstschaffenden organisiert. «Ich hatte Glück, dass ich in der Hauptstadt der Kunst landete!»

«Ich schäme mich»

Mit Gewissensbissen quält sich derweil Olha Martynyuk, die ebenfalls flüchtete. «Ich schäme mich, weil ich keine Soldatin bin.» In der Schweiz finde sie sich gut zurecht, verstehe mittlerweile Schweizerdeutsch und arbeite an der Universität. «Ich habe wieder eine Normalität.»

Audio
«Ich bin ein Flüchtling, aber ich bin auch eine Person mit Ambitionen im Leben.»
aus Regionaljournal Basel Baselland vom 24.02.2023. Bild: SRF/Philipp Schrämmli
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 17 Sekunden.

Gebe es an einem Tag viele Bombenangriffe in der Ukraine, gehe es ihr dennoch schlecht. Aber sie könne sich mittlerweile trotzdem auf die Arbeit konzentrieren: «Ich bin ein Flüchtling, aber ich bin auch eine Person mit Ambitionen im Leben.»

Regionaljournal Basel, 24. Februar 2023, 6.31 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel