In den letzten Jahren hat sich die Situation vielerorts zugespitzt: Schulen bekundeten zunehmend Mühe, ihre Stellen zu besetzen. Das Problem einfach auf den Fachkräftemangel zurückzuführen, das reichte dem Kanton Luzern nicht. Er wollte es genauer wissen und gab deshalb eine Umfrage in Auftrag.
Über 3000 aktuelle und ehemalige Lehrerinnen und Lehrer wurden befragt zu den Gründen, die diesen Beruf unattraktiv machen. Dabei wurde klar: Viele sehen den Lohn als Problem. Über die Hälfte der Befragten sind unzufrieden damit. Und sogar 70 Prozent von ihnen bemängeln, dass sich der Lohn zu wenig gut entwickle.
Es ist schon ein Attraktivitätsfaktor, wenn man anderswo 1000 oder 1500 Franken pro Monat mehr verdient.
Speziell betroffen seien Personen zwischen 32 und 47: «In dieser Altersspanne hängt die Lohnkurve», sagt Martina Krieg, Leiterin der Dienststelle Volksschulbildung im Kanton Luzern. Auch wegen früherer kantonaler Sparprogramme seien die Löhne in Luzern tiefer als in den umliegenden Kantonen, erklärt sie. «Es ist schon ein Attraktivitätsfaktor, wenn man anderswo 1000 oder 1500 Franken pro Monat mehr verdient.»
Karriere durch Spezialisierung
Unzufriedenheit mit dem Beruf rührt jedoch nicht nur vom Lohn her. Häufig genannt wurden auch fehlende Entwicklungsmöglichkeiten. Für Martina Krieg ist deshalb klar: Um die Attraktivität des Lehrberufs zu erhöhen, müssten «Fachkarrieren» möglich werden.
Das bedeutet, dass sich Lehrpersonen spezialisieren können. «Zum Beispiel könnte man Leute im Coaching von Junglehrpersonen einsetzen – oder auch im IT-Bereich», sagt Krieg.
Mit dem, was man von der Grundausbildung her im Rucksack hat, kann man nicht mehr die ganze Berufskarriere gestalten.
Fachliche Weiterentwicklung ermöglichen, damit der Beruf attraktiv bleibt, das sei auch ein grosses Anliegen der Pädagogischen Hochschule Luzern, betont Rektorin Kathrin Krammer. «Mit dem, was man von der Grundausbildung her im Rucksack hat, kann man nicht mehr die ganze Berufskarriere gestalten.» Deshalb biete die Hochschule beispielsweise einen Master in schulischer Heilpädagogik an oder die Ausbildung für Schulleitungen und auch eine breite Palette an Weiterbildungen.
Schon jetzt sind über 200 Stellen ausgeschrieben
Neben längerfristigen Perspektiven dürfte es aber auch Massnahmen brauchen, die schnell greifen. Denn auch dieses Jahr wird es kaum einfacher sein, die freien Stellen zu besetzen. Bereits jetzt sind allein im Kanton Luzern über 200 ausgeschrieben.
Mit höheren Löhnen können Bewerberinnen und Bewerber allerdings nicht geködert werden. Für Anpassungen in diesem Bereich wäre eine Gesetzesänderung nötig, was rund zwei Jahre dauern dürfte. Aber genau dort will die Luzerner Regierung nun ansetzen.
Kompliziertes Lohnsystem
Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann schlägt vor, gleich das ganze Lohnsystem zu überarbeiten. Das heutige, das sich von jenem der Kantonsverwaltung unterscheidet, sei zu umständlich. So werde viel über Entlastungslektionen geregelt. «Wir haben rund 6500 Lehrpersonen in Kanton, aber etwa 15'000 Anstellungsverträge: Das allein zeigt, wie kompliziert alles ist.»
Lehrpersonen verdienen nicht grundsätzlich zu wenig.
Er jedenfalls sieht die Lösung nicht einfach in Lohnerhöhungen. «Lehrpersonen verdienen nicht grundsätzlich zu wenig. Sie haben eine tertiäre Ausbildung und verdienen überdurchschnittlich gut – wenn man es über den ganzen Kanton anschaut», relativiert der Bildungsdirektor. Aber auch er räumt ein: Die Löhne hätten nach fünf bis zehn Jahren Berufserfahrung «einen Durchhänger». «In einzelnen Bereichen müssen wir wohl schon etwas machen – aber das müssen wir jetzt genau analysieren.»