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Umgang mit Abbruchmaterial Küche, Fenster und Türen wiederverwenden statt «nur» recyceln

Baustoffe werden nach dem Abriss eines Gebäudes oft als Abfall entsorgt oder recycelt. Es geht aber auch anders.

Wenn ein Haus abgerissen wird, wird meist ein Grossteil des Abbruchmaterials entsorgt. Küchen, WC-Einrichtungen oder Ziegel gelten als Abfall, auch wenn sie eigentlich noch verwendet werden könnten. Bau- und Abbruchabfälle seien eine der grössten Abfallquellen, die in der Schweiz anfallen, sagt die Solothurner Firma Sumami und setzt sich seit zwei Jahren dafür ein, dass möglichst viel Material wiederverwendet wird.

Unterschied Wiederverwendung und Recycling

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Beim Recycling geht es darum, dass die Rohstoffe in einem Produkt wiederverwertet werden. Paradebeispiel sind die PET-Flaschen, aus denen neues Kunststoffgranulat und später neue Flaschen hergestellt werden. Gemäss offizieller Definition muss beim Recycling ein Produkt zunächst als Abfall deklariert sein, bevor es recycelt werden kann.

Im Unterschied dazu geht es bei der Wiederverwendung darum, dass etwas in der bestehenden Form wiederverwendet wird, dass also zum Beispiel ein Küchengerät, ein Ziegel oder ein Einbaufenster nicht entsorgt und Einzelteile davon recycelt werden, sondern dass der ganze Gegenstand weiterhin gebraucht bzw. an einem neuen Ort wieder eingebaut wird.

Im Unterschied zum häufig energieintensiven Recycling braucht die Wiederverwendung kaum Energie und ist somit noch einiges ressourcenschonender als Recycling.

Geschirrspüler, Solarmodule, Treppen, Lavabos oder Holztäfer sollen über eine Online-Plattform neue Besitzerinnen und Besitzer finden, so das Geschäftsmodell von Sumami aus Biberist. Die Firma vermittelt zwischen Planerin, Baufirma und Bauherrschaft. Die Nachfrage sei gross, sagt die Firma.

Knappe Rohstoffe

Sumami ( su stainable ma terial mi ning, also nachhaltiges Material schürfen) findet, die Städte seien unsere Rohstofflager der Zukunft. Co-Geschäftsführerin Julia Meyer ist überzeugt, dass noch viel drin liegt: «Wir sehen grosses Potenzial in der Wiederverwendung». Diese sei noch einges ressourcenschonender als «nur» Recycling. Die CO2-Bilanz beispielsweise sei bei der Wiederverwendung viel besser.

Türe und Treppe
Legende: Blick auf den Rückbau auf einem Zürcher Übungsgelände. Der Kanton Zürich gilt als Vorreiter im Baustoff-Recycling. Alle Materialien auf dem Schulungsgelände werden separat abtransportiert. Keystone/Ennio Leanza

Es gibt in der Schweiz aktuell etwa vier Firmen, die Plattformen zur Wiederverwendung von Baustoffen betreiben. Ganz durchgesetzt hat sich die Idee allerdings noch nicht, gibt Julia Meyer zu: «Momentan braucht es viel Sensibilisierungsarbeit.» Die Baubranche sei eher konservativ. Entscheidend sei, dass eine allfällige Wiederverwendung bestimmter Produkte frühzeitig in die Planung einbezogen werde.

Die Wiederverwendung von Baustoffen ist im Kanton Aargau noch eine Randerscheinung.
Autor: Martin Kummer Baumeisterverband Aargau

Im Kanton Aargau, wo aktuell viel gebaut wird, sei die Wiederverwendung von Baustoffen noch eine Randerscheinung, sagt Martin Kummer vom Baumeisterverband Aargau. «Wenn eine Haustüre wiederverwendet wird, muss sie die neuen Dämm-Vorschriften erfüllen, das sind grosse Herausforderungen.»

Alte Fenster neu verwenden?

In einem Bürogebäude in Zollikofen (BE), das zu einem Wohnhaus umgebaut wird, erklärt Anna Buser, Projekteiterin bei Sumami, was aus dem Haus herauszuholen wäre. Zum Beispiel die Fenster: «Das ist ein zweifach verglastes Fenster. Wir schlagen vor, das Fenster an einem neuen Ort einzubauen, zusammen mit einem weiteren Fenster. So hat man Vierfachverglasung. Oder man könnte es als Trennwand brauchen.»

Beispiel Zollikofen (BE)

Kreativität scheint gefragt. Zum Beispiel auch bei Feuerlöschern, erklärt Sumami-Projektleiterin Anna Buser. Diese dürften, einmal ausgebaut, nicht wiederverwendet werden. «Wenn wir sie jetzt aber mit der ganzen Nische und Halterung ausbauen, darf man sie weiter benutzen? Was, wenn ein Fachexperte beim Ausbau anwesend ist?» Solche Fragestellungen klären die Expertinnen ab.

Kantone interessiert

Momentan kaufen vor allem Private gebrauchte Bauteile. Künftig will die Solothurner Firma die grossen Käufer erreichen. Mit dem Aufschalten der Materialien im Internet habe die Idee durchaus Potenzial, findet Martin Kummer vom Baumeisterverband Aargau.

Kantone beschäftigen sich mit Baustoff-Wiederverwendung

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Viele Baustoff-Deponien sind voll, neue nicht einfach so zu finden. Deshalb denken beim Recyceln und Wiederverwenden von Baustoffen auch die Kantone um.

Der Kanton Zürich gilt schon seit mehreren Jahren als Pionierkanton beim Baustoff-Recycling. Rund 90 Prozent des Bauschutts werden dort aktuell wieder in den Baustoffkreislauf zurückgeführt.

Der Kanton Baselland wiederum will Baustoff-Deponien verteuern und dafür das Recycling fördern. Der Kanton Solothurn hat eine Baustoff-Recycling-Strategie. «Ziel dieser Strategie ist es, die Akzeptanz und den Einsatz von mineralischen Recyclingbaustoffen stärker zu fördern, damit in Zukunft mehr als 90 Prozent der mineralischen Bauabfälle wieder verwendet werden.»

Auf gutem Weg?

Die Baubranche selbst setzt sich für die Wiederverwertung von Baustoffen ein. Man sei auf gutem Weg, heisst es beim Schweizerischen Baumeisterverband . Das Thema Baustoff-Recycling müsse aber vermehrt auch in Ausschreibungen von Bund, Kantonen und Gemeinden thematisiert werden. Nur so gelinge das Umdenken.

Auch die Kantone sind an Lösungen interessiert. In Winterthur war an einem Gebäude eine neue Fassade nötig. «Was wäre, wenn wir die hochwertige Fassade entfernen, reinigen, isolieren und wieder anbringen?», fragte Anna Buser von Sumami. Man habe die energetischen und kantonalen Vorgaben zwar nicht ganz erfüllt. Am Schluss habe der Kanton aber der Wiederverwendung zugestimmt, weil sie unter dem Strich sehr viel CO2 eingespart habe.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 05.12.2022, 12:03 Uhr ; 

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