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Umsetzung Pflegeinitiative Lohnerhöhung: Pflegende im Wallis bekommen 2000 Franken mehr

Mehr Lohn, höhere Zulagen, mehr Stellen: So will der Kanton Wallis den Pflegeberuf attraktiver machen.

Der Kanton Wallis sagt dem Fachkräftemangel in der Pflege den Kampf an. Ein Massnahmenplan soll helfen, die Arbeitsbedingungen in der Branche zu verbessern und damit auch den zweiten Teil der Pflegeinitiative umzusetzen.

Die Pflegeinitiative und ihre Umsetzung

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Im November 2021 sagte die Schweizer Stimmbevölkerung mit über 60 Prozent Ja zur Initiative «Für eine starke Pflege».

Der neue Verfassungsartikel verlangt, dass Bund und Kantone die Pflege als wichtigen Bestandteil der Gesundheitsversorgung anerkennen und fördern. Sie sollen für die Ausbildung von genügend Fachpersonal sorgen und die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich verbessern.

So ist die Umsetzung geplant: In einem ersten Schritt sollen Bund und Kantone zügig eine Ausbildungsoffensive für neues Pflegepersonal lancieren. In einer zweiten Etappe geht es mittelfristig darum, die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich zu verbessern.

An allen diesen Massnahmen beteiligt sich der Bund finanziell, sofern die Kantone die Grundlagen dafür schaffen. Ab Mitte 2024 schüttet der Bund seine Unterstützungsbeiträge aus.

Der Kanton stellt dafür in diesem Jahr zusätzlich sieben Millionen Franken bereit. Dieser Betrag soll bis 2024 auf 15 Millionen und bis 2025 auf 20 Millionen Franken erhöht werden. «Viele Kantone warten ab, was der Bund oder die Spitäler nun machen. Wir wollen im Wallis nicht abwarten, sondern vorwärtsmachen», so der Walliser Gesundheitsdirektor Mathias Reynard am Montag vor den Medien.

3200 Angestellte erhalten mehr Lohn

Zum Massnahmenplan gehört eine Lohnerhöhung: Bereits dieses Jahr soll das Pflegepersonal des Spital Wallis knapp 2000 Franken mehr pro Jahr verdienen. Gemäss Angaben des Kantons profitieren rund 3200 Angestellte von der Massnahme. Mit fast 5700 Angestellten ist das Spital Wallis der grösste Arbeitgeber des Kantons.

Notfallklingel im Vordergrung, im Hintergrund Pflegende
Legende: Pflegefachkräfte, die weniger als 120'000 Franken pro Jahr verdienen, sollen eine Lohnerhöhung bekommen. Keystone/Christian Beutler

Zusätzlich zum Lohn sollen auch die Nacht-, Wochenend- und Feiertagszulagen erhöht werden. «Die Arbeitsbedingungen im Wallis sind schlechter als in den Kantonen Bern und Waadt», so Mathias Reynard. Mit den Erhöhungen würden die Löhne an diejenigen der Spitäler Thun und Riviera-Chablais angepasst.

«Eine Lohnerhöhung alleine bringt nichts»

«Damit haben wir nun endlich gleich lange Spiesse», ist auch Hugo Burgener, Direktor des Spitalzentrum Oberwallis, überzeugt. Seine Hoffnung: Mehr Fachkräfte bleiben im Wallis, weniger Fachkräfte wandern in die Nachbarkantone ab. Er betont aber: «Mehr Lohn bringt nichts, wenn unser Personal zu erschöpft ist zum Arbeiten.» Und verweist damit auf eine weitere Massnahme: Der Kanton Wallis will in den kommenden zwei Jahren 60 zusätzliche Vollzeitstellen schaffen.

Pflegende hilft Frau am Rollator
Legende: Erschöpft und überlastet: Das Pflegepersonal des Spitals Wallis soll entlastet werden. Dafür plant der Kanton zusätzliche Vollzeitstellen. Keystone/Christian Beutler

Wie realistisch ist es – angesichts des Fachkräftemangels – auch Personal für diese Stellen zu finden? «Wir sind mit den Massnahmen des Kantons nun sicher auf einem besseren Weg», so Spitaldirektor Hugo Burgener.

Verbesserungen auch für die Langzeitpflege

Aber nicht nur das Spitalpersonal soll vom Massnahmenpaket profitieren, sondern auch Pflegefachkräfte bei der Spitex oder in Alters- und Pflegeheimen. Ein Gesamtarbeitsvertrag soll für bessere Arbeitsbedingungen sorgen. «Mit der Einführung eines GAV für die Langzeitpflege können die Sozial- und Lohnbedingungen in den Alters- und Pflegeheimen und der Spitex harmonisiert werden», erklärt Gesundheitsdirektor Mathias Reynard.

So reagiert der Berufsverband

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Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und -männer zeigt sich erfreut über die Massnahmen für das Pflegepersonal im Kanton Wallis.

«Der Kanton hat die Dringlichkeit erkannt, neben der Ausbildungsoffensive auch ins bestehende Personal zu investieren», schreibt die Geschäftsführerin Yvonne Ribi auf Anfrage von SRF.

«Besonders bemerkenswert sind die Investitionen in neue Stellen, welche zur Entlastung des Personals dienen sollen.» Ribi würde es begrüssen, wenn weitere Kantone solche Projekte ausarbeiten würden.

Die Chancen, dass das Massnahmenpaket im Kantonsparlament eine Mehrheit findet, sind intakt. Im Rat wurde bereits mehrfach gefordert, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern. Ausserdem hat das Parlament bereits im Dezember sieben Millionen Franken freigegeben, um die Löhne im Spital Wallis zu erhöhen.

SRF1 Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12.06.2023, 12:03 Uhr ; 

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